Memory Zentrum Neuss Als Demenzbegleiter im Einsatz

Neuss · Kornelia Fries und Klaus Schmitz kommen regelmäßig ins Memory Zentrum, um dort mit den Bewohnern zu spielen, tanzen, spazieren zu gehen. Eine Tätigkeit, die, wie sie sagen, ihren Blick auf das Leben verändert habe.

 Kornelia Fries und Klaus Schmitz kommen regelmäßig ins Memory Zentrum, um dort mit dementen Menschen Zeit zu verbringen.

Kornelia Fries und Klaus Schmitz kommen regelmäßig ins Memory Zentrum, um dort mit dementen Menschen Zeit zu verbringen.

Foto: Andreas Woitschützke

Sie schenken etwas, das nichts kostet, aber dennoch unbezahlbar ist – Zeit. Und die verbringen sie regelmäßig mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, und die sich in der Regel beim nächsten Treffen nicht mehr an sie erinnern. Das haben Kornelia Fries und Klaus Schmitz auch erst einmal lernen müssen, bevor sie tatsächlich ihren ersten Einsatz hatten. „Das war für mich eine Welt, die ich bis dahin gar nicht kannte“, sagt Klaus Schmitz. Der 68 Jahre alte Neusser hatte vor über einem Jahr einen Freund ins Memory Zentrum begleitet, der dort einen Platz für seine Mutter suchte. „Da sah ich das große Dreirad und meinte, dass ich Lust hätte, Leute darin zu kutschieren“, erzählt er. Und genau das macht der ehemalige Unternehmensberater auch seit einem Jahr: Er fährt die, die Lust haben, mit dem Rad, das zwei Sitzplätze hat, durch die frische Luft. Und mit denjenigen, die noch gut zu Fuß sind, unternimmt Schmitz Spaziergänge. „Bei schlechtem Wetter auch im Gebäude. Hier gibt es genug Etagen und Gänge“, sagt er.

Anfangs habe er sich gefragt, ob er das überhaupt könne, Zeit mit dementen Menschen zu verbringen. „Das wissen die meisten nicht, die sich bei uns ehrenamtlich engagieren wollen“, sagt Silvia Schramm von der St.-Augustinus-Gruppe. Daher gibt es für die zukünftigen Demenzbegleiter auch Schulungen, zwölf Mal drei Stunden Theorie sowie ein anschließendes Praktikum. Klaus Schmitz gehört zum Team des „Entlastungscafés“. Dorthin können pflegende Angehörige ihre kranken Verwandten bringen, um selbst einmal einige Stunden zu entspannen. Denn nicht selten bedeutet die Pflege, 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche bereit zu stehen.

Kornelia Fries ist seit drei Jahren Demenzbegleiterin. Sie hatte vorher einen Kiosk und einen Partyservice, hatte also immer schon viel mit Menschen zu tun. Durch eine Anzeige in der Zeitung wurde sie auf die ehrenamtliche Tätigkeit aufmerksam und fühlte sich direkt angesprochen. Sie schenkt ihre Zeit den Bewohnern, jeden Dienstagnachmittag. „Einmal im Monat bieten wir ein Tanzcafé an, dekorieren den Raum, schenken alkoholfreien Sekt aus“, sagt sie, und ist jedes Mal wieder überrascht, wie Bewohner, die sich sonst kaum noch bewegen können, plötzlich mit den Füßen wippen oder kleine Schritte machen. „Wissen Sie“, sagt die 61-Jährige, „wir kommen mit einem Lächeln hierhin und gehen auch mit einem Lächeln.“ Und ihr „Kollege“ Schmitz fügt hinzu: „Unser Einsatz hier ist bereichender als ich dachte. Ich habe hier immer ein gutes Gefühl und hoffe, das ist auf der anderen Seite genauso.“ Ob dem so ist, können die Demenzbegleiter oft nur erahnen, denn gesprochen wird wenig. Kommunikation geht meist über Berührung. So bietet Kornelia Fries auch Handmassagen an und erzählt von einem Bewohner, den sie noch nie hatte sprechen hören und der plötzlich klar und deutlich sagte: „Sie haben schönes Haar.“ Was sie auch gelernt hat, sei, am besten nie Pläne zu machen. „Am Anfang habe ich mir zu Hause Gedanken darüber gemacht, wie ich den Nachmittag gestalten könnte. Da wurde ich aber schnell eines Besseren belehrt, wenn ich mit meinem Konzept daher kam, denn die Bewohner haben ihren eigenen Willen.“

Nutzen können die Begleiter auch die unterschiedlichen „Kabinette“ im Memory Zentrum. Dabei handelt es sich um kleine Themen-Inseln, wie der Schützenecke, der Urlaubsecke, der Fußball- oder Waldecke. Gestaltet wurde die von Studenten der Uni Düsseldorf.

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