Neuss Neujahrsschwimmer treiben in der Erft

Neuss · Rund 60 kälteresistente Rettungsschwimmer und -taucher der Neusser Wasserwacht und der DLRG trotzten am Sonntag dem Winterwetter und stürzten sich anlässlich des traditionellen Neujahrsschwimmens in die Fluten der Erft.

Neujahrsschwimmer trotzen der Kälte
19 Bilder

Neujahrsschwimmer trotzen der Kälte

19 Bilder

Wer das neue Jahr am Sonntagmittag mit einem Spaziergang am Selikumer Erft-Ufer begrüßt hat, dürfte nicht schlecht gestaunt haben. Wo sonst Enten und Nutrias durch die braunen Fluten schwimmen, gab sich eine kleine, aber umso buntere Armada von Rettungsschwimmern und -tauchern die Ehre.

Zum 18. Mal in Folge starteten fast 60 Mitglieder der DRK-Wasserwacht Neuss und der DLRG ab der Erprather Mühle zum Neujahrsschwimmen in Richtung Erftmündung. Ob einfach nur im wärmenden Neoprenanzug oder mit Surfbrett, mit Schlauchboot oder mit Gummi-Ente auf der Neopren-Kopfhaube zur moralischen Unterstützung — das ausgelassene Treiben im kühlen Nass nahm eindeutig närrische Züge an. Oder um es mit den Worten eines Spaziergängers zu sagen: "Frohes neues Jahr — aber ist denn jetzt schon wieder Karneval?"

Mit ordentlichem Schub durch die Mühle gingen die ersten Wasserratten und -nixen aber schon in der ersten Kurve auf Kollisionskurs mit der Böschung. Vorbei an Flaschenpost, rostigen Fahrrad-Wracks und Klettermaxe-tauglichen Trauerweiden drosselte sich der Strom zumindest bis zum Kinderbauernhof, wo die erste kleine Mutprobe anstand. Da blieb kein Kopf trocken: Die mit Helmen gewappnete Mehrheit ließ sich dennoch nicht ins Bockshorn jagen und ließ sich mit erhobenen Schwimmflossen das Wehr hinab treiben.

Wobei "treiben" nicht immer das Wort der Wahl war — dank der Schneeschmelze brodelte das Wasser an mehr als an einer Stelle. "Das war schon ungewöhnlich", meint der Leiter der Neusser Wasserwacht, Peter Geske, "Normalerweise führt der linke Brückenbogen am Nixhof überhaupt kein Wasser, aber heute bahnte sich das Wasser einfach seinen Weg." Überraschend angenehm temperiertes Wasser übrigens. Dank der warmen Einleitungen aus den Grevenbroicher Kraftwerken lag die Temperatur in der Erft am Sonntag bei immerhin 14 Grad. "Da frösteln nur die Zuschauer", meint der Rettungstaucher Norbert Maruska lachend und fängt kurz darauf einen Blumenstrauß, den er als Treibgut im Uferdickicht erspäht hat.

Die Rechnung hat er allerdings ohne Vater Rhein gemacht. Schon im Mündungsbereich der Erft fallen die angenehmen Temperaturen ab bis auf drei Grad. Und doch wagten ein Dutzend Schwimmer die kurze, aber deftige "Sprint-Strecke" hinüber in den Sporthafen. Für die dezent durchgefrorenen Rettungsschwimmer und -taucher gab es dann nicht nur Tee und Glühwein. Wolfgang Poluzyn, seines Zeichens Inhaber des Neusser Restaurants Essenz und begeisterter Neujahrs-Schwimmer, spendierte den Sportsfreunden heiße Suppe. Damit dürfte er sich jede Menge Freunde gemacht haben: Denn selbst wenn sich das Vergnügen im Wasser nicht ganz so frostig gestaltet — das Umziehen kommt bestimmt.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort