Von Anziehpuppen und Tänzerinnen Das sind die Ausstellung im Clemens-Sels-Museum und Feld-Haus in Neuss

Neuss · Die hauseigenen Kuratoren des Clemens-Sels-Museum haben für 2020 sechs vielfältige Ausstellungen zusammengestellt.

 Seit Jahrzehnten spielen Kinder mit Anziehpuppen aus Papier: Auch Filmstars oder Fotomodels wie etwa das britische Modell Twiggy konnten eingekleidet und gestylt werden.  Foto:  Twiggy Magic Paper Doll Cut Box Set, Whitman, 1967 Privatsammlung

Seit Jahrzehnten spielen Kinder mit Anziehpuppen aus Papier: Auch Filmstars oder Fotomodels wie etwa das britische Modell Twiggy konnten eingekleidet und gestylt werden. Foto:  Twiggy Magic Paper Doll Cut Box Set, Whitman, 1967 Privatsammlung

Foto: Clemens-Sels-Museum

Hinterglasmalerei, die Kulturgeschichte der Fischerei und Anziehpüppchen aus Papier – für das Jahr 2020 haben die Kuratoren des Clemens-Sels-Museum sechs vielseitige Ausstellungen zusammengestellt. Auch ansonsten wird einiges geboten: Das Feld-Haus feiert sein zehnjähriges Bestehen, und erstmals gibt es spezielle Führungen für Eltern mit Babys. Ein Überblick.

Haupthaus In der Frühjahrsausstellung glänzen die Farben: Dann steht eine besondere Bildgattung im Fokus: Unter dem Titel „Vorsicht Glas“ werden vom 29. März bis 12. Juli Hinterglasmalereien gezeigt – ein Format, das besondere Farbeffekte möglich macht und Künstler der klassischen Moderne zum Experimentieren brachte. So sind in der Schau Errungenschaften der „Rheinischen Expressionisten“ und des „Blauen Reiters“ zu sehen. Darunter seltene Werke von August Macke, Gabriele Münter, Paul Klee und Heinrich Campendonk. Seine Bilder stammen aus dem Bestand des Clemens-Sels-Museums, die anderen wurden aus privaten und öffentlichen Sammlungen geliehen. „Leihgaben sind nicht leicht zu bekommen, da die Werke sehr fragil sind“, sagt Kuratorin Bettina Zeman. Aber auch zeitgenössische Arbeiten sind zu sehen: Michael Jäger, Camill Leberer und Gaby Terhuven werden extra für die Schau raumbezogene Werke anfertigen.

Abgelöst wird die Ausstellung von einer Schau, die sich rund um das Thema Fischerei dreht. Unter dem Titel „Fisch Land Fluss“ soll vom 16. August bis 25. Oktober auf 10.000 Jahre Fischereigeschichte zurückgeblickt werden: Mit originalgetreuen Nachbildungen und Grafiken tauchen die Besucher in verschiedene Gewässer und sehen, wie Fische gefangen und zubereitet werden. Ein besonderer Fokus soll auf dem Rhein und der Erft liegen. Im November können die Besucher eine bemerkenswerte Frau kennenlernen: „Loïe Fuller war ein Phantom ihrer Zeit, erstaunlicherweise kennt man sie heute kaum noch“, sagt die Kuratorin und stellvertretende Leiterin Anita Hachmann.

Das Museum widmet dem Shooting-Star der Belle Époque eine eigene Schau. Vom 22. November bis 15. Januar können Besucher in farbenfrohen Werken einiges über die Karriere von Fuller erfahren. Mit ihrem Serpentinentanz eroberte sie Paris und Europa im Sturm – sie war eine der ersten, die bei ihren Aufführungen mit elektrischem Licht, mit Farben und Diaprojektoren arbeitete. Außerdem war sie eine Netzwerkerin – zu ihren Freunden zählten Künstler und Wissenschaftler wie Thomas Edison und Marie Curie.

Feld-Haus

Für das Feld-Haus auf der Raketenstation ist 2020 ein besonderes Jahr – mit einem „Jubiläumstag“ am Sonntag, 8. März, wird sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Die Gründerin Irmgard Feldhaus wäre am 20. Februar 100 Jahre alt geworden. Im April gibt es eine neue Sonderausstellung, zu sehen sind Arbeiten einer zeitgenössischen Künstlerin. Die Kölnerin Frauke Dannert stellt Papiercollagen aus. Sie verarbeitet Fotografien und alltägliches Abbildungsmaterial aus Printmedien und dem Internet. Durch Freistellen und wiederholtes Reproduzieren spielt sie mit den Erwartungen der Besuchern – was aussieht wie eine Blüte, kann ursprünglich ein Kirchturm gewesen sein.

Ab September werden im Feld-Haus Papier-Anziehpuppen ausgestellt. Die Schau zeigt, dass die Püppchen schon vor 200 Jahren sehr beliebt waren, galten sie doch als preiswertes Kinderspielzeug. Ihre Blütezeit hatten sie im 19. Jahrhundert, aber auch die meisten Besucher werden die sogenannten Paper Dolls noch aus ihrer Kindheit kennen. Im Feldhaus sehen sie, wie vielfältig die Puppen sind – amerikanische Filmstars und Supermodels konnten schon damals in Papier eingekleidet werden. Sie gelten nicht nur als Vorläufer der Barbie, sondern erzählen auch von der Mode, den Idealen und den Ereignissen ihrer Zeit. Eröffnet wird die Ausstellung am 6. September 2020 und ist bis zum 28. März 2020 zu sehen.

Grafisches Kabinett Erstmals nach zwölf Jahren gibt es wieder eine Ausstellung zu Wilhelm Teuwen, dem Schüler des Krefelder Malers Heinrich Campendonk. Das Neusser Museum verfügt über einen bundesweit einzigartigen Bestand des Künstlers, aus dem es nun ausgewählte Werke unter dem Titel „Mythos und Symbol“ präsentiert.

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