Podiumsdiskussion am Nelly-Sachs-Gymnasium in Neuss Gemeinsam gegen Rassismus

Neuss · Das Nelly-Sachs-Gymnasium setzt sich gegen Vorurteile und Rassismus ein. Bei einer Podiumsdiskussion wurde das Thema beleuchtet.

Die Menschen hatten gehofft, dass nach der schrecklichen Zeit von 1933 bis 1945 der Rassismus in der heutigen Gesellschaft kein Thema mehr ist. Doch er ist in der Zeit des aufkeimenden Faschismus aktueller denn je. Um die jüngere Generation für dieses Thema zu sensibilisieren, veranstaltete das Nelly-Sachs-Gymnasium im Februar einige Projekttage, in der Synagogen und Moscheen besucht wurden. Zum Thema gab es nun am Montag eine Podiumsdiskussion mit Gästen aus Politik, Wissenschaft und Kultur. „Etwa 80 Schüler der elften Jahrgangsstufe haben sich in der ‚Internationalen Woche gegen Rassismus‘ mit Religionen und Vorurteilen auseinandergesetzt“, erklärte Schulleiterin Isabelle Defort.

Vor Eltern und Mitschülern führten Nena Adam, Elisa Büsing, Annalena Eßer und Julius Hahne durch den Nachmittag und moderierten die Veranstaltung. Benommene Stille herrschte unter den Gästen bei der Begrüßung durch Pedro Hernández López vom Raum der Kulturen: „Wenn wir Menschen als Subjekt betrachten, befinden wir uns auf einem ganz schlimmen Pfad.“

In der anschließenden Diskussion drehte sich zunächst alles um den Rassismus-Begriff und die Frage, ab wann man sich rassistisch äußert. So sieht Integrations-Staatssekretärin Serap Güler (CDU) es nicht als bewusst rassistisch an, wenn über eine Kultur ein Witz gemacht wird. „Es kommt auch auf den Kontext an. Witze über Konzentrationslager hingegen sind ein No Go.“

Olga Rosow, Leiterin der Sozialabteilung der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, findet, dass Menschen über sich selbst und ihre Kultur scherzen dürfen, aber nicht über andere Kulturen. „Ich bin Jüdin. Wir machen selbst gerne Witze über uns. Wenn andere über uns reden, sehe ich das kritisch.“ Doch was genau ist Rassismus? Laut Islamwissenschaftlicher Elhakam Sukhni gibt es gar keine Rassen, denn der Mensch an sich ist „eine“ Rasse. „Man spricht dann vom Kultur-Rassismus, denn es werden einzelne Gruppen und Minderheiten unterdrückt und ausgestoßen.“ Ebenso wurde die Frage, wo man denn wirklich herkomme, thematisiert. Güler brachte dafür ein Beispiel von Dieter Bohlen an, der in einer Castingshow ein fünfjähriges asiatisch aussehendes Mädchen nach ihrer Herkunft fragte und sie mit „Herne“ antwortete. Bohlen ließ aber nicht locker und wollte ihre Abstammung wissen. Diese Situation wurde in den sozialen Medien kritisiert. „Es kommt, denke ich, auch auf das Alter an. Mein Vater lebt seit 50 Jahren in Deutschland, er würde sich immer als Türke bezeichnen. Jüngere, die hier aufgewachsen sind, wie zum Beispiel meine Nichten, sagen, dass sie Deutsche sind.“

Merfin Demir von der Jugendselbstorganisation von Roma und Nichtroma in NRW reagiert konsequent: „Ich ignoriere diese Frage einfach.“ Auch die AfD wurde thematisiert. So fragten Schüler, wie Sukhni es finde, wenn die Partei Werbung mit Sprüchen wie „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ mache. „Ich bin eher froh, dass es endlich ausgesprochen wird. Denn diese Feindlichkeit gab es schon vorher, es wurde aber immer abgeschwächt. Denn solche Gruppierungen erzeugen endlich Gegenbewegungen, wie diese Veranstaltung heute. Das finde ich klasse.“

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