Der Neusser David Marczynski ist Autist. Und er ist ausgebildeter Fotograf. Sein Motiv: Verlassene Orte in Neuss und Umgebung.

Ein verfallenes Gewächshaus. Vom Dach sind nur noch einige Balken vorhanden. "Bevor etwas abgerissen wird, mache ich noch ein paar Aufnahmen. Damit ich weiß, wie es hier vorher ausgesehen hat", sagt David Marczynski.

Dieses Bild entstand in einer Halle der Neusser Lagerhaus-Gesellschaft am Hafen. "Da war ein Loch in der Wand, so konnte ich ins Innere gelangen", sagt Marczynski. Mittlerweile sei das Loch verschlossen.

Marczynski fotografiert oft in der Nähe von Bahnanlagen. Hier findet er viele Motive – und sie sind, anders als alte Häuser oder Fabriken, vergleichsweise leicht zugänglich.

Dieses Foto entstand in einem verlassenen Gebäude am Hauptbahnhof Neuss, in der Nähe des Jobcenters des Rhein-Kreises. Marczynski weiß nicht, was vorher in dem Gebäude war.

Dieses Foto zeigt den Speicher der Neusser Lagerhaus-Gesellschaft von hinten. "Die Gebäude rechts und links im Bild sind mittlerweile abgerissen, nur das in der Mitte ist noch da", sagt Marczynski. Und weiter: "Es schmerzt mich, wenn etwas abgerissen wird".

Ein VW Käfer Cabriolet in einem Gebüsch. Das Fahrzeug ist von Pflanzen überwuchert.

In seiner ersten Bilderserie von 2015 fotografierte Marczynski Gebäude hauptsächlich von außen. Auf vielen seiner Fotos sieht man, wie sich die Natur die Gebäude zurückerobert hat.

An den verlassenen Orten fasziniert ihn die Verwahrlosung, die Stille, das Licht. Er verändert nie etwas an den Orten, sondern sucht sich die seiner Meinung nach beste Position aus, von der er dann fotografiert.

Bei David Marczynski wurde, genau wie bei seinem Zwillingsbruder, im Alter von 18 Jahren hochfunktionaler Autismus diagnostiziert. Zum Fotografieren kam er erst über seine Ausbildung.

"Ich wähle meine Motive intuitiv, spontan aus", sagt Marczynski.

Für seine neue Bilderserie hat David Marczynski viel in Düsseldorf fotografiert, unter anderem in den verlassenen Hallen der Firma Muskator und in der ehemaligen Papierfabrik Hermes, beides im Stadtteil Hamm. Die Bilder sind noch bis Ende September im Netzwerk Oberstraße, Oberstraße 97 in Neuss, zu sehen und können auch käuflich erworben werden.