Clemens-Sels-Museum Neuss Europa begegnet Russland – in der Kunst

Neuss · Eine neue Ausstellung im Clemens-Sels-Museum vereint zwei Sammlungen. „Die verbindende Sprache der Kunst“ wurde von Museumschefin Uta Husmeier-Schirlitz und Sammlerin Tanya Rubinstein-Horowitz entdeckt.

Fotos: Clemens-Sels-Museum - Ausstellung Begegnungen
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Europa begegnet Russland - in der Kunst

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Foto: Helga Bittner

Die Empfehlung von Museumschefin Uta-Husmeier-Schirlitz hat was: „Erst den Katalog kaufen und ihn wie ein Begleitheft der Ausstellung beim Besuch nutzen“, sagt sie und hat zweifellos Recht damit. Denn nicht immer erschließt sich auf Anhieb, warum Husmeier-Schirlitz, Sammlerin Tanya Rubinstein-Horowitz und die wissenschaftliche Betreuerin der Sammlung, Olga Sugrobova-Roth, für die Ausstellung „Begegnungen. Die verbindende Sprache der Kunst“ jene Werke zu Paaren zusammengestellt haben, die die hauseigene Sammlung mit der von Rubinstein-Horowitz verbinden.

Subjektiv seien sie vorgegangen, sagt Husmeier-Schirlitz, erklärt vieles auch mit der Chemie, die auf Anhieb zwischen ihr und der Düsseldorfer Sammlerin gestimmt habe, aber verweist auch darauf, dass die Betreuerin der Rubinstein-Sammlung ihren „objektiven Blick“ beigesteuert habe.

Für die Neusser Museumsdirektorin und Kunstwissenschaftlerin ist das sicherlich eine ungewöhnliche Vorgehensweise – gleichwohl aber hat sie ihre Besucher im Sinn und bietet ihnen eine Fülle von Mitmach-Möglichkeiten. Mit einem Spieltisch, auf dem alle 80 Werke als Karten liegen, die nach persönlichem Gutdünken wie beim Memory zusammengestellt werden können, fängt es an, geht über Schattenspiele mit Fingerfiguren weiter bis hin zu einem „Entdeckerbuch“ für Kinder und QR-Codes, hinter denen sich von Kindern erzählte Geschichten zu den Bildern verbergen. Was etwa verbindet „Ikarus“ von Henri Matisse aus Museumsbesitz mit dem „Harlequin“ von Sergei Jutkewitsch aus der Rubinstein-Sammlung?  Es ist die Bewegung. Oder die „Frau mit Hut“ von Bruno Goller mit der „Frau im roten Kleid“  von Michail Sokolow? Es ist der Hintergrund; mal grün, mal rot, mal lässt er die Frau hervortreten, mal drängt er das Motiv zurück.

Und doch ist es nicht immer leicht, die „innere Logik“ nachzuvollziehen, die Husmeier-Schirlitz und Rubinstein-Horowitz in Auswahl und Zusammenstellung der Paare geführt haben. Was etwa kann das Verbindende von „Madonna mit Kind“ (Rogier von der Weyden, Umkreis) aus dem 15. Jahrhundert und „In Wilno vor der deutschen Besatzung“ (Mstislav Dobuzhinsky) von 1914 sein? Das Andachtsbild, sagt die Schau und verweist im Katalog auf Fragen wie „An wen wenden wir uns in Zeiten der Not?“ Das ist dennoch längst nicht so eindeutig wie bei „Tiere“, Akt“ oder „Interieur“, sollte nachgelesen werden. Zumindest auf den kleinen Schrifttafeln am Boden vor jedem Paar, die von Husmeier-Schirlitz als Impulse bezeichnet werden. 

Ästhetisch ist diese Ausstellung sowieso ein Genuss, aber sie fordert mehr vom Besucher: die Bereitschaft, Beziehungen da zu entdecken, wo man sie nie vermuten würde. Der handliche Katalog (19.90 Euro) hilft auf die Sprünge, ist wirklich ein guter Begleiter des Besuchers. Aber auch ohne geht es, denn so oder so erweitert die Ausstellung die individuelle Sicht.

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