Aktionen in Neuss Vom Vorlesen und neue Welten entdecken

Neuss · Studien zeigen: Kindern wird immer seltener zu Hause vorgelesen. Der bundesweite Vorlesetag möchte an die Bedeutung des Vorlesens erinnern und so gibt es auch in Neuss wieder einige Leseaktionen.

Lesezeit: Die Viertklässler der Dreikönigenschule in Neuss lesen den Vorschulkindern aus der Kita des Familienzentrums der Lebenshilfe am Hammfelddamm vor.

Lesezeit: Die Viertklässler der Dreikönigenschule in Neuss lesen den Vorschulkindern aus der Kita des Familienzentrums der Lebenshilfe am Hammfelddamm vor.

Foto: Foto: Judith Michaelis (jumi)

Benjamin macht den Anfang. Der Viertklässler hat es sich mit dem Buch „Schöne Ferien“ bequem gemacht und beginnt, zu lesen – von Johannes und Maike, die eigentlich nach Italien wollten, stattdessen aber mit ihren Eltern in einem verregneten Ferienort an der Ostsee gelandet sind.

Zu seinem Publikum gehören neben acht Vorschulkinder aus der Kindertagesstätte am Hammfelddamm auch die Schulhündin Naomi, die von den Kindern ausgiebig gestreichelt wird. Seit den Herbstferien bietet die Dreikönigenschule das Leseprojekt an, bei denen Schüler der vierten Klasse Kita-Kindern jeden Mittwoch etwas vorlesen. „Das auch noch ein Hund dabei ist, macht es für die Kinder natürlich besonders spannend“, sagt Kita-Leiterin Stefanie Heinze, die die Kindergruppe bei ihrem Lese-Ausflug in die nahe gelegene Grundschule begleitet hat. Das Lesen spielt auch bei ihnen in der Einrichtung eine große Rolle: Jeden Tag wird dort den Kindern vorgelesen, es gibt auch eine sogenannte Leseoma, die den Kindergarten regelmäßig besuchen kommt. „Das Lesen ist wichtig für die Fantasie und die Sprachentwicklung“, meint Heinze. Gleichwohl beobachte sie, dass außerhalb der Kita immer weniger vorgelesen wird. Das deckt sich mit verschiedenen Studien – erst kürzlich wurde der diesjährige „Vorlesemonitor“ veröffentlicht, der besagt, dass ein Drittel der Eltern ihren Kindern selten bis gar nicht vorlesen. Und da der Trend schon länger erkennbar ist, gibt es auch lokale Initiative, wie etwa die Kinderstiftung Lesen bildet oder die Lesementoren, die Projekte fördern und initiieren, um den Spaß am Buch zu vermitteln. Vor diesem Hintergrund ist auch der bundesweite Vorlesetag zu verstehen, der 2004 ins Leben gerufen wurde. Er soll, die Bedeutung des Vorlesens unterstreichen und mit einem deutschlandweiten Aktionstag in Erinnerung rufen. Teils schwärmen Prominente aus, um in Kitas, Schulen oder anderen Einrichtungen vorzulesen.

Und so sind auch in Neuss am Freitag wieder einige Aktionen geplant, der Landtagsabgeordnete Jörg Geerlings ist so beispielsweise in mehreren Schulen unterwegs und auch die Kulturdezernentin Ursula Platen wird in der Münsterschule und der Burgunderschule vorlesen. Die Kinder der Gebrüder-Grimm-Schule haben – im Zusammenhang mit dem Lesefest „Neuss liest“ –die Gelegenheit, Geschichten von Elke Heidenreich rund um den Kater Nero Corleone in mehreren Sprachen vorgelesen zu bekommen. Während die meisten Veranstaltung intern sind, gibt es aber auch öffentliche Aktionen. In der Neusser Stadtbibliothek werden um 16.30 Uhr Geschichten von Elke Heidenreich in leichter Sprache vorgelesen. Und in der Klavierakademie, Wolberostraße 22 bis 24, werden Gedichte, Balladen und Sonette rezitiert, unter anderem von der Sprechwissenschaftlerin der Heinrich-Heine-Universität, Marita Pabst-Weinschenk. Musikalisch wird die Veranstaltung von Kristin Wachenfeld untermalt. Der Eintritt ist frei, und wer möchte, darf gerne auch etwas vorlesen.

In der Dreikönigenschule hat derweil Ida den Vorlesepart übernommen: „Es sind immer andere Viertklässler, die vorlesen dürfen“, erzählt Schulleiterin Sandra Marott. Das Projekt habe einen doppelten Effekt: Zum einen können die Vorschulkinder einen Eindruck von der Schule bekommen, zum anderen seien die Viertklässler stolz, wenn sie ihre Fähigkeiten mit anderen Kindern teilen. Das sei auch bei den Patenschaften der Fall, in denen die Viertklässler den Kindern der ersten Klasse etwas vorlesen. Überhaupt spielt das Vorlesen in der Dreikönigenschule eine besondere Rolle, immer wieder lässt sich das Team neue Aktionen einfallen, seien es Spiele, Wettbewerbe oder gegenseitige Vorlesezeiten. „Vorlesen ist der erste Kontakt zur Literatur, es bietet Freude, Unterhaltung und ist die Grundlage für Kommunikation“, sagt die Schulleiterin. Seit gut einem Jahr ist auch die Schulhündin Naomi, die zur Klassenlehrerin Kerstin Vanik gehört, fester Bestandteil im Schulalltag. „Sie bringt eine ganz andere Ruhe hinein“, berichtet Marott. Tatsächlich sind die Kinder rund um die Hundedame mucksmäuschenstill. Naomi dreht sich während der Vorlesezeit auf den Rücken, um noch besser von allen Seiten gestreichelt werden zu können.

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