„Tag der Internationalen Hanse“ Neuss als Ausnahme in der Hanse
„Tag der Internationalen Hanse“ · Reger Handel wurde vor vielen Jahren in Neuss betrieben, so dass sich sogar die Großstadt Köln in ihrer wirtschaftlichen Position bedroht sah. Wissenswertes über Neuss als bedeutende Handelsstadt konnten interessierte Besucher beim "Tag der Internationalen Hanse" am Samstag in der Innenstadt erfahren.
Schon um zehn Uhr früh startete das Programm, zu dem sich zwar erst nur ein paar Besucher, aber auch die stellvertretende Bürgermeisterin Angelika Quiring-Perl - Mitglied der Hansekommission - eingefunden hatten. Die Hanse war ursprünglich ein Bund von Kaufleuten unter kaiserlichem Schutz.
Besonders Wein, Felle und Fische waren die klassischen Handelsgüter der Vereinigung. Köln war der Vorort des "westfälischen Drittels" der Hanse. "Die Hanse war nicht nur eine starke Wirtschaftsmacht, sondern auch kulturell und politisch sehr bedeutend", sagte Quiring-Perl. Mit der Zeit wurde die Kaufmannshanse wirtschaftlich von den Städten abhängig, so dass sich eine Städtehanse entwickelte.
"Heute sind diese Verbindungen nicht mehr so intensiv", erklärte Quiring-Perl, "aber genau das soll wieder gefördert werden". Mit dem Internationalen Tag der Hanse soll den Besuchern als Qualitätsmerkmal "Hanse" die historische Bedeutung des Bundes näher gebracht werden.
Bei einem Rundgang durch das Stadtarchiv, geführt vom Archivleiter Dr. Jens Metzdorf, wurde den Gästen ein tiefer Einblick in die geschichtliche Entwicklung geboten. Exponate wie Urkunden und Stadtansichten zeugten von der Fernhandelstätigkeit in Neuss.
Durch die Lage an einer wichtigen Ost-West-Verkehrskreuzung spielte Neuss eine große Rolle im Handel. Besonders zu den Niederlanden gab es eine Handelsverbindung. "Hauptsächlich Wein und später auch Getreide wechselten in Neuss den Besitzer", erklärte Metzdorf. Aber auch das Handwerk war in dieser Region ausgebaut.
"Im 13. und 14. Jahrhundert wurde in Neuss das bitter schmeckende Grutbier hergestellt", sagte Metzdorf. Die Waren wurden auf den Wochenmärkten auf dem Freithof verkauft. Viermal im Jahr wurden Jahrmärkte abgehalten, an denen sich auch Händler von außerhalb beteiligen durften. Auch damals entwickelten sich Jahrmärkte zu fröhlichen Stadtfesten.
1475 kam dann ein großer Einschnitt in die wirtschaftliche Entwicklung von Neuss. Kaiser Friedrich III. versah die rheinische Stadt mit Privilegien einer Hansestadt. Die Aufnahme von Neuss in den Bund stellte eine Ausnahme dar - es galten strikte Aufnahmeregeln. Der Kaiser verlieh Neuss folgende Privilegien: das Münzrecht, das Recht, mit rotem Wachs zu siegeln, das Zollrecht und das Recht eines weiteren Marktes, dem Martinsmarkt.
Auch im weiteren Verlauf des Tages gab es noch viel zu entdecken bei einem historischen Rundgang durch die Altstadt und einer Führung im Clemens-Sels-Museum zum Thema "Aufstieg und Niedergang - Neuss zur Zeit der Hanse".