Neuss Neue Ideen für große Kirchenräume

Neuss · Architekturstudenten aus Düsseldorf haben Ideen entwickelt, die der St.-Elisabeth-Kirche neue Funktionen zuweisen. Die Kirchengemeinde hat diese Arbeit unterstützt, die nicht nur in Reuschenberg eine Diskussion in Gang setzen kann.

 Sabine Franzkowiak hat im Kirchenschiff von St. Elisabeth einen Einbau platziert, der auch die Westfassade durchstößt. So entsteht ein Raum im Raum, der vielfältig nutzbar ist — ohne die ganze Kirche beheizen zu müssen.

Sabine Franzkowiak hat im Kirchenschiff von St. Elisabeth einen Einbau platziert, der auch die Westfassade durchstößt. So entsteht ein Raum im Raum, der vielfältig nutzbar ist — ohne die ganze Kirche beheizen zu müssen.

Foto: Schaller,Bernd

Neue Nutzungen für kirchliche Bauten zu finden oder sie an die Erfordernisse der Zukunft anzupassen, ist nach Ansicht von Dierck van den Hövel eine der großen Aufgaben, vor die sich Architekten in Zukunft gestellt sehen. Deshalb hat der Professor an der Düsseldorfer Fachhochschule für Architektur seinen Studenten die Frage und die Aufgabe gestellt: "Was tun mit leeren Kirchen?" Dabei hat er ihren Blick auf die Reuschenberger Elisabeth-Kirche gelenkt. Und das ist kein Zufall.

Michael Tewes, leitender Pfarrer im Seelsorgeverband Neuss-West/Korschenbroich, möchte nicht gerne Auftraggeber dieser studentischen Konzeptstudien genannt werden. Er habe jungen Architekten eine Möglichkeit eröffnen wollen, sich auszuprobieren, sagt er. Aber sicher ist er gespannt auf die Ergebnisse, die noch heute und morgen in den Räumen der FH an der Düsseldorfer Georg-Glock-Straße zu sehen sind. Denn sein Pfarrverband macht keine Ausnahme bei einer Entwicklung, die demografischer Wandel, Mitgliederschwund und eine schwindende Kirchenbindung der Bekenntniskatholiken kennzeichnen. Dass auch "seine" Kirchen zu einer drückenden Last werden können, ist nicht auszuschließen - wenn sie es wie die sanierungsbedürftige Holzheimer St. Martinus-Kirche nicht schon sind.

Van den Hövel, der in Grefrath wohnt und mit Tewes über Fragen der Kirchennutzung im Gespräch ist, hat die Reuschenberger Gemeinde als lebendig erlebt - die Kirche aber sei nur noch Ostern und Weihnachten voll. So müssen seiner Vorstellung nach Kirchen als kommunikative Orte auch Funktionen übernehmen, die über die sakrale Nutzung hinausgehen. Diese Idee formulierten seine Studenten in ihren Abschlussarbeiten zum Ende des Studiums aus. Fünf Arbeiten entstanden, und bei jeder wurde der Kirchenraum verkleinert, die Kirche aber als Haus Gottes erhalten.

Annika Ehrlich (23) und Sabine Franzkowiak (27) bezogen in ihre Überlegungen, die nach Überzeugung ihres Lehrers hervorzuheben sind, aber auch den Pavillon der Bücherei, wo sie das Pfarrbüro besser aufgehoben sähen, und das ehemalige Wohnhaus der Assumptionisten-Patres mit ein. Sie kamen aber ohne das Pastor-Bouwmans-Haus als Pfarrzentrum aus, das anders genutzt werden könnte. Dessen Funktionen wiesen sie der Kirche zu, in der sie Einbauten platzierten, die Raum geben für Gemeindearbeit, Gruppentreffen, Theateraufführungen und Feste - und bei Bedarf zur Kirche geöffnet und als Kirche genutzt werden können. Beide wissen aber auch, dass einige ihrer Ideen (zunächst) Widerspruch erfahren werden.

Zum Beispiel die Etablierung eines Cafés in der Krypta oder die Einrichtung eines Kolumbariums, für den Ehrlich einen Anbau vorgesehen hat. Gerade diese Form von Urnenbestattungen in einem Kirchenraum, so ergänzt van den Hövel, "ist im Bistum Aachen schon gang und gäbe, im Erzbistum Köln aber noch ein rotes Tuch."

(NGZ)
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