Mein Lieber Nachbar Nachbarn seit 80 Jahren

Neuss · Heinz Hambloch, Willi Kreuzer, Hans Josef Müllers und Willi Zimmermann sind auf der Morgensternsheide aufgewachsen.

 Zusammen aufgewachsen und noch immer echte Freunde: . Heinz Hambloch, Willi Zimmermann, Heinz Josef Müllers und Willi Kreutzer (v. l.) schwärmen von Kürbislaternen und dem alten Clemenshof.

Zusammen aufgewachsen und noch immer echte Freunde: . Heinz Hambloch, Willi Zimmermann, Heinz Josef Müllers und Willi Kreutzer (v. l.) schwärmen von Kürbislaternen und dem alten Clemenshof.

Foto: A. Woitschützke

Nordstadt "Ich konnte mir nie vorstellen. woanders zu leben", gesteht Heinz Hambloch. Der 84-jährige Pensionär, der auf der Morgensternsheide aufgewachsen ist und bis heute in dem Stadtteil im Nordwesten von Neuss lebt, schätzt seine Heimat genauso sehr wie es seine Nachbarn tun. Denn auch Hamblochs damaligen Schulfreunde Willi Zimmermann (79), Hans Joseph Müllers (82) und Willi Kreutzer (84) sind passionierte "Ur-Heider": "Damals fuhr nur der Milchmann von Haus zu Haus und wir sind auf den Straßen Schlitten gefahren", erzählt Müllers, Inhaber eines Frisörsalons am Clemenshof.

"Damals gab es nur wenige Häuser; jeder kannte jeden", ergänzt Landwirt Kreutzer, der mit seiner Frau Anneliese den Clemenshof, einen von damals sechs Höfen auf der Morgensternsheide, bewirtschaftet hatte. Verändert hat sich für den 84-Jährigen seit seiner Kindheit einiges: Der alte Vierkanthof, den die Familie 2003 aufgab, wurde 2012 in eine moderne Wohnanlage umgebaut. Kreutzer lebt seit dem Tod seiner Frau alleine im Erdgeschoss des noch erhaltenen Wohnhauses; eine Etage darüber sein Sohn Hanjo.

Geblieben sind die Nachbarn und Freunde, mit denen er einst spielte, dann kegelte und sich heute bisweilen zum Frühschoppen trifft. Wer 80 Jahre lang an einem Ort gelebt hat, ist generell schwer zu verpflanzen. Im Ortsteil Morgensternsheide jedoch, der bis heute seinen dörflichen Charakter bewahrt hat, ist so mancher noch mehr als sonst wo mit dem Ort seiner Kindheit verwurzelt: "Mit 20 anderen Schulkindern sind wir an Sankt Martin mit leuchtenden Futterrüben und Kürbissen von Haus zu Haus gezogen und haben Pfannkuchen, Plätzchen, Nüsse und Obst bekommen", erinnert sich Heinz Hambloch an den St.

-Martins-Umzug vor fast 80 Jahren. Noch heute treffen sich die vier "Kumpels" jedes Jahr am Martinsfeuer, zusammen mit den "Zugezogenen". Etwa 50 neue Häuser seien seit dem Kriegsende in seiner Nachbarschaft entstanden, erzählt Willi Kreutzer. Eines davon bewohnt Familie Schiffers - die die gleichen Dinge am Leben auf der Morgensternsheide schätzt wie die vier alten Freunde: "Alle kennen sich, helfen einander und das Soziale wird hochgehalten. Für uns war der Umzug von Düsseldorf hierher ein absoluter Glücksfall", berichtet Schiffers nach fünf Jahren auf der Heide.

Ein bisschen Infrastruktur vermisst sie in dem reinen Wohnviertel genau wie Willi Zimmermann: Früher, erzählt er, habe es sowohl Kneipen und Cafés als auch einen Lebensmittelladen gegeben. "Das ist aber bestimmt 25 oder 30 Jahre her", sagt Hans Joseph Müllers, der mit seinem Frisörsalon eines der wenigen noch verbliebenen Geschäfte am Clemenshof führt. Als Willi Kreutzer vor dem alten Clemenshof steht und von den Kuh- und Schweineställen erzählt, die beim Umbau abgerissen wurden, ist ihm Wehmut anzumerken.

Hans Joseph Müllers deutet auf einen Lindenbaum am Ende der Straße, der heute unter Naturschutz steht: "Dort haben wir als Kinder alle dringesessen", erzählt er. Doch nicht nur die Erinnerung an früher, sondern auch die Freundschaft ist den Nachbarn geblieben - und spontan beschließen sie, noch in Willi Kreuzers Wohnzimmer ein Bier zu trinken.

(NGZ)
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