Neuss Neuer SPD-Chef startet Offensive gegen CDU

Neuss · Sascha Karbowiak richtet seine erste Amtszeit als SPD-Vorsitzender auf die Kommunalwahl 2020 aus. Er will auch Fraktions-Vize bleiben.

 Glückwunsch für den neuen Parteivorsitzenden Sascha Karbowiak: Mutter Uschi und Schwester Kristina gehörten zu den ersten Gratulanten.

Glückwunsch für den neuen Parteivorsitzenden Sascha Karbowiak: Mutter Uschi und Schwester Kristina gehörten zu den ersten Gratulanten.

Foto: A. Woitschützke

Nach dem Wahlsieg kamen die Forderungen. "Ich erwarte, dass sich der Vorsitzende auf dieses Amt konzentriert", sagte Michael Ziege (31), der beim Politischen Aschermittwoch der SPD in einer emotionalen Mitgliederversammlung den Parteivorsitz nicht erringen konnte. Neuer Amtsinhaber ist Sascha Karbowiak (30), der sich in der Stichwahl gegen Heinrich Thiel (29) durchsetzen konnte. Ihn fordert Ziege nun auf, den stellvertretenden Fraktionsvorsitz niederzulegen. Dazu ist Karbowiak nicht bereit. Er will den Vorsitz im mitgliederstärksten Ortsverein Stadtmitte und auch sein Aufsichtsratsmandat beim Neusser Bauverein abgeben, ein Partei- und das Fraktionsamt aber behalten. "Die lassen sich gut miteinander verbinden", sagt Karbowiak.

 Sieht seine Arbeit als "Vize" nicht belohnt: "Verlierer" Michael Ziege (r.).

Sieht seine Arbeit als "Vize" nicht belohnt: "Verlierer" Michael Ziege (r.).

Foto: Woitschützke Andreas

Nach einem (fast zu) friedlichen Wahlkampf, der die drei Bewerber zu allen Ortsvereinen geführt hatte, wird der Ton rauer. Heinrich Thiel beteiligt sich daran nicht - zumindest nicht öffentlich. "Ich weiß, dass Sascha das hervorragend machen wird", sagte Thiel. Er selbst behält zwar den Vorsitz im Ortsverein Nordstadt, doch zur Mitarbeit im neuen Stadt-Vorstand ist er genauso wenig bereit wie der enttäuschte Michael Ziege, der langjährige "Vize". "Ich lasse den Platz im Stadtverband frei, damit sich Sascha entfalten kann", sagt Thiel.

 Nach der Abschiedsrede gab es auch lang anhaltenden Beifall für den scheidenden Parteivorsitzenden.

Nach der Abschiedsrede gab es auch lang anhaltenden Beifall für den scheidenden Parteivorsitzenden.

Foto: Woitschützke Andreas

Nach der Wahl Karbowiaks zogen Karlheinz Kullick und Ulrich Winkler ihre Bereitschaft zurück, für einen der beiden Stellvertreterposten zu kandidieren. Den 172 Genossen im Thomas-Morus-Haus - ein neuer Rekord bei einer Mitgliederversammlung - stellten sich nur Amtsinhaberin Claudia Föhr (52) aus der Nordstadt und Joachim Wolf (43) aus dem Ortsverband Neuss-Süd zur Wahl. 121 von 134 abgegebenen Stimmen entfielen auf Claudia Föhr, die nach Wegen suchen will, "damit sich Frauen stärker in der Politik engagieren". Wolf, der dem Stadtverband noch nicht lange angehört, kam nur auf 73 Stimmen.

 Volles Haus, deutliche Mehrheiten: 172 Genossen im Thomas-Morus-Haus

Volles Haus, deutliche Mehrheiten: 172 Genossen im Thomas-Morus-Haus

Foto: Woitschützke Andreas

Das beste Ergebnis errang Schatzmeister Wolfgang Itzen (113 von 120 Stimmen), der Amtsinhaber. Die Frage, wer Schriftführer wird, entschied Amtsinhaber Rainer Schmitz aus Weckhoven erst in der Stichwahl für sich. "Was für eine Dynamik", sagte er. "Jetzt gibt es schon mehrere Bewerber für diesen Posten." Beisitzer wurden Juliana Conti als dritter Neuzugang im Vorstand und Cornelia Lampert-Voscht. Mit diesem Wahlergebnis erfüllt die SPD die selbst gesetzte Frauenquote, doch bindet der Vorstand nicht alle sieben Ortsvereine ein. Holzheim/Grefrath bleibt außen vor.

 Wachwechsel: Benno Jakubassa holte Karbowiak 2008 in die Partei.

Wachwechsel: Benno Jakubassa holte Karbowiak 2008 in die Partei.

Foto: Woitschützke Andreas

Karbowiak reichte nach seiner Wahl seinen Mitbewerbern die Hand: "Es gibt genügend Arbeit für uns alle", sagte er - und lenkte den Blick nach außen: "Ab morgen geht es gegen die CDU." Die will er bei der Kommunalwahl 2020 auf die Oppositionsbank verbannen und Reiner Breuer unterstützen, das Bürgermeisteramt zu verteidigen.

 Aufmunterung nach der Stichwahl: Heinrich Thiel (l.) blieb zweiter Sieger.

Aufmunterung nach der Stichwahl: Heinrich Thiel (l.) blieb zweiter Sieger.

Foto: Woitschützke Andreas

Der schlug an diesem besonderen Abend der Neusser SPD auch eine bundespolitische Seite an. Man müsse, sagte er mit Blick auf die große Tagespolitik in Berlin, "den Vertrauensverlust der Bundes-SPD vor Ort wettmachen".

(-nau)
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