Ärger in Neuss Anwohner fordern, dass sich Stadt um ihre Bäume kümmert

Reuschenberg · Der Stein des Anstoßes ist eine alte Eiche. Die gehört der Stadt und ihre Hinterlassenschaften und Auswüchse ärgern einige Reuschenberger. Noch mehr aber ärgern sie sich über den fehlenden Einsatz der Stadt.

 Heike Boy und Tomislav Marojevic mit Sohn Filip vor dem Objekt des Ärgers mit der Stadt – der großen alten Rot-Eiche an der Birkenstraße.

Heike Boy und Tomislav Marojevic mit Sohn Filip vor dem Objekt des Ärgers mit der Stadt – der großen alten Rot-Eiche an der Birkenstraße.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Seit gut zehn Jahren lebt Heike Boy an der Birkenstraße. Sie und ihr Lebenspartner haben sich dort ihre kleine und ruhige Idylle geschaffen. Doch die Freude an Haus und Garten wird seit Jahren deutlich getrübt. Der Grund: eine Eiche auf der Grünfläche direkt neben ihrem Haus. Dabei ist es nicht der Baum an sich, der stört, sondern seine Ausmaße. Denn dessen Äste ragen längst einige Meter auf das Boy’sche Grundstück. Und so sorgen sie nicht nur für einen zum Teil sonnenlosen Garten – „am hinteren Ende habe ich ab 16.30 Uhr mal ein bisschen Sonne“, sagt Heike Boy –, sondern auch für viele herabfallende Blätter, und das gerade jetzt, wo es so heiß ist. „Jede Woche sammle ich hier zwei Säcke voll“, sagt die Anwohnerin.

Auch ihr Nachbar Tomislav Marojevic ist sauer. Ihn stört nicht nur, dass der hohe Baum viel Licht wegnimmt, sondern auch, dass seine Früchte, die Eicheln, die Terrassenüberdachung seines Hauses bereits beschädigt haben. „Die fallen doch ab wie Wurfgeschosse“, sagt er. Und ein weiterer Nachbar, der namentlich nicht genannt werden will, betont, dass man diese Schäden mittlerweile nicht mehr der Versicherung melden könne. „Da fliegen wir ja irgendwann `raus“, sagt er.

Heike Boy mag es grün, dennoch wäre es ihr am liebsten, wenn die Eiche gefällt würde – wie ihren Nachbarn auch. „Ich wäre auch bereit, dort einen Obstbaum zu pflanzen und zu pflegen“, sagt sie. Ortstermine mit Vertretern der Stadt hat es schon einige gegeben, denn erstmals beschwert hat sie sich bereits 2011, sogar einen Anwalt eingeschaltet. Das habe sie einige hundert Euro gekostet, und die Zweige seien daraufhin auch ein wenig beschnitten worden, „doch, das müsste viel regelmäßiger gemacht werden“, sagt sie. „Die Bäume dürfen doch nicht unserer Lebensqualität vorangestellt werden“, sagt der Nachbar. In seinen Augen ist das genauso. Auch er hatte schon einen großen Schaden: 25 Dellen von herabgefallenen Eicheln im Dach eines Autos, das er verkaufen wollte. „Das ging dann nur noch mit großem Verlust“, bemerkt er.

Natürlich ist der „Fall“ der Stadt seit 2011 bekannt. Auf Nachfrage der Redaktion antwortet die Presse- und Informationsstelle: „Den Beschwerdeführern wurde mehrfach erklärt, dass der angrenzende Baumbestand nach der Baumschutzsatzung der Stadt Neuss geschützt ist. Eingriffe in solche Bestände sind deshalb nur bedingt möglich. Vertretbare Rückschnitte wurden dort zuletzt im Jahr 2017 durchgeführt. Grenzgleiche Kronenrückschnitte sind schon mit Blick auf die Kronenstatik nicht möglich, weil das dadurch entstehende Ungleichgewicht der Baumkrone die Verkehrssicherheit des Baums insgesamt gefährden würde.“

Außerdem wird darauf hingewiesen, dass die Konzeption des öffentlichen Grüns an der Birkenstraße, wie auch in vielen vergleichbaren Situationen im Stadtgebiet, auf eine möglichst wohnortnahe Begrünung abziele, zu der gerade auch Bäume zählen. Dass damit Beeinträchtigungen durch Laub- und Früchtefall oder Schattenwurf in private Gärten verbunden seien, liege in der Natur der Sache. „Ständige leichte Rückschnitte an Bäumen würden daran nichts Wesentliches ändern und werden somit nicht durchgeführt“, schließt die Mitteilung.

Für die Anwohner ein Schlag ins Gesicht. „Wir würden ja auch selbst zur Heckenschere greifen, aber das ist natürlich strengstens untersagt“, sagt Heike Boy ein wenig verzweifelt im Angesicht dieser Ausweglosigkeit. Denn eins möchten alle natürlich nicht – die Birkenstraße verlassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort