Papierkünstlerin aus Neuss Eine Blumenwiese ganz aus Papier
Neuss · Diese Wiese muss nicht gegossen werden: Brigitte Michalke ist Autodidaktin und hält Pflanzen in dreidimensionalen Papierobjekten fest: Sie möchte der Natur, die man sonst mit Füßen tritt, eine Bühne bereiten.

Das sind die Papierarbeiten von Brigitte Michalke aus Neuss
Brigitte Michalke hat in der Farbe Weiß und dem Papier ihre Leidenschaft gefunden. Die gelernte Fotografin war lange Zeit auf der Suche nach einem Weg, sich künstlerisch und kreativ auszudrücken. Dafür probierte sie verschieden Materialien und Techniken aus und landete am Ende beim Papier. „Mich reizt einfach das Material“, erklärt die Neusserin. Außerdem ist Papier weiß: „Das war schon immer meine Farbe, eine Farbe der Verfremdung, es ist hell, still, ruhig, clean und einfach faszinierend.“
Michalke interessierte sich auch schon lange für die Astronomie, und kam auf die Idee eine eigene Serie zu Sternzeichen zu entwickeln. Dabei stieß sie schnell auf den Linolschnitt. Anstelle aber Bereiche auszuschneiden, drehte sie die Technik herum und kam zur Linolschnittprägung. „Im Gegensatz zum Linolschnitt interessiert mich das, was stehen bleibt“, erzählt sie. Ihr Ziel war dabei, dreidimensionale Bilder zu entwickeln, ihre Motive prägt sie in das Papier. Dafür muss sie das Papier zunächst selbst schöpfen, schnell stellte sie aber fest, dass sich Baumwollfasern für ihre Kunst besser als Cellulosefasern eignen, sie sei stoffiger und weicher.
Nach dem Papierschöpfen drückt sie es in die Linolformen, presst, trocknet und schneidet es zuletzt aus. Gerade die Papierherstellung sei dabei eine Kunst für sich. Beim Linolschnitt müsse man sehr genau arbeiten, aber das könne man lernen, das Papier jedoch in der gewünschten Qualität, Feinheit und Stärke herzustellen sei eine große Herausforderung, führt sie aus. Um bei ihrer jetzigen Qualität anzukommen, musste sie viel herumprobieren und Erfahrungen sammeln, um ein Gefühl für die Materialien zu entwickeln.
Aus ihrer Leidenschaft für die Natur und die Fotografie entstand bald ihr Wunsch, ihre Umwelt naturgetreu darzustellen, wie das oft nur auf Fotos der Fall ist. Dabei baute sie ihre Linolschnittprägungen noch weiter in das Dreidimensionale aus und entwickelte eine neue Form der Papierkunst: Ihre Papierobjekte. Dort stellt sie Details aus der Natur wie Wiesen oder verschiedene Blattinstallationen detailliert dar. Ihr Sortiment reicht von kleineren Objekte, die zum Beispiel eine Wiese darstellen, bis hin zu großen Säulen. Dafür prägt sie zunächst das Papier nach ihrem Verfahren der Linolschnittprägung, um die Motive dann auszuschneiden und zusammenzusetzen. „Das ist zum Teil echte Millimeterarbeit. Für die filigranen Elemente verwende ich eine Lupe mit fünffacher Verstärkung“, erklärt sie. Anschließend muss sie die Elemente dann richtig positionieren, die Schmetterlinge zum Beispiel hängt sie an dünne, unsichtbare Fäden, um sie fliegen zu lassen. In ihren Motiven finden sich nur Unkräuter oder Wildkräuter. „Ich möchte der Natur, die man sonst nur mit Füßen tritt, eine Bühne bereiten“, erklärt sie. Dafür eigne sich die Farbe Weiß ideal. „Sie ist mein Mittel der Verfremdung, auf die Natur hinzuweisen“, erklärt sie. Diese detaillierte Arbeit dauert dabei unterschiedlich lang, für kleinere Objekte wie der „kleine Wiesentraum“ oder der „Schmetterling“ benötigt die Papierkünstlerin drei Wochen, bei ihrem großen Objekt „hohe Wiese“ hingegen dauert die Herstellung etwa ein halbes Jahr.

Aus ihrer Leidenschaft für die Natur und die Fotografie entstand bei Brigitte Michalke bald der Wunsch, die Umwelt naturgetreu darzustellen, wie das oft nur auf Fotos der Fall ist. Dafür baut sie ihre Linolschnittprägungen in das Dreidimensionale aus. Hier: Eines ihres Wiesenobjekte in der Säule.
Foto: Brigitte MichalkeMit ihrer Kunst hat Michalke Erfolg. Bereits 2009 stellte Michalke ihre Werke zum ersten Mal aus, damals noch ausschließlich mit ihren Linolschnittprägungen, mit der Zeit kamen dann auch die anderen Objekte dazu. Auch heute produziert sie weiterhin die Linolschnittprägungen und dekoriert damit zum Beispiel auch Hochzeiten. Aber ihre große Leidenschaft liegt bei ihren Papierobjekten. Mit ihr konnte sie 2018 auch bei der Papier Global in Deggendorf, einer internationalen Papierausstellung teilnehmen. Damals wurde gemeinsam mit 93 anderen Kunstschaffenden aus 22 Ländern aus über 400 Bewerbungen ausgewählt, um ihr Wiesenobjekt auszustellen. Seitdem folgten weitere Ausstellungen, so ist sie jährlich unter anderem im Schloss Dyck zu sehen, wo sie ihre Arbeit live vorführt. Ihr Traum ist, Bienen in der Natur darzustellen. Neben den Waben möchte sie vor allem sehr kleine Bienen herstellen, deren Fertigung Millimeterarbeit ist, deshalb hofft sie, Ende 2024 mit dem Objekt fertig zu werden.