Ausstellung im Atelierhaus Neuss Meisterhaft gemalte Bilder des Lebens

Neuss · Der Maler Reiner Clemens zeigt im Atelierhaus seine Bilder aus den vergangenen eineinhalb Jahren. „Responsibility?“ heißt seine Ausstellung.

 Für Reiner Clemens ist ein Goldrand bei seinen Bildern unverzichtbar, er sieht darin auch eine Form von Wertigkeit.

Für Reiner Clemens ist ein Goldrand bei seinen Bildern unverzichtbar, er sieht darin auch eine Form von Wertigkeit.

Foto: Helga Bittner

Das Jahr 2017 – das war für den Maler Reiner Clemens das härteste Jahr. „Und mein bestes“, sagt er, denn viele persönliche Schicksalsschläge krempelten nicht nur sein Leben um, sondern auch seine Haltung zu eben diesem. Von negativ zu positiv, so sieht es Clemens selbst, und so spiegelt sich das auch in seinem Werk wieder. Verantwortung übernehmen, für sich selbst, die Umwelt, das Leben der anderen – nicht ohne Grund hat er den Begriff „Responsibilty“ (Verantwortung) als Überschrift für seine Ausstellung im Atelierhaus gewählt, aber ihn auch mit einem Fragezeichen versehen.

Clemens, man könnte ihn auch den Maler mit dem Goldrand nennen, denn kaum eines Werke kommt ohne aus, hat für die Schau ein Konzept entworfen, das zum einen seine Haltung dokumentiert, aber zum anderen auch dem Raum geschuldet ist. So hat er eine Fensterfront des Raumes komplett mit einer weißen Wand verkleidet, auf der der Künstler – in einer Art Petersburger Hängung – seine Tierbilder“ zeigt.

Meisterhaft gemalt, figürlich, fotorealistisch: Der Fuchs, der Hase, der Affe scheinen dem Betrachter fast entgegenzukommen. „Die Tiere leben im Hier und Jetzt“, sagt Clemens, „sie überlegen nicht, was passiert, wenn sie am nächsten Tag nichts jagen können.“ Dagegen stellt er den Menschen: „Er denkt sofort an das, was geschehen könnte. Aber müssten wir uns nicht ändern, könnten wir uns nicht einen anderen Weg suchen?“

In seinen Arbeiten, die allesamt seit 2017 entstanden sind, kann und will er keine Antworten geben. Aber Wege aufzeigen, jedem, der zum Schauen und Nachdenken bereit ist, Möglichkeiten anbieten. Das junge Menschenpaar zum Beispiel, das Clemens ganz bewusst als Kontrapunkt zu den Tierbildern diesen gegenübergestellt hat: Warum schaut er so böse und sie so angegriffen? Warum nehmen sie sich und den anderen nicht so, wie das unbeschwerte wirkende Baby und das fröhliche Lachen eines alten Menschen es ihnen vormachen? Überhaupt siedelt Clemens seine Lebewesen, ob Mensch oder Tier, immer in einem natürlichen Umfeld an.

Da gibt es üppige, faszinierende Landschaften, aber auch Jagd- und Fressszenen mit Tieren, die allerdings nicht im mindestens brutal wirken. Sondern natürlich, was Clemens auch betont, indem er jedes Tier mit seinem wissenschaftlichen Begriff benamt. Und der Mensch heißt dann – ebenso natürlich – Homo sapiens.

Info Hansastraße 9, Eröffnung morgen, 19 Uhr mit Einführung durch Michael Kortländer, bis 22. Juli, geöffnet mittwochs (17–20 Uhr), samstags (15–18 Uhr) und sonntags (11–17 Uhr)

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