Bundesbildungsministerin in Neuss Berufe schon in Kitas sichtbar machen

Neuss · Bundesbildungsministerin Anja Karliczek unterstützte mit einem Besuch in Neuss die Initiative „Sommer der Berufsausbildung“. Im Gespräch mit Ausbildungsverantwortlichen stellte sie einige eigene Ideen einer Berufsausbildung der Zukunft vor. Die könne gar nicht früh genug ansetzen.

 Abgeordnete Hermann Gröhe (r.) sowie Bundesbildungsministerin Anja Karliczek und MEK-Chef  Heinz-Friedrich Kammen, IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und Kammerpräsident Elmar te Neues (v.l.).

Abgeordnete Hermann Gröhe (r.) sowie Bundesbildungsministerin Anja Karliczek und MEK-Chef  Heinz-Friedrich Kammen, IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und Kammerpräsident Elmar te Neues (v.l.).

Foto: Georg Salzburg (salz)

Die Ausbildungsbereitschaft in den Unternehmen ist ungebrochen, allerdings sinkt die Zahl der angebotenen Stellen. Im Kammerbezirk der IHK Mittlerer Niederrhein liegen sie nach Darstellung von Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz 17 Prozent unter dem Niveau vor Beginn der Corona-Krise. Aber obwohl der Ausbildungsmarkt kleiner wird, sind viele Stellen nach dem Start des Ausbildungsjahres am 1. August unbesetzt geblieben. Beides macht Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) Sorge, weil es auf Sicht den Fachkräftemangel verschärft, wie sie am Dienstag im MEK-Ausbildungszentrum an der Stadtgrenze zu Düsseldorf betonte.

Der Neusser Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe hatte sie in diese überbetriebliche Ausbildungsstätte eingeladen, die lange von der Firma Schmolz & Bickenbach betrieben worden aber vor gut einem Jahr von Schließung bedroht war. Erst durch Übernahme durch MEK, dem nach Angaben des Geschäftsführenden Gesellschafters Heinz Friedrich Kemmen größten Bildungsträger am Niederrhein, wurde die Einrichtung gerettet und hält heute – noch immer im Aufbau – wieder 90 Plätze vor.

Gröhes Ziel: Für die Initiative „Sommer der Berufsausbildung“ trommeln, die von einer „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ bundesweit angestoßen wurde – und die Anstrengungen jener würdigen, die sich dafür engagieren, „dass möglichst viele Ausbildungsplätze im Endspurt noch besetzt werden“. Doch dabei blieb es nicht allein.

Die Vertreter von Ausbildungsbetrieben und Berufsbildungszentren sowie die Entscheider in der Bildungspolitik oder der IHK nutzten die Gelegenheit, um mit der Ministerin über die Zukunft der beruflichen Ausbildung zu diskutieren – was sich zu einem Gespräch über Bildungspolitik insgesamt ausweitetet. Ausgangspunkt war das Duale System, also die berufliche Ausbildung in Betrieb und Schule, die – da waren sich alle einig – ein Erfolgsmodell aus Deutschland ist.

Dieses Zusammenspiel von Staat (Schule) und Privat (Unternehmen) würde Karliczek gerne auf Schulen oder sogar Kindertageseinrichtungen ausdehnen. Mit Blick auf die berufliche Bildung schwebt ihr vor, mit Hilfe der Digitalisierung so genannte „Orientierungspakete“ in die Schulen zu bringen und so, „Berufe sichtbar zu machen“. Denn die Vielfalt der Ausbildungsmöglichkeiten erschlage viele junge Leute heute, sagte sie. Da sei es sinnvoll, nicht nur früh Orientierung zu geben, sondern auch Stärken und Interessen der Kinder zu erkennen und, wie es Birte Wienands, stellvertretende Vorsitzende des Schul- und Bildungsausschuss des Kreises ergänzte, zu fördern.

Große Sorge, das wurde im Gespräch deutlich, macht den Praktikern vor Ort vor allem die Zahl der Abbrecher (auch an den Universitäten) und derer, die in der Berufsausbildung angesichts immer komplexerer Anforderungen am Ende zu keinem Abschluss kommen. Sie dürften nicht abgehängt werden, forderte Edelbert Jansen vom Berufskolleg für Technik und Informatik, ihre schon gemachten Erfahrungen, ergänzte Wienands, „nicht versickern“.

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