Talk im Neusser Romaneum Ein verunglückter Dialog
Neuss · Die VHS Neuss und die Initiative „Gesichter der Demokratie“ hatten zum Talk ins Romaneum eingeladen. Gast war Ahmand Aweimer vom Zentralkomitee der Muslime in Deutschland, der auf viele Fragen eine klare Antwort schuldig blieb.
Weitgehend unterhalb des Radars der Öffentlichkeit blieb die Talkrunde der VHS Neuss zum Thema Islam. Nur zehn Teilnehmer fanden sich am Donnerstag im Romaneum ein. Eingeladen worden war Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland, doch der war erkrankt. Spontan für ihn eingesprungen war Ahmad Aweimer, Dialog- und Kirchenbeauftragter des Zentralkomitees der Muslime. Ins Gespräch mit ihm wollte Sven Lilienström aus Kaarst kommen, Gründer der parteiunabhängigen Initiative „Gesichter der Demokratie“. VHS-Dozentin Ursel Hebben wünschte einen „erkenntnisreichen Abend“, doch auch nach anderthalb Stunden stellte sich eher Verwirrung ein.
Aiman Mazyek, Jahrgang 1969, ist Sohn eines Syrers und einer Deutschen. Im Internet kann man seine eher liberalen Ansichten zu Kopftuch bei Frauen und Bärten bei Männern nachlesen. Beides halte er für nicht notwendig. Solche religiöse Toleranz stützt er auf den 256. Koranvers der zweiten Sure „kein Zwang in der Religion“.
Doch nicht Mazyek, sondern Ahmad Aweimer war nach Neuss gekommen. Er ist Jahrgang 1954 und war viele Jahre Iman in Bochum und Dortmund, also ein islamischer Vorbeter in der Moschee. Der Sprecher des Rates der Muslimischen Gemeinde in Dortmund ist seit über 30 Jahren ehrenamtlich im interreligiösen und gesellschaftlichen Dialog tätig. „Ich bin ein Brückenbauer“, erklärte er in Neuss. Nach den Brandanschlägen in Mölln und Solingen war er Mitgründer des Dortmunder Islamseminars, ein Dialogforum zwischen Muslimen und Christen. Beim Abend in Neuss gebrauchte er den Begriff der Abrahamsreligionen, der Juden-, Christentum und Islam unter ein gemeinsames Dach stellt, der aber durchaus bei Juden und Christen in der Kritik steht. Ja, er bezeichnete Abraham (arabisch Ibrahim) sogar als ersten Muslim. Islam heiße Hingabe an den einzigen Gott. Auch Juden und Christen lebten gottergeben, so sah Aweimer mehr Gemeinsamkeiten mit dem Islam als Trennendes. Zwar tat er sich mit dem Glauben der Christen an die Dreifaltigkeit schwer, aber die drei Buchreligionen sah er mehr im Gegensatz zu Hindu- und Buddhismus.
Moderator Sven Lilienström hatte es schwer, einen roten Faden in das Gespräch zu bringen. Zwar hatte er sich gut präpariert, doch entweder umschiffte Aweimer eine direkte Antwort oder Lilienström kam gar nicht richtig dazu, die Fragen auf seinen Charts zu stellen, weil Fragen oder Statements aus dem Publikum dazwischenkamen. Gleich zu Beginn der Veranstaltung war es aufgefordert worden, Fragen zu stellen, und das tat es dann auch ausgiebig.
Aweimer stammt aus Hebron, er bezeichnete sich als Palästinenser, der seit 50 Jahren in Deutschland lebe. Als dieser bezeichnete er mit Hinweis auf UN-Resolutionen Palästina als ein von Israel besetztes Land. Und Antisemtismus bei den Muslimen? Aweimer wich der Frage aus: „Wir arbeiten daran“. Lilienströms Frage nach der Kopftuchfrage im Iran oder den Silvesterkrawallen in Berlin blieben ganz unbehandelt. Nach dem Koran, so der ehemalige Imam, dürften Frauen nur Gesicht, Hände und Füße zeigen, alles andere solle verhüllt sein. Während im Islam Untreue und Alkohol als Sünden gelten, gebe es aber für das Nichttragen des Kopftuches keine Sanktionen, so Aweimer. Der Himmel ist für ihn noch klar gegliedert: die Guten kommen ins Paradies, die Bösen in die Hölle: ein wirklich erkenntnisreicher Abend.