Einst ein Lehrling in Neuss Die Schrift zum Inhalt des eigenen Lebens gemacht

Neuss · Jules van der Ley, 1950 geboren, in Rommerskirchen-Nettesheim geboren, lebt heute als Blogger und Autor im niedersächsischen Hannover.

 Jules van der Ley hat in Neuss, Köln und Aachen gearbeitet. Heute lebt der Autor in Hannover und ist auch als Blogger aktiv.

Jules van der Ley hat in Neuss, Köln und Aachen gearbeitet. Heute lebt der Autor in Hannover und ist auch als Blogger aktiv.

Foto: van der Ley

Genau genommen hat er sieben Berufe. Und wenn man seine aktuelle Aktivität hinzunimmt, sind es sogar acht. Jules van der Ley ist Schriftsetzer, Buchdrucker, Layouter, Autor, Lehrer, Redakteur und heute ein Blogger. „Trithemius“ heißt seine Auftritt im Internet, wo er „Nachrichten aus der unscharf beobachteten Randzone“ verbreitet. Manches Mal was Amüsantes, manches Mal auch was Satirisches, immer gut formuliert und gut durchdacht. Das gilt auch für seine Bücher: „Buchkultur im Abendrot“ ist so eins, mit Basiswissen für Schrift und Schreiben.

Ein bisschen wirkt das Buch wie ein Ausflug in die eigene Vergangenheit. Als van der Ley noch Schriftsetzer lernte, damals in Neuss, unter anderem bei der NGZ, und auf Wunsch der Mutter, die befand, dass der Junge doch mal beim Onkel in dessen Druckerei in Anstel (Rommerskirchen) arbeiten könnte. Damals, so sagt der heute in Hannover lebende Autor, sei die Liebe zur Schrift entstanden, die ihn ein Leben lang, bis heute, begleitet. „Die Druckerei“, so lautet seine Philosophie. „ist die Universität des kleinen Mannes.“ Er selbst habe dort „sehr, sehr viel gelernt“.

Mit 17 Jahren, nach acht Jahren Volksschule, hatte er die Lehre in Neuss abgeschlossen, ging dann nach Aachen. „Ich wollte immer mehr machen“, sagt van der Ley, dessen Nachname ein Pseudonym ist, aber seinem Geburtsnamen entspricht („Jules nannten mich schon die Freunde in Nettesheim“). Aber die weitere Ausbildung zum Fotosetzer – ein Beruf, der parallel zum Verschwinden des Bleisatzes Anfang der 1970er Jahre aufkam – interessierte ihn überhaupt nicht, so dass er beschloss, an der RWTH Aachen ein Studium auf dem zweiten Bildungsweg zu machen: Germanistik und Kunst. Van der Ley wurde Lehrer (Studienrat am Gymnasium), Dozent in der Medienausbildung, Redakteur für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, hat eine „Kulturgeschichte der Handschrift“ verfasst und dann einen Blog eingestellt, wobei er da besonders von den direkten Reaktionen fasziniert war: „Vorher habe ich oft für die Schublade geschrieben.“ Viele seiner Blog-Texte habe er auch in dem neuen Buch verarbeitet, sagt er, dem das Schreiben noch heute ein Drang ist. Daran hat auch ein Schlaganfall nichts ändern können, auch wenn er danach erst mal wieder vieles neu lernen musste.

Von diesem Drang zum Schreiben, von der Faszination der Schrift und allem, was mit ihr zusammenhängt, hat van der Ley auch profitiert, als er sich an dieses Buch machte, denn es zeugt nicht nur von dem großen Wissensschatz des Autors, sondern ist auch wahrhaft vergnüglich geschrieben. Da geht es ebenso um die Entstehung des heute so gängigen Schrifttyps Times New Roman wie um die Schreibweise von Familiennamen oder die Betrachtungen zur Geschichte der Zeitung. Allein die Literaturhinweise umfassen sieben Seiten. Eine „Riesenkartei mit handschriftlichen Notizen“ hat van der Ley im Laufe der Jahre angesammelt, mit Dingen, die ihn umtreiben und auffallen – und ihn derzeit vor das Problem stellen, überhaupt etwas wiederzufinden. Zum Glück, so sagt er, ist einer seiner Söhne (er hat vier Kinder) gerade dabei, alles einzuscannen.

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