Neuss Naturschützer zählen die Wintervögel

Neuss · Die Neusser Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) beteiligt sich an der bundesweiten Vogelzählung "Stunde der Wintervögel". Die NGZ hat nachgefragt, wo sich die Vögel am besten beobachten lassen und ob man sie füttern sollte.

 Wer jetzt am Rhein spazieren geht, kann überall dort, wo Schilf wächst, auf Vögel treffen – unter anderem auf Kohlmeisen (Foto), Amseln oder Drosseln.

Wer jetzt am Rhein spazieren geht, kann überall dort, wo Schilf wächst, auf Vögel treffen – unter anderem auf Kohlmeisen (Foto), Amseln oder Drosseln.

Foto: NN

Die Natur ist in diesen Tagen im Winterschlaf. Vor allem der muntere Gesang der Vögel fehlt — dabei überwintern nicht alle Arten im warmen Süden, zahlreiche Tiere haben sich an die Neusser Kälte angepasst. Wie viele Vögel es sind und wie sich der Bestand entwickelt, möchte der Naturschutzbund Nabu erforschen — und setzt bei seinem Vogelzähl-Projekt "Stunde der Wintervögel" auf Mithilfe.

Neuss: Naturschützer zählen die Wintervögel
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

"Auch wir beteiligen uns", erzählt Hans-Jörg Wagner von der Nabu-Ortsgruppe Neuss. In Holzheim wollen die Naturschützer mit Mitgliedern und Interessierten den Vogelbestand zählen. Mitmachen könne aber auch Einzelpersonen, die sich die Zeit nehmen, vom heimischen Fenster aus Vögel zu beobachten. "Man muss sich nur an den Aktionszeitraum halten", sagt Wagner. Zählungen sollten vom 3. bis 6. Januar vorgenommen werden. Ausgewiesener Vogelkundler muss dafür niemand sein: Auf den Internetseiten des Nabu gibt es Zählhilfen zum Ausdrucken, auf denen Fotos der Vögel zur einfachen Zuordnung abgebildet sind.

"Weit verbreitet sind in Neuss Wintervögel wie Amsel, Drossel oder Blaumeise", sagt Susanne Wiertz-Kirchberg, die bei der Stadt Neuss für Biotop- und Artenschutz zuständig ist. Seltener sei beispielsweise der Dompfaff. "Dafür ist er aber leicht zu erkennen", sagt die Biologin. "Seine leuchtend rote Brust fällt in der Winterzeit besonders auf." Wer bei winterlichen Spaziergängen Vögel entdecken möchte, sollte sich an den Nahrungsquellen der Tiere orientieren, rät die Expertin. Das seien zum Beispiel Hecken, die auch in der kalten Jahreszeit noch Beeren tragen, oder Unterholz im Wald, aus denen sich Meisen und Spechte Maden herauspicken können. "Wer am Rhein entlang geht, kann überall dort, wo Schilf wächst, auf Vögel treffen", sagt Wiertz-Kirchberg. Denn dort finden die Tiere Samen, die ihnen beim Überwintern helfen.

Ob auch der Mensch den Tieren helfen soll, indem er zufüttert, darüber streitet sich die Wissenschaft. "Wenn artgerecht gefüttert wird, schadet es nicht", meint Biologin Wiertz-Kirchberg. Allerdings rät sie dazu, das Futter nicht im Bau- oder Drogeriemarkt einzukaufen, sondern im Fachhandel. Es müsse auch nicht immer der "Meisenknödel" sein. "Sehr gut eignen sich Sonnenblumenkerne", sagt die Expertin.

Jedoch sollten nicht die schwarz-weißen Kerne, sondern die schwarzen verstreut werden. "Diese haben einen viel höheren Vitamingehalt", sagt Wiertz-Kirchberg, die dem Füttern auch einen pädagogischen Wert beimisst.

"Viele Kinder kennen die Vogelarten nicht mehr, können eine Kohlmeise nicht von einer Blaumeise unterscheiden", sagt sie bedauernd. Die Fütterung könne dazu beitragen, den Nachwuchs für die Tierwelt zu interessieren. Wichtig sei dabei jedoch, am Ball zu bleiben. "Wer einmal das Füttern beginnt, sollte das den Winter über durchhalten", so Wiertz-Kirchberg. Wenn die Vögel nämlich einmal eine Nahrungsquelle entdeckt haben, stellen sie sich darauf ein, suchen sich in der Nähe einen Platz zum Überwintern. Falle dann plötzlich das Futter weg, bedrohe dies sofort die Existenz der Vögel, erläutert die Biologin. "Um Nahrung zu suchen, brauchen die Tiere einen hohen Energiebedarf", sagt Wiertz-Kirchberg. "Sich plötzlich mitten im Winter umzustellen, ist für viele Vögel in so einer kargen Zeit gar nicht möglich", erklärt sie.

Immerhin lassen sich an der Futterstelle auch die Vögel leicht zählen — und damit wird schließlich auch ein Beitrag für den Naturschutz geleistet.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort