Kommunalwahl 2020 in Neuss CDU-Chef - Ihr könnt mich ja hinterher steinigen“

Neuss · Jürgen Brautmeier hat die Suche nach einem Bürgermeister-Kandidaten in seiner Partei zur Chefsache erklärt. Damit beweist er Mut.

 Jürgen Brautmeier führt seit März 2018 die Neusser CDU. Er selbst, so sagt er, strebe keine weiteren Ämter und Aufgaben an.

Jürgen Brautmeier führt seit März 2018 die Neusser CDU. Er selbst, so sagt er, strebe keine weiteren Ämter und Aufgaben an.

Foto: CDU Neuss

Jürgen Brautmeier (64) geht Risiko. Der Neusser CDU-Chef, erst seit 14 Monaten im Amt, entzieht sich allen Versuchen, ihn in die handelsübliche Schablone eines taktierenden Parteivorsitzenden zu pressen. „Ich bin für die Suche und Aufstellung eines Bürgermeister-Kandidaten in der Neusser CDU verantwortlich“, sagt Brautmeier, „diese Verantwortung nehme ich an.“ In seine Personalkarten lässt er sich nicht schauen. Nur so viel: Das Verfahren sei auf der Zielgeraden. Ein Favorit zeichne sich allmählich ab. So bald er seine Arbeit als Headhunter getan habe, werde er seine Empfehlung dem Stadtverbandsvorstand zur Beratung vorlegen.

Die Entscheidung, wer im Namen der CDU den amtierenden Bürgermeister Reiner Breuer (50, SPD) bei der Kommunalwahl im Herbst 2020 herausfordert, trifft die Aufstellungsversammlung der Partei, zu der alle 1300 Neusser Christdemokraten eingeladen werden. Sie soll, so Brautmeier, für Anfang nächsten Jahres terminiert werden.

Damit macht sich Jürgen Brautmeier zur zentralen Figur im Verfahren. Auf eine Findungskommission verzichtete er, weil letztlich immer der Vorstand die Entscheidung der Mitglieder vorbereiten müsse. Dabei bleibe es. Er wolle nicht den Kandidaten bestimmen, aber er habe den Ehrgeiz, einen Personalvorschlag zu machen. Dieser CDU-Chef will führen. Er sei nicht der Moderator, sagt Brautmeier, der Name sammele und eine lange Kandidatenliste erstelle. Somit verlangt er den potentiellen Bewerbern, den Mitgliedern und sich selbst urdemokratische Tugenden ab: „Kein Bewerber darf böse sein, wenn ich ihn nicht vorschlage.“ Im Umkehrschluss sei er auch nicht böse, wenn sich Parteifreunde bewerben oder vorschlagen lassen: „Das ist gelebte Demokratie.“

In den vergangenen Monaten absolvierte Jürgen Brautmeier einen Gesprächsmarathon. Er werde auch allen, die noch im Skat seien, eine Rückkoppelung geben. Dazu gehöre natürlich auch Sebastian Rosen (45); der langjährige Ratsherr hat bisher als einziger seine Bewerbung für die Bürgermeister-Kandidatur in der CDU angekündigt.

Selten schien eine Personalentscheidung in der Neusser CDU so offen wie die Bürgermeister-Kandidatur 2020. Namen werden gehandelt: Kreisdirektor Dirk Brügge, Erster Bürgermeister-Stellvertreter Sven Schümann, Partei-Vize Natalie Goldkamp, der frühere Neusser CDU-Vorsitzende Cornel Hüsch oder auch Landtagsabgeordneter Jörg Geerlings. Aber über den Status einer Spekulation kommen die Diskussionen nicht hinaus. Eine Stimme aus dem Umfeld des Partei-Vorsitzenden Brautmeier stellt eine „Überraschung“ in Aussicht, „aber eine Überraschung mit guten Chancen“. Andere mutmaßen, Jürgen Brautmeier könne als ehemaliger Direktor der Landesanstalt für Medien aus seinem überregionalen Netzwerk „einen Externen“ präsentieren. Doch Brautmeier steigt auf keine Frage, keine Diskussion ein; bleibt sich treu. Die Kandidaten-Suche sei Chefsache, er lasse sich zwar punktuell beraten, aber nicht die Verantwortung nehmen: „Ich werde einen Vorschlag mit Präferenz machen und ihn begründen.“ Wer möge, könne ihn ja hinterher steinigen. Brautmeier weiß, dass er Risiko geht – und kann dabei lachen.

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