Ärger über Stadtverwaltung in Neuss Ehepaar entsetzt über hohen Gebührenbescheid

Neuss · Ein Neusser Ehepaar fühlt sich von der Stadt über den Tisch gezogen. Der Grund sind hohe Kosten für eine Baugenehmigung.

 Loni Haldermanns auf ihrer Terrasse – ohne Überdachung.

Loni Haldermanns auf ihrer Terrasse – ohne Überdachung.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Die Post von der Stadt Neuss, die dem Ehepaar Haldermanns am 1. August ins Haus flatterte, sorgte zunächst für Freude, kurze Zeit später jedoch für Entsetzen. Angekommen war vom städtischen Amt für Bauberatung und Bauordnung eine Baugenehmigung. „Das Bauvorhaben ist bebauungsplanrechtlich (...) zulässig“ stand dort geschrieben. Das wollten die Haldermanns lesen, denn schließlich beschäftigen sie sich bereits seit dem Frühjahr mit dem Plan, ihre Terrasse überdachen zu lassen. Ein Wunsch, der sich, wie sich herausstellte, nicht schnell erfüllen lassen sollte. Entsetzt jedoch waren Loni und Helmut Haldermanns über den Gebührenbescheid. 1100 Euro sollen sie dafür an die Stadt zahlen. „Das steht in keinem Verhältnis“, sagt der Hauseigentümer. „Wir rechnen damit, dass uns die Überdachung rund 5000 Euro kosten wird. Über 20 Prozent allein für die Genehmigung? Das ist doch wohl ein schlechter Witz“, sagt Helmut Haldermanns. Bis zum 1. September soll die Summe überweisen werden, ansonsten drohen Mahnungen.

Dabei waren die Eheleute ganz regelkonform vorgegangen. Beim Amt für Bauberatung hatten sie sich einen Termin geben lassen, waren danach mit jeder Menge Formulare nach Hause gegangen und hatten für das Gespräch 25 Euro bezahlt. So weit – so gut. „Wir sind Steuerberater und sicher nicht bange vor Papierkram, aber das war selbst uns zu viel und so haben wir einen Architekten mit dem Ausfüllen beauftragt“, berichtet Loni Haldermanns. Kosten: 700 Euro.

Was die Rechnung der Stadt so teuer macht, ist die „Entscheidung über die Erteilung von Abweichungen“, die allein 800 von den 1100 Euro beträgt. Abweichungen sind folgende: Die Terrasse soll 50 Zentimeter länger werden und rechts und links zu den jeweiligen Nachbarn wollen die Haldermanns nicht, wie eigentlich vorgeschrieben je 1,25 Meter nicht-durchsichtiges Glas verwenden, sondern eben klares Glas. Die Genehmigungen ihrer Nachbarn dazu hatten sie längst eingeholt und den Anträgen hinzugefügt.

„Wir werden die Rechnung bezahlen“, sagt Helmut Haldermanns resigniert und ergänzt: „Das ist wirklich Bürger-Auswringung. Vielleicht hätten wir uns besser eine neue Markise gekauft, für 1800 Euro wäre das sicher drin gewesen.“ Ob sie jetzt tatsächlich mit dem Bau der Überdachung beginnen, wissen sie noch nicht. Denn das müssen sie der Stadt dann wieder mitteilen, und nach Fertigstellung begutachten lassen. Auf Nachfrage unserer Redaktion sah sich die Stadt gestern nicht der Lage, Stellung zu der Angelegenheit zu nehmen.

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