Pilotprojekt in Neuss Psychotherapeutische Abendklinik startet im Oktober

Neuss · Die St.-Augustinus-Gruppe beginnt am 10. Oktober mit einem Pilotprojekt: Dann eröffnet im Alexius/Josef-Krankenhaus die deutschlandweit erste psychotherapeutische Abendklinik St. Bernhard für junge Leute von 18 bis 30 Jahren.

 Marion Schröder, AOK, und Martin Köhne, Alexius/Josef Krankenhaus, stellen das neue Angebot der Abendklinik vor.

Marion Schröder, AOK, und Martin Köhne, Alexius/Josef Krankenhaus, stellen das neue Angebot der Abendklinik vor.

Foto: Andreas Woitschützke

Es gibt einen besonderen Personenkreis, den medizinische Institutionen während der Lockdown-Phasen nicht vordergründig im Blick hatten – junge Leute zwischen 18 und 30 Jahren. Studenten, Auszubildende, Berufsanfänger, Alleinerziehende oder diejenigen, die sich um die Pflege von Familienangehörigen kümmern müssen. Doch mittlerweile ist längst klar, dass auch sie wegen der Corona-Pandemie, dann Energiekrise und steigenden Preisen zunehmend an ihre Grenzen stoßen. Die Folge: psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen.

Für sie wird es ab dem 10. Oktober ein neues Angebot geben, nämlich die Abendklinik St. Bernhard des Alexius/Josef Krankenhaus. „Gerade auch die, die ihr Studium zu Beginn der Pandemie begonnen haben, haben weder monatelang eine Uni von innen gesehen noch ihre Kommilitonen treffen können. Sie saßen viele Wochen allein zu Haus vor dem Bildschirm“, sagt Martin Köhne, Ärztlicher Direktor der Einrichtung. Gemeinsam mit der AOK Rheinland/Hamburg für die Region Niederrhein nun wurde das Konzept für die Abendklinik entwickelt. Wegen diverser Genehmigungsverfahren sei alles nicht so schnell gegangen wie gewünscht, doch nun könne es losgehen, so Marion Schröder, AOK-Regionaldirektorin für die Region Niederrhein.

Und so sieht das Konzept aus: Die Behandlungsdauer beträgt in der Regel zehn Wochen. Und die unterteilen sich in zwei Phasen: In der ersten kommen die jungen Patienten montags, mittwochs und freitags von 17.30 bis 20.30 Uhr in die Klinik. Maximal 15 Patienten werden es sein, mit denen dort gearbeitet wird. „Das wird natürlich nicht ausschließlich Gruppenarbeit sein, sondern auch Einzelgespräche, Therapieangebote wie zum Beispiel eine Sport- oder Kreativtherapie vor Ort. Das werden die Fachkräfte dann entscheiden“, erklärt Köhne. Dienstags und donnerstags stehen den Teilnehmern digitale Module zur Verfügung, mit denen sie allein arbeiten können, auch zu einer Uhrzeit, die ihnen passt. Dazu zählt auch, dass sie ihren Therapeuten direkt anschreiben können, wenn sie Hilfe wünschen. In Phase II sei es, wie der Mediziner ausführt, dann so, dass die Frauen und Männer an zwei Abenden in die Klinik kämen und nur noch an einem Abend die Online-Angebote wahrnehmen.

Wenn die erste Gruppe nach fünf Wochen in die zweite Phase startet, beginnt gleichzeitig eine neue Gruppe mit Phase I. „Dieses Pilotprojekt ist erst einmal auf zwei Jahre begrenzt“, sagt Schröder. Und aktuell müssen die Teilnehmer auch bei der AOK Rheinland/Hamburg versichert sein. Doch Martin Köhne betont, dass bereits andere Krankenkassen ihr Interesse bekundet hätten. Ob das neue Angebot „passt“, wird zuvor in einem ersten Gespräch geklärt. Denn es ist zum Beispiel nicht gedacht für Menschen, die arbeitsunfähig sind, ebenso wenig für solche, die wegen des Schweregrads ihrer Erkrankung auf eine vollstationäre oder tagesklinische Versorgung angewiesen sind. „Wir hoffen, dass wir damit viele junge Menschen erreichen und das Programm auch nach zwei Jahren weiter laufen kann“, sagt Schröder.

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