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Neuss Nabu: Rheinvertiefung gefährdet Lebensraum für Fische

Neuss · Bund und Land wollen den Rhein zwischen Düsseldorf und Köln vertiefen. Naturschützer befürchten dadurch Nachteile für Fische.

Eine mögliche Vertiefung des Rhein sorgt für Streit zwischen Bund, Land und Häfen auf der einen Seite und den Naturschutzverbänden auf der anderen Seite. Bislang hat der größte deutsche Strom zwischen Duisburg und Köln nur eine Minimalwassertiefe von 2,50 Meter. Geht es nach den Plänen von Bund und Land, wird der Rhein in den kommenden Jahren auf diesem Teilstück auf 2,80 Meter vertieft. Flussaufwärts bis Duisburg hat der Rhein bereits heute diese Tiefe. Dorthin können also auch größere Schiffe fahren beziehungsweise Schiffe mit mehr Ladung. Das ist auf der weiterführenden Strecke bis zum Hafen Köln-Niehl nicht möglich. Die Neuss-Düsseldorfer Häfen haben gegenüber Duisburg bislang also einen Wettbewerbsnachteil.

Für Andreas Hamm, Assistent der Geschäftsleitung der Neuss-Düsseldorfer Häfen, wäre eine Vertiefung um 30 Zentimeter technisch kein Problem. "Im Grunde vertieft sich der Rhein durch sein Geschiebe permanent selbst. In manchen Bereichen wird der Rhein zurzeit aus Naturschutzgründen sogar künstlich aufgefüllt. Das müsste man nur unterlassen." Auf dem Düsseldorfer Rheinabschnitt gibt es nur eine einzige Stelle, die sich aus geologischen Gründen nicht selbst vertieft: Das ist die so genannte Werther Platte, eine Felsformation im Rhein vor Kaiserswerth. "Diese müsste mechanisch um 30 Zentimeter niedriger gemacht werden", sagt Hamm.

Experten gehen davon aus, dass Schiffe mehrere Hundert bis zu 1000 Tonnen mehr an Fracht aufnehmen könnten, wäre die Fahrrinne auf einer Breite von 150 Metern durchgängig mindestens 2,80 tief. Das würde in der Binnenschifffahrt die Kosten deutlich senken.

Die Pläne zum Rheinausbau sehen Naturschützer skeptisch. Verschiedene Verbände, darunter Naturschutzbund (Nabu) und BUND, haben nach Informationen unserer Zeitung ein Dossier erstellt, das in den nächsten Tagen veröffentlicht werden soll. Daran mitgearbeitet hat Nabu-Experte Klaus Markgraf. "Sollte durch eine Vertiefung der Fahrrinne der Wasserstand des Rheins sinken, sinkt entsprechend auch der Grundwasserspiegel. Das wiederum gefährdet die Auenlandschaft links und rechts des Flusses", sagt Markgraf. Außerdem könnte dies weniger Wasser in den Flachwasserbereichen bedeuten. "Dort aber hat der Lachs seine Ruhegewässer", sagt Markgraf. Für den Maifisch gerate durch die Rheinvertiefung ein Laichgebiet in Gefahr gerät. "Und auch der Nordseeschnäpel und das Flussneunauge wären gefährdet", sagt Markgraf. Der Nordseeschnäpel gilt offiziell seit 1940 als ausgestorben. 2008 wurde er erstmals wieder nachgewiesen.

(NGZ)
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