Nachtkonzert Nachtkonzert der Capella Quirina in der Quirinusbasilika

Neuss · Münsterkantor Joachim Neugart veranstaltete mit dem Kammerchor der Neusser Basilika ein Nachtkonzert, das sehr gut besucht war.

 Die Capella Quirina geht gern auf Reisen, war auch schon in Australien.

Die Capella Quirina geht gern auf Reisen, war auch schon in Australien.

Foto: Norbert Herting

Zum Ferienbeginn veranstaltete Münsterkantor Joachim Neugart mit dem Kammerchor der Neusser Basilika – Capella Quirina – erstmals ein Nachtkonzert. Programm war die auf der vergangenen USA-Reise in der Neusser Partnerstadt St. Paul, aber auch in Konzerten in Chicago und Detroit aufgeführte A-cappella-Chormusik. Viele Neusser wollten wissen, womit denn dieser erlesene Kammerchor seine Heimatstadt in Übersee vertritt.

„Es war sehr schwierig, alle Teilnehmer der USA-Reise für diesen späten Termin zu koordinieren“, war Joachim Neugart letztlich froh, dass diese Reiseauskunft in Neuss stattfinden konnte. Im Mittelpunkt stand Johann Sebastian Bachs doppelchörige Motette „Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf“ (BWV 226), vom Continuo mit Hans-Jakob Gerlings (Orgel) und Johannes Neugart (Violone) begleitet.

Der starke Nachhall beeinträchtigte zwar die Textverständlichkeit, nicht aber die schönen Stimmen, die Joachim Neugarts dynamischen Akzente vollendet umsetzten. Was aber bei einem solchen Spitzenensemble erstaunt, sind die manchmal fehlenden Endkonsonanten.

Kraf-, Mach-, Prach- fehlen die „t“s, gnädigli- mutiert ohne „ch“ ins Süddeutsche. Zum Text der Bach-Motette „Komm, heilger Geist“ spielte Joachim Neugart auf der großen Münsterorgel den passenden Hymnus „Veni, creator“ des französischen Barockkomponisten Nicolas de Grigny. Um dem Chor eine Pause zu gönnen, saß der Münsterkantor nochmals an der großen Orgel und entlockte ihr bei Sigfrid Karg-Elerts „Hamonies du Soir“ (op. 72/1) mit Flötenregistern und zarten Streichern wunderbare impressionistische Farben. Dieses Orgelwerk war eingebettet in vielfältige zeitgenössische europäische A-cappella-Chormusik und moderne Sätze deutscher Volkslieder. In der hohen Gesangskultur des Kammerchores wurden vier- bis achtstimmige Motetten des Briten Will Todd, der Franzosen Henri Carol und Francis Poulenc, des in Zürich lehrenden Burkhard Kinzler oder der bestechende Satz zu „Kein schöner Land in dieser Zeit“ von Wolfram Buchenberg zu der versprochenen wirklich spannenden „Sommernacht a-cappella“.

Verschiedene Choraufstellungen sind für Joachim Neugart ein „Klangfest für alle Sinne“. Das stößt gelegentlich an Grenzen: Beim achtstimmigen „This is my Fathers World“ des lettischen Komponisten Eriks Esenvalds waren alle Stimmen auf beide Seitenschiffe verteilt. Wenn man dann einen leicht tremulierenden Sopran neben sich hat, bleibt die vielgerühmte Homogenität dieses Kammerchores auf der Strecke. Aber das war glücklicherweise die Ausnahme. Das USA-Programm begeisterte die Zuhörer derart, dass sie erst nach zwei Zugaben bereit waren, Gottes Haus zu verlassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort