Kanalbau in Neuss Befreiungsfest mit Fingerfood

Neuss · Zum Abschluss der Bauarbeiten an der Fichtestraße hat die Firma Seidler Tiefbau die Anwohner zu Fingerfood und Kaltgetränken eingeladen. Gemeinsam wurde ein Befreiungsfest gefeiert. Was es damit auf sich hat.

Horst Töpel, Reinhold Mustac, Jannik Hoppe, Andreas Krüll, Rolf Jansen und Niclas Schumacher (v.l.) von der Firma Seidler Tiefbau luden die Anwohner der Fichtestraße zu einem Straßenfest ein.

Horst Töpel, Reinhold Mustac, Jannik Hoppe, Andreas Krüll, Rolf Jansen und Niclas Schumacher (v.l.) von der Firma Seidler Tiefbau luden die Anwohner der Fichtestraße zu einem Straßenfest ein.

Foto: Andreas Woitschützke

Die erste Post ließ die Anwohner der Fichtestraße Schlimmstes befürchten: Eineinhalb Jahre Bauzeit wurden ihnen prophezeit. „Oh, Gott“, habe er nur gedacht, gesteht Horst Ferfers. Doch nun, wo der Kanalbau erledigt und ein Ende in Sicht ist, macht sich fast Melancholie im Piusviertel breit. Ihr werde etwas fehlen, bekennt Astrid Paul, wenn die Bauarbeiter mal weg sind.

Zwischen denen und den Anwohnern ist so etwas wie Freundschaft entstanden. Das habe er, stellt Bauleiter Niclas Schumacher fest, bei einer so großen innerstädtischen Baumaßnahme noch nie erlebt. „Es war ein Geben und Nehmen.“ Als aber einige Anwohner sogar Briefe ins Rathaus schickten, um sich lobend über die Jungs von der Kanalbaukolonne zu äußern, da war das Maß übervoll – und die Firma Seidler Tiefbau lud für Freitag zum Nachbarschaftsfest ein. Es war das erste seit mehr als 30 Jahren und wurde mit Häppchen aus einem Foodtruck und Kaltgetränken als Befreiungsfest aufgezogen. Denn es wurde auf einen Termin gelegt, an dem die Fichtestraße wieder durchgängig befahr war.

Wenn sich innerstädtisch eine Anwohnerschaft hartnäckig gegen eine „Zwangsbeglückung“ durch die Stadt gesträubt hat, dann war es die von Fichte- und Olympiastraße. Sie wollte von allen Plänen, den Straßenraum nach Abschluss der Kanalisation neu zu ordnen, nichts wissen. Ein Grund war, dass ein Teil der so verursachten Mehrkosten anteilig auf sie umgelegt werden sollte. Inzwischen steht fest, dass die Anwohner gar nichts zu zahlen haben werden. „Dafür haben wir schwer gekämpft“, sagt Dieter Alfred Paul, der eine Unterschriftensammlung über den Bund der Steuerzahler zur Abschaffung dieser Anliegerbeiträge gestartet hat. Deren Aussetzung kurz vor der Landtagswahl habe die Anwohner, so Paul, „nicht wenig fröhlich gemacht“, in der Sache selbst hätten sie allerdings auch dann nicht anders entschieden – nämlich für die etwas abgespeckte Variante einer Wiederherstellung nach altem Muster. „Das hat doch Jahrzehnte funktioniert“, sagt Ferfers.

Nach diesem politischen Vorspiel begannen im Dezember die Kanalarbeiten. Ein Regenwasser- und zwei Schmutzwasserkanäle seien ausgetauscht und etliche Hausanschlüsse erneuert worden, sagt Bauleiter Schumacher. Gesamtlänge der Rohre: zwei Kilometer. Dazu wurde eine Wanderbaustelle eingerichtet. Und wenn die sich verschob, die Blockierung von Hauseinfahrten oder ähnliche Unannehmlichkeiten drohten, fanden die Anwohner rechtzeitig eine detaillierte Info dazu in ihrem Briefkasten. Dass Seidler nun sogar ein Fest gibt, „passt ins Bild“, sagt Astrid Alt.

Mit seinen Mitarbeitern nahm auch Reinhold Mustac an dem Fest teil. Er ist Geschäftsführer des Tiefbauunternehmens, das im Mai am Stammsitz Bockholtstraße sein 50-jähriges Bestehen feiern konnte. Als seine Leute von den Anwohnern 500 Euro Trinkgeld bekamen und ankündigten, das dem Verein „Himmelblaue Traumfabrik“ spenden zu wollen, verdoppelte er die Summe.

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