Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Neuss Ausstellung zeigt „Gott in Dosen“

Neuss · Der Fotokünstler Dan Hummel entführt in die Welt der aus Griechenland bekannten „Proskinitaria“. Was es mit der Ausstellung in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche auf sich hat.

 Die Werke von Dan Hummel sind bis zum 20. November in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche zu sehen.

Die Werke von Dan Hummel sind bis zum 20. November in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche zu sehen.

Foto: Andreas Woitschützke

Sie sind klein, oft verwittert, manche gepflegt, leer oder mit überraschenden Dingen gefüllt, sie leuchten blau, weiß, gelb oder ockerfarben – unzählige Gebetshäuschen säumen Griechenlands Straßen. Aktuell sind Fotos dieser „Proskinitaria“, wie sie im griechischen Volksmund heißen, in der evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Kirche zu sehen. Bei einer feierlichen Ausstellungseröffnung stellte Pfarrerin Kathrin Jabs-Wohlgemuth diese Arbeiten des Kölner Fotokünstlers Dan Hummel vor.

Die schlichten gemauerten Wände des Gotteshauses bringen die detailreichen Impressionen der Fotos besonders gut zum Ausdruck. Dan Hummel erläuterte anschaulich die Entstehung der Bilder: Bei Reisen nach Mani, einem Landstrich im Süden der griechischen Halbinsel Peloponnes, fielen ihm vor Jahren die Häuschen auf, und er fotografierte sie kurzerhand, wollte aber auch ihren Hintergrund wissen: „Das können doch nicht nur Erinnerungen an Verstorbene sein“, meinte er. Nach Recherchen und Gesprächen mit Einheimischen erfuhr Hummel, dass die Häuschen ursprünglich als Gebetsstätte für Bauern in abgelegenen Gebieten genutzt wurden. Später jedoch setzten sie sich zum Gedenken an Verstorbene durch, vor allem für die zahlreichen Unfallopfer des Straßenverkehrs. Sie sind aber auch ein Ausdruck von Dankbarkeit für Gutes und ganz allgemein ein Ort des Gebets.

Diese „Dosis Gott“ inspirierte den Künstler auch zur Gestaltung von Blechdosen, gefüllt mit Fotos der Gebetshäuschen und einer Flasche Olivenöl. Denn das ist eine klassische Beigabe neben Brot, Wasser und einem kleinen Ikonenbild. Bei genauerer Betrachtung erzählen die Häuschen ganze Geschichten: Eines wurde offenbar nach einem Verkehrsunfall errichtet – davon zeugt noch die davor liegende komplett verbogene Leitplanke. Aber inzwischen steht das Gebetshäuschen ganz schief da: Es wurde selbst nochmal bei einem weiteren Unfall beschädigt. „Die Häuschen lassen sich einfach als fertigen Bausatz im Baumarkt kaufen“, erzählt Dan Hummel. Die Besucher zeigten sich begeistert von der Ausstellung. Jasmin Eckert war mit ihren Töchtern Darlin und Jolina gekommen: „Das ist sehr schön und interessant, das müsste es auch bei uns geben.“ Für Ulrike Hegerfeldt regten die „Proskinitaria“ zum Nachdenken an.

Die Ausstellung ist bis 20. November zu sehen. Die vom Künstler signierten Blechdosen können für 20 Euro erworben werden, der Erlös dient wohltätigen Zwecken der Gemeinde. Die Vernissage bildet den Auftakt für weitere Veranstaltungen zum Thema „Gott in Dosen“. Sie werden noch in Kitas und Schulen geplant.

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