Karnevalssession 2019/2020 in Neuss Et jeht widder loss! Narren wecken den Hoppeditz

Neuss · Der Hoppeditz ist erwacht – und redet Tacheles! Die Lacher gehen wie üblich auf die Kosten der lokalen Politik: Von vollen Mülleimern bis hin zu fehlenden City-Parkplätzen.

Die närrische Session in Neuss ist eröffnet: Pünktlich um 11.11 Uhr hatten sich die Neusser Jecken vor dem Vogthaus versammelt, um ihren Hoppeditz für die neue Session zu wecken. „Hoppeditz, komm von de Bahr erraf“, riefen sie im Chor. Dem Hoppeditz alias Dieter Braukmann, der auf einer Bahre in die Mitte der Jecken getragen wurde, war es offenbar zunächst zu leise. Oder aber er war angesichts des eisigen Windes schlicht steifgefroren. Denn erst nach vielen, immer lauter werdenden Rufen und nur unter lautem Stöhnen erhob er sich schließlich von seiner Bahre und stimmte auch noch ein wenig steif das erste „Ons Nüss – Helau“ in der gerade gestarteten Session an.

Auch in seiner Rede, bei der den Stadtoberen traditionell „der närrische Spiegel“ vorgehalten und Kritik geübt wird, musste sich der Hoppeditz erst ein wenig „warm“ reden. So bekam Bürgermeister Reiner Breuer, der als erster bedacht wurde, nur einen leichten Seitenhieb ab, weil er im vergangenen Jahr nicht bei der Sessions-Eröffnung dabei war. Stadtreinigung, Grünflächenamt, Kämmerer und die Neusser selbst kamen nicht so glimpflich davon. Schwer drückten die Schulden der Stadt. „Nun frag ich mich, ich mein ja bloß, wie werden wir die wieder los?“, reimte der Hoppeditz. Etwas zu verkaufen, könne nicht die Lösung sein. Denn: „Am Schluss kommt dann der Schreck: Verkauft ist verkauft und weg ist weg“. Sein Tipp: „Vielleicht fängt man so dann und wann, ganz einfach mit dem Sparen an.“

Ein Vorschlag zum Wohle des Stadtsäckels – „die Schützenbrüder werden verzeihen“ – lautet: die Rennbahn, das „große Grundstück mit Zaun“, zu bebauen. Lohnen würde sich da vor allem ein Parkhaus, denn einen Parkplatz in Neuss zu finden, sei schwer. Andererseits – und nun bekamen auch die Neusser selbst ihr „Fett weg“: „Hast Du einen dann gefunden, so gefühlt, nach zwei, drei Stunden, dann kannst Du endlich shoppen gehen – und billige Läden dir ansehen. Denn überlege ich es recht, es gibt hier kaum noch ein Fachgeschäft.“ Woran die Neusser eben selbst schuld seien: „Für Fachberatung reicht es schon, doch gekauft wird dann bei Amazon.“ Das Einkaufserlebnis verschönern, könne aber auch die Stadtreinigung. „Die Müllbehälter in Neuss sind bestimmt nicht verkehrt, doch wäre es schön, wenn man die auch mal leert“, so der Hoppeditz.

Einen Vorschlag, wie man die Schulden der Stadt tilgen könne, hatte dann auch gleich Jakob Beyen, Präsident des Karnevalsausschusses. Er überreichte dem Bürgermeister einen Lottoschein – bei 90 Millionen Euro im Jackpot wäre die Stadt bei sechs Richtigen schon aus den Schulden raus. Beim Ausfüllen des Scheins sollte allerdings vielleicht jemand dem Bürgermeister zur Hand gehen. Der schlug nämlich gleich vor, die Zahlen 11, 22, 33, 44 und 55 anzukreuzen. Die Lacher darauf und die Kritik des Hoppeditz nahm Breuer aber gelassen. „Das spornt mich an“, erklärte er.

Nach all der Neckerei wurde es bei der Verabschiedung des Prinzenpaares Kalli I. und Mandy I. dann noch emotional: Mit tränenerstickter Stimme bedankte sich die scheidende Novesia bei allen Karnevalisten für die vergangene Session und übergab schweren Herzens mit Prinz Kalli I. das Zepter an das designierte Prinzenpaar Bernd I. und Conny I. Die hatten schon ganz „kribbelig“ im Hintergrund gewartet und freuen sich nun riesig, dass ihre Session endlich begonnen hat.

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