Skihalle in Neuss Das erste Mal auf Skiern unterwegs

Neuss · Beim Talenttag des Deutschen Rollstuhlfahrerverbands konnten Kinder, die im Rollstuhl sitzen, mit Mono- oder Biskis den Neusser „Gletscher“ hinunterfahren. Für die meisten eine ganz neue Erfahrung.

 Victoria Piel (l.) mit ihrem Sohn Leo (9) und Ute Herzog vom Deutschen Rollstuhl Sportbund in der Skihalle.

Victoria Piel (l.) mit ihrem Sohn Leo (9) und Ute Herzog vom Deutschen Rollstuhl Sportbund in der Skihalle.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Die Sonne knallt bei 28 Grad. Trotzdem ist die Ausstattung der zehn Kinder und ihrer Eltern mit Schneeanzug, Handschuhen, dicken Boots und Helm perfekt. Denn in der Neusser Skihalle sind es minus zwei Grad. Die bunt gemischte Gruppe wartet aufgeregt auf Einlass beim Talenttag des Deutschen Rollstuhl-Sportverbands.

Emma (11) und Timo (9) sind sehr gespannt, das Skifahren auszuprobieren. Wie soll das gehen? Keine Ahnung, sagen auch die Eltern. Der 29 Jahre alte Patrick hat es getestet: „Ein Mal war ich weit oben und habe die Freiheit in den Bergen gespürt“, erzählt er. Jetzt können alle zumindest die Freiheit des Neusser „Gletschers“ erleben – und zwar auf dem Monoski. Bernd Moelich, durch einen schweren Motorradunfall zum Monoskifahren gekommen, erklärt den Kindern fachmännisch, worauf es ankommt. Der Monoski ist ein einzelner breiter Ski mit zwei Bindungen, sein „Bruder“ ist der Biski mit zwei eng nebeneinander montierten Skiern.

Beide haben eine Sitzschale und hinten einen Griff für die Begleitperson, die selbstverständlich Skifahren können muss. Vorbild an diesem Tag ist Luca. Für den 23-jährigen ist Skifahren der „liebste Rolli-Sport:“ Man kommt aus dem Rolli raus und auf der Piste sind alle gleich. Das ist echte Inklusion auf Augenhöhe“, sagt er. Alle schauen aufmerksam zu, als Bernd Moelich die richtige Handhabung des Monoski demonstriert: Ski schräg stellen, dann herüber rutschen und die optimale Position finden. Füße, Oberschenkel und Bauch werden mit Gurten fixiert. „Der Ski ist kein Sofa“, warnt Moelich – will heißen, sehr bequem ist er nicht. Anschließend verschließt eine Box die untere Körperhälfte.

„Schaut zuerst, ob das mit dem Monoski klappt, sonst nehmt ihr den Biski“, so der Experte. Moelich erläutert die Funktion der Unterarmstützen, die es anstelle von Skistöcken gibt. Dann setzen sich alle Kinder in den passenden Monoski. Das dauert lange, doch es wird geduldig gewartet. Daimon (7) freut sich schon sehr: „Wir waren nur mal rodeln mit einem selbst gebauten Schlitten mit Sitzkissen und Gurten“, sagt seine Mutter. Die meisten Kinder haben keine Schneeerfahrung, denn: „Schnee ist höllisch für Rollstuhlfahrer“, weiß Axel Görgens vom Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes NRW (BRSNW). Das zeigt schon das kurze Stück, das die Rollis durch den Schnee bis zur Piste geschoben werden müssen.

Der BRSNW hat das Ganze organisiert, sieben Helfer fahren mit den Kids gemeinsam. Der Verband ist ständig auf Talentsuche: „Es muss immer eine paraolympische Sportart sein“, sagt Axel Görgens. Endlich sind alle fertig für die Piste: Die Begleitpersonen schieben die Kinder zunächst ein kleines Stück den „Berg“ hoch – dann fahren sie zusammen herunter oder lassen es die Kids alleine probieren. Anschließend geht es mittels Schlepplift in größere Höhen inklusive einer kleinen Abfahrt. Bernd Moelich gibt Tipps zum Kurvenfahren.

Bis zum späten Nachmittag sind die Kinder im Schnee und durchweg begeistert: „Ich finde es sehr gut“, ruft Timo und strahlt über das ganze Gesicht. Und Bernd Moelich verrät: „Wir haben uns mit einigen Kids für einen weiteren Kursus verabredet.“ Das findet er klasse.

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