Verbraucherzentrale Neuss Der Beratungsbedarf steigt

Neuss · Die Neusser Verbraucherzentrale sieht sich vor allem bei Energiefragen stärker gefordert. Doch es gibt weitere interessante Erkenntnisse aus dem Jahresbericht 2021.

 Bei der Vorstellung des Jahresberichts 2021 (v.l.): Bürgermeister Reiner Breuer mit Dorothea Khairat und Christian Fuchs (beide Verbraucherzentrale).

Bei der Vorstellung des Jahresberichts 2021 (v.l.): Bürgermeister Reiner Breuer mit Dorothea Khairat und Christian Fuchs (beide Verbraucherzentrale).

Foto: Andreas Woitschützke

(barni) Abzocke per SMS, E-Mail oder in den sozialen Medien, gekündigte Strom- und Gasverträge, hohe Energiepreise und einiges mehr sorgten dafür, dass der Rat der Verbraucherzentrale im vergangenen Jahr sehr gefragt war. Das spiegelt auch der Jahresbericht 2021 wider, der jetzt vorgestellt wurde. Dorothea Khairat, Leiterin der Verbraucherzentrale ist besonders stolz darauf, dass trotz Lockdownphasen und wechselnden G-Regeln flexible und verlässliche Zugänge zur Beratung sichergestellt werden konnten.

Christian Fuchs berät seit über zehn Jahren zu Fragen der Energie, und so viel zu tun wie im vergangenen Jahr hatte er noch nie: „Im Dezember hatten Stromanbieter massenhaft Verträge beendet. Das ist eine vertragliche Pflichtverletzung“, erklärte er. Die Ersatzversorgung wurde dann ganz erheblich teurer, wobei die Neusser Stadtwerke noch vergleichsweise preiswert seien.

Versorger müssen Preiserhöhungen vier Wochen vorher ankündigen. „Wir greifen an, wenn dies unterlassen wurde“, erklärte Fuchs. Er erinnert sich an eine ältere Dame, die über 10.000 Euro für Strom nachzahlen sollte. Die Forderungen stellten sich als begründet heraus, Stromfresser war eine Nachtstromspeicherheizung. Kein Wunder, dass die Nachfrage bei Informationsangeboten zum Energiesparen ausgebucht sind. Die Verbraucherzentrale informiert auch über Alternativen zu Öl, Gas und Strom zum Heizen.

Wer auf Fake-Shops hereinfällt, bleibt in aller Regel auf seinem Schaden sitzen. Umso wichtiger ist Aufklärung. Dorothea Khairat warnte vor einem Kauf über Klarna: „Das Problematische ist, dass der Kunde damit eine Dreierbeziehung eingeht. Wenn er einen Artikel zurückgibt, kann es passieren, dass der Online-Shop das Geld an Klarna nicht zurückgibt, Klarna kann sich dann an den Kunden wenden.“

Eine Veränderungen zum Positiven hin hat sich bei Telefonanbietern ergeben. Seit dem 1. Dezember 2021 gilt folgende Regelung: Nach Ende der Erstlaufzeit von 24 Monaten ist eine Kündigung zum Monatsende möglich. Als ganz massiver Problemfall habe sich die „1 N Telecom GmbH“ erwiesen. Kunden verwechselten sie häufig mit der Deutschen Telekom, glaubten, in einen günstigeren Tarif zu wechseln und hatten dann zwei Telefonverträge.

Bürgermeister Reiner Bereuer hatte Grund zur Freude – gerade, weil die Leistungen der Verbraucherzentrale so stark nachgefragt werden: „Wir sind stolz, dass wir sie seit 2016 haben. Neuss war die letzte Großstadt ohne eigene Verbraucherzentrale.“ Er geht jedoch davon aus, dass die Energiepreise noch weiter steigen werden, Energiesparen sei das Gebot der Stunde.

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