Alte Post Neuss 40 Künstler in einer Ausstellung

Neuss · Vier Stunden hatten die 40 Künstler, die Kurator Klaus Richter zur 71. Jahresausstellung in der Alten Post eingeladen hat, Zeit,ihre Werke in die Alte Post zu bringen. Erst dann entsteht in Richters Kopf der Plan für die Hängung.

 Laura Flöter ist zum ersten Mal bei der Jahresausstellung dabei. „Sie hat sich regelrecht beworben“, sagt Klaus Richter, ihre kleinteilige Arbeit hat ihn überzeugt.

Laura Flöter ist zum ersten Mal bei der Jahresausstellung dabei. „Sie hat sich regelrecht beworben“, sagt Klaus Richter, ihre kleinteilige Arbeit hat ihn überzeugt.

Foto: Helga Bittner

Abstellen, anstellen, ausfüllen – die Abfolge ist klar vorgegeben. Klaus Richter ist da hart. Sonst würde der Nachmittag, an dem 40 Künstler ihre Werke für die anstehende Jahresausstellung „Kunst aus Neuss“ in die Alte Post (Nr. 71. übrigens) bringen, wohl im Chaos versinken. Vier Stunden haben an diesem Nachmittag die Künstler Zeit, aber weil die meisten direkt um 15 Uhr kommen, herrscht ein reges Kommen und Gehen, muss Richter mal hier anweisen, dort selbst Hand anlegen, damit die Kunst nicht kippt.

 Maria Milewicz-Brauer zeigt ein Beispiel für die Hängung.

Maria Milewicz-Brauer zeigt ein Beispiel für die Hängung.

Foto: Helga Bittner

Rund 40 Minuten später kehrt schon wieder Ruhe ein. Bis zur nächsten Welle. Aber fast die Hälfte der von Kurator eingeladenen Künstler war schon da. Richter kann die Namen abhaken, wobei er sichtbar froh ist, dabei die Unterstützung von Bianca Quasebarth zu haben. Die Assistentin des Leitungsteams der Alten Post (Hans Ennen-Köffers und Klaus Richter) hat den Überblick, denn sie ist es, die auch aufpasst, dass sich jeder Künstler einträgt und auch ein Zustandsprotokoll unterzeichnet. So mancher Künstler bringt seine Werke sorgsam eingeschlagen in Schutzfolie, anderen reicht eine Ikea-Tasche oder die Ausbeute aus dem Wäscheschrank.

 Nach 40 Minuten sind 20 von 40 Künstlern „abgehakt“.

Nach 40 Minuten sind 20 von 40 Künstlern „abgehakt“.

Foto: Helga Bittner

Weil Richter nicht immer weiß, wie was gehängt oder gestellt werden muss, erklärt der Künstler es ihm gerne. Maria Milewicz-Brauer zum Beispiel hat kleine Kunstwerke in Zigarrenkisten. Sollen die nun quer, längs oder durcheinander gehängt werden? Letzten Endes vertraut die Künstlerin dem Kurator, gibt ihm nur den kleinen Tipp „eng aneinander“ und legt die Kisten als Beispiel auf dem Boden aus.

 Bianca Quasebarth passt auf, dass sich jeder, der kommt, auch einträgt.

Bianca Quasebarth passt auf, dass sich jeder, der kommt, auch einträgt.

Foto: Helga Bittner

Während Werk um Werk in der Alten Post einläuft, der Vorplatz eher zum Parkplatz wird, müsste sich Richter schon mal Gedanken über die Verteilung machen. Einen Plan wird er doch schon im Kopf haben, oder? „Nein“, kommt es ohne Umschweife zurück, „überhaupt noch nicht!“ Ruhige Minuten, die meistens erst abends möglich sind, wenn alles da ist, braucht er. Und einen „Anker“, an dem er sich ausrichtet. Ein großes Gemälde von Robert Klümpen könnte es sein, auf jeden Fall soll es im Foyer hängen, aber direkt an der großen Wand gegenüber dem Eingang? Gefällt Richter nicht, denn der beigefarbene Untergrund passt nicht, sagt er, der auch selbst Künstler ist. Also denkt er an die zweite und weiße Wand, aber da kann dann nichts anderes mehr daneben...

Die 71. Jahresausstellung ist für Richter die neunte, die er verantwortet, und noch nie, so sagt er, habe es hinterher Ärger mit einem Künstler gegeben, weil er mit Richters Hängung nicht zufrieden war. Das wird dieses Mal nicht anders sein.

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