Vortrag in der Stadtbibliothek Neuss Altbier-Forscher zeigt Marketing-Manipulationen

Neuss · Helmut Quack forscht, wie der Kopf auf die Sinne wirkt. Zu welchen überraschenden Ergebnissen der Wirtschaftsprofessor dabei gekommen ist.

Zuerst war es das Bier, das fassungslos machte: Als Helmut Quack vor einigen Jahren sein Experiment zum Unterschied von „Alt“ und „Kölsch“ veröffentlichte, löste er eine große mediale Welle aus. „Es ist selten, dass man mit wissenschaftlichen Arbeiten so viele Reaktionen bekommt“, erzählt der Neusser im Rückblick. Doch seine Entdeckung überraschte: Als der Wirtschaftsprofessor der Hochschule Düsseldorf (HSD) eingefleischte Kölner und Düsseldorf die Sorten Früh-Kölsch und Schlüssel-Alt mit verbundenen Augen probieren ließ, konnte keine Gruppe einen Unterschied schmecken. Und das ist nicht die einzige unglaubliche Erkenntnis, die der Wissenschaftler in seinen unzähligen Studien gemacht hat: Die dienten ursprünglich dazu, seinen Studierenden einen Zugang zu empirischen Untersuchungen zu bieten. Als Quack jedoch merkte, auf wie viel Interesse seine Experimente stießen, entschloss er sich, ein Buch daraus zu machen: Unter dem Titel „Der Kopf manipuliert die Sinne“ hat der Neusser 76 seiner Experimente und die daraus gewonnen psychologischen Erkenntnisse zusammengefasst. Das wird er nun am Donnerstag, 31, März, 18 Uhr, in der Stadtbibliothek vorstellen. (Teilnahme sechs Euro, um Anmedung in der Bibliothek wird gebeten.)

 Helmut Quack untersucht  Manipulationsfaktoren.

Helmut Quack untersucht  Manipulationsfaktoren.

Foto: Quack

Es sind Studien, die das eigene Konsumentenverhalten hinterfragen lassen und Tricks des Marketings offenbaren. Und auch wenn Quack als Marketingexperte gearbeitet hat, war er von vielen Ergebnissen selbst überrascht. Nicht nur beim Bier erkannten die Versuchspersonen keinen Unterschied: Ein ähnliches Resultat erzielte der Vergleich von teurem und günstigem Rotwein. „Ich persönlich kaufe nur noch den günstigen Wein aus dem Supermarkt“, erzählt Quack. In einem anderen Experiment ließ er zwei Versuchsgruppen den gleichen Joghurt probieren, einer erzählte er, dass der Joghurt bereits abgelaufen sei. „Diese Gruppe hat den Joghurt massiv schlechter bewertet, einer Person wurde schlecht, eine hat gewürgt und eine hat sich übergeben.“

Auch zeigte er, dass die Attraktivität einer Frau je nach äußeren Umständen anders bewertet wird. Tranken die Teilnehmer in kalter Umgebung einen warmen Kakao, fanden sie die Frau deutlich attraktiver als die Gruppe, die bloß einen kalten Kakao bekommen hatte. Aber auch Experimente zum Thema „Wie Kunst Räume verändert“ hat er aufgestellt.

(ubg)
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