Musikreihe in Neuss Musikkonzept mit langem Atem

Vor mehr als 20 Jahren hat Bassist Martin Engelien die Konzertreihe „Go Music“ gegründet. An wechselnden Orten, mit wechselnden Musikern.

 Martin Engelien hat selbst als Bassist  in der Klaus-Lage-Band gespielt.

Martin Engelien hat selbst als Bassist  in der Klaus-Lage-Band gespielt.

Foto: M. Engelien

Einmal im Monat lädt der international renommierte Bassist Martin Engelien sonntags ins Okie Dokie zu „Go Music“ ein. In der kultigen Neusser Hafeninstitution behauptet sich dieses erfolgreiche Musikkonzept nun bereits seit 17 Jahren.

Der Soundcheck ist gelaufen, die Bühne steht bereit, und die ersten Gäste treffen in Martin Engeliens zweitem Wohnzimmer an der Hammer Landstraße ein. „Ich hatte hier 2002 einen Auftritt,“ erzählt Engelien kurz vor dem bevorstehenden Konzert, „und die Idee entsprang aus einem anschließenden Gespräch mit dem Wirt – und mittlerweile Freund – Michael ,Berry’ Behrens. Quasi von Bassist zu Bassist haben wir die Konzeptreihe nach Neuss geholt.“

 Gute Stimmung im Okie Dokie.

Gute Stimmung im Okie Dokie.

Foto: Martin Horn

Im Krefelder Jazzkeller lief die Reihe zu diesem Zeitpunkt schon (seit 1996) und das Okie erschien beiden passend. Das Motiv zu „Go Music“ sei ihm tatsächlich 1986 während einer Statistenprobe für die „Simple Minds“ und die „Scorpions“ hinter den Fernsehkulissen von „Wetten, dass...“ gekommen.

Der 62-Jährige spielt seit seiner Kindheit Bassgitarre und hat im Laufe seiner Karriere mit vielen nationalen und internationalen Größen der Rock- Pop- und Jazzszene auf der Bühne gestanden. Unzählige Preise wie drei Goldene Schallplatten sowie ein Platinalbum als Gründungsmitglied der Klaus-Lage-Band stehen bei Engelien im Schrank. Neben vielen umtriebigen Projekten kümmert sich Martin Engelien als Coach engagiert um die Förderung und Ausbildung junger Musiker.

Durch die zwingend wechselnde Besetzungen in der Reihe „Go Music“ ist stilistische Langeweile ausgeschlossen, Spitzenqualität bietet die Session jedoch immer. Mit der minimalistischen Besetzung Dave Goodman (Gitarre und Gesang) Dieter Steinmann (Schlagzeug) und Gastgeber Martin Enge-lien (Bass) war die Aprilausgabe schon gut bestückt. Als Kirsche auf der Sahne durften die zahlreichen Fans aber auch noch einen gut gelaunten Pitti Hecht (Percussion) erleben. Eine – wie jeden Monat – scheinbar zufällige Besetzung, die sich jedoch musikalisch als Einheit präsentiert und sowohl mit künstlerischer Brillanz als auch mit unbändiger Spielfreude glänzt.

„In meinem Adressbuch stehen mehr als 300 Kontakte von Weggefährten, die ich kennen- und schätzen gelernt habe“, sagt Engelien und ergänzt: „Und mit denen ich gerne musiziere.“ Dennoch ist er immer auf der Suche nach Talenten, die zu seiner Spielart der Session-Performance passen. „Eine Band, die bei jedem ihrer Auftritte durch unveränderliche Perfektion besticht, ist langweilig; nicht mein Ding“, sagt er.

Idole hat der Anfangsechziger einige, sie allesamt haben Kultstatus. Jack Bruce, John Entwistle, Roger Waters oder Paul McCartney sind Titanen der vier drallen Saiten, haben Geschichte geschrieben. Über allem aber thront Fusionmusiker Stanley Clarke. Für Martin Engelien ist er eine Art „Gottvater“, der somit auch seine eigene Spielart beeinflusste. Die Mission, Musik in die Welt zu tragen, hat der Wahlkrefelder für sich verinnerlicht. Neben „Go Music“ betreibt er ein Plattenlabel, ist Musikproduzent, Verleger und coacht junge Nachwuchsmusiker. „Ein bisschen fühle ich mich unterwegs im Auftrag des Herrn“, sagt er und muss über sich selbst lachen.

Und das scheint nicht genug zu sein. Denn Martin Engelien strebt weiteren Projekten entgegen, holt nun auch noch Kollegen der klassischen Musik auf die jazzige Bühne. Alles geht. Und er kündigt schon mal an: „Im Sommer stemmen wir zum 50. Jahrestag ein Woodstock-Festival in Greven, mit künstlerischen Zeitzeugen, jeder Menge Nostalgie, aber auch erstklassigen Darbietungen von großartigen Musikern.“

Dieser überragende Selbstanspruch ist es dann auch, der sich in allem, was Martin Engelien unternimmt, widerspiegelt. Und ihn wohl auch weiter antreibt, einfach nur Musik zu leben. Ebenso, wie er es sagt: „Go Music.“

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