Talk auf dem blauen NGZ-Sofa „Ich vermisse bei Breuer die Weitsicht“

Neuss · Direkt nach seiner Wahl zum Bürgermeisterkandidaten der CDU schaltete Jan-Philipp Büchler in den Angriffsmodus. Einzige Gemeinsamkeit mit dem amtierenden Bürgermeister: Beide haben ihr Abitur am Gymnasium Norf gemacht.

 Jan-Philipp Büchler stellte sich auf dem blauen NGZ-Sofa den Fragen von NGZ-Chefreporter Ludger Baten. Dabei betonte er, „große Lust auf das Gestalten zu haben.

Jan-Philipp Büchler stellte sich auf dem blauen NGZ-Sofa den Fragen von NGZ-Chefreporter Ludger Baten. Dabei betonte er, „große Lust auf das Gestalten zu haben.

Foto: Andreas Woitschützke

Rund 20 Stunden, nachdem feststand, dass der CDU-Bürgermeisterkandidat Jan-Philipp Büchler heißt, nahm dieser auf dem blauen NGZ-Sofa Platz und beantwortete die Fragen von NGZ-Chefreporter Ludger Baten. Drei Dutzend Besucher wollten sich den Talk im Restaurant Essenz in der Bürgergesellschaft nicht entgehen lassen. Sie erlebten einen durchaus selbstbewussten Kandidaten mit einer interessanten Vita und dem festen Willen, im Herbst 2020 das Rathaus für die CDU zurückzuerobern.

Unter den Besuchern war auch Bärbel Kohler, die es als Mitbewerberin auf zehn Stimmen gebracht hatte. „Ich fühle mich erleichtert“, erklärte die 60-Jährige auf Nachfrage. Jan-Philipp Büchler wirkte nicht so, als würde er jetzt eine quälende Last verspüren – Im Gegenteil. Der 40-jährige sprach von einem „großen Vertrauensbeweis“, den er sich nicht dadurch kleinreden lassen wollte, dass nur 377 wahlberechtigte Mitglieder zu der Abstimmung gekommen waren und nicht 502 wie vor fünf Jahren. Büchler zeigte sich schlagfertig: „Es sind offenbar die richtigen Mitglieder dagewesen.“ Er gab aber unumwunden zu, dass ihm nach der Wahl schon ein Stein vom Herzen gefallen sei.

Die Zuhörer erfuhren, dass der  Wirtschaftsprofessor kein Langschläfer ist und dass er darauf brenne, jetzt so richtig loszulegen. Büchler setzt auf ein starkes Team, er rief auch seine unterlegen gebliebenen Mitbewerber zur Mitarbeit auf.

Im Laufe des Interviews wurde deutlich, dass sowohl der amtierende Bürgermeister Reiner Breuer, als auch sein Herausforderer ihr Abitur in Norf gemacht haben: „Das scheint eine gute Kaderschmiede zu sein“, stellte Büchler fest. Und er gab zu verstehen, dass er einen anderen Norfer, nämlich den Grünen-Fraktionsvorsitzenden Michael Klinkicht, immer näher am Ohr des Bürgers gesehen habe als Breuer. Der CDU-Bürgermeisterkandidat erwies sich auch als gewiefter Marketing-Mann: „Ich gehöre zu den Mitbegründern eines Unternehmens für Armbanduhren in Berlin. Es war die 5007. Uhrenmarke in Deutschland, sie ist in Berlin designed worden, wird dort auch hergestellt und ist für unter 200 Euro zu haben.“

Ludger Baten kam darauf zu sprechen, dass der 40-jährige Norfer der Favorit des Parteivorsitzenden Jürgen Brautmeier war. Büchler erklärte, daraus ergäben sich keine Abhängigkeiten oder Verpflichtungen – beide hätten auch schon mal unterschiedliche Meinungen.

Ein Kernsatz Büchlers lautete: Neuss verkauft sich unter Wert. „Wir haben hier Hausaufgaben zu machen, neue Ideen umzusetzen, die Mut erfordern“, erklärte der CDU-Bürgermeisterkandidat, bevor er Amtsinhaber Breuer kritisierte: „Wirtschaftskompetenz und Weitsicht vermisse ich bei ihm massiv.“

Auf die Frage, wo er sparen werde, antwortete Büchler ausweichend: „In letzter Zeit sind Fördermittel in Millionenhöhe liegen gelassen worden“, sagt er. In Bezug auf knappen, preiswerten Wohnraum mahnte Büchler ein neues Denken, neue Lösungsansätze an: Warum sollten nicht junge Leute bei Senioren gegen Kostenbeteiligung zu den Betriebskosten wohnen und statt Miete zu zahlen den älteren Menschen für Handreichungen zur Verfügung stehen, fragte er, schloss davon Pflegeleistungen aber ausdrücklich aus. Büchler sprach sich auch für Wohnhochhäuser aus. Als „Schande“ bezeichnete er den Sanierungsstau bei vielen städtischen Immobilien, vor allem bei Schulen. „Ich habe große Lust auf“s Gestalten“, erklärte der Mann, der Ehefrau Karoline (32)  zum Talk mitgebracht hatte.

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