„Gesualdo Six“ im Zeughauskonzert Das Ros’ entsprang in wunderbarer Schlichtheit

Neuss · Das Vokalensemble „The Gesualdo Six“ sang in der komplett gefüllten Basilika St. Quirin. Das Programm war vollkommen auf den Nikolaustag abgestellt.

 „Gesualdo Six“ krönte die Reihe der Zeughauskonzerte 2019/20 für das laufende Jahr in der Basilika St. Quirin.

„Gesualdo Six“ krönte die Reihe der Zeughauskonzerte 2019/20 für das laufende Jahr in der Basilika St. Quirin.

Foto: Ash Mills

Weil das junge, 2014 in Cambridge gegründete Vokalensemble „The Gesualdo Six“ fest auf dem Boden englischer Kathedralmusik steht, war das Zeughauskonzert in die Basilika St. Quirin verlegt worden. Das wurde sehr gut angenommen, denn die Kirche war samt Orgelempore vollkommen gefüllt.

Erst 2018 hatte das Vokalensemble seine Debüt-CD mit Motetten der englischen Renaissance eingespielt, sie wurde sogleich von der Deutschen Schallplattenkritik in die Bestenliste aufgenommen. The Gesualdo Six sind mit ihrem Leiter Owain Park, zugleich ein profunder Bass, sieben Sänger: Die Countertenöre Guy James und Andrew Leslie-Cooper, die Tenöre Josh Cooter und Joseph Wicks, der Bariton Michael Craddock sowie der Bassist Samuel Mitchell.

Ihr Programm hatten sie mit Advents- und Weihnachtsmusik komplett auf den Nikolaustag abgestellt. Das reichte von Orlando di Lasso und Heinrich Schütz‘ „Also hat Gott die Welt geliebt“ bis zu zeitgenössischen Kompositionen etwa eines John Rutter („There is a Flower“) oder eines Brian Kay. Der ehemalige „King’s Singers“-Bassist hat das mittelalterliche lateinische „Gaudete“ wunderbar für sein berühmtes Vokalsextett arrangiert. The Gesualso Six knüpfen an den weltweiten Erfolg der „King’s Singers“ nahtlos an. Besonders der Countertenor Guy James, von Haus aus Physiker, konnte mit seinen facettenreichen Obertönen und auch in deutlich mehr als einstündigem Konzert ohne Pause nicht ermüdenden hohen Stimmenregister begeistern. Schön war auch, dass die einzelnen Werke nicht nach ihrer Entstehungszeit geordnet waren, sondern nebeneinander mit spätromantischen oder zeitgenössischen Kompositionen standen. Das war nicht nur abwechslungsreich, sondern verdeutlichte auch letztlich die einheitliche Auffassung der Komponisten von der „Verkündigung eines großen Wunders“.

Die Idee von Klang in verschiedenen Farben hat bei dem Ensemble große Bedeutung. Von unterschiedlichen Standpunkten in der Quirinuskirche wurden die Werke präsentiert. Der Bariton Michael Craddock sang vor dem Hauptaltar solo „The Truth sent from Above“, das Ralph Vaughan Williams 1909 aufgezeichnet hat und Owain Park für Gesualdo Six eingerichtet hat, während seine Kollegen in den Seitenschiffen orgelgleiche Akkorde summten. Arvo Pärts vierstimmiges „Morning Star“ erklang vom hohen Umgang über dem Quirinusschrein. Das zweite der „Three Carols“ für A-cappella-Chor von Gustav Holst wurde in Versen und Refrain von unterschiedlichsten Stellen der Kirche intoniert. Dazwischen erklang in wunderbarer Schlichtheit „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ im vierstimmigen Satz von Michael Praetorius. Das war in makellosem Deutsch gesungen wie auch die Zugabe „Maria durch ein’ Dornwald ging“, die ein sehr schönes Adventskonzert beendete.

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