Neuss Mutter schreibt über autistischen Sohn

Neuss · Seit bei Elke Eifels Sohn Jan-Philip Autismus diagnostiziert wurde, setzt sich die Neusserin unermüdlich für ihn ein. Über ihre Erfahrung mit einem behinderten Kind hat die Neusserin ein Buch geschrieben - ihr Sohn hat daran mitgewirkt.

 Die Weckhovenerin Elke Eifel mit ihrem Buch, das von den Erfahrungen mit ihrem autistischen Sohn Jan-Philip berichtet. Mit dem Werk möchte sie anderen Eltern Mut machen.

Die Weckhovenerin Elke Eifel mit ihrem Buch, das von den Erfahrungen mit ihrem autistischen Sohn Jan-Philip berichtet. Mit dem Werk möchte sie anderen Eltern Mut machen.

Foto: andreas woitschützke

Als der kleine zweijährige Jan-Philipp im Sandkasten sitzt und alleine vor sich hin schaufelt, merkt Elke Eifel, dass ihr Sohn "irgendwie anderes" ist. "Ich beobachtete das Kind und dachte, dass er es einmal nicht leicht haben wird im Leben." So beschreibt sie in ihrem Buch "Nie Licht für Joel" die Zeit kurz bevor sich ihr Kind in sich zurückzog. Elke Eifel sollte Recht behalten. Bei ihrem Sohn, der mittlerweile 25 Jahre alt ist, wurde frühkindlicher atypischer Autismus diagnostiziert, sehr viel später allerdings erst.

"Schon als Kindergartenkind ist mein Sohn in den Autismus hineingegangen", erzählt die Mutter. Er habe sich langsamer entwickelt als gleichaltrige Kinder und Ängste bekommen, erinnert sie sich. Lange habe sie nicht gewusst, was mit ihrem Kind los sei; Erziehungsberatungsstellen, Ärzte und Psychologen aufgesucht - mit mäßigem Erfolg. Im Herbst 1994 beschäftigte sich dann eine Neusser Kinderpsychologin mit dem Kind. "Sie gab mir eines Tages ein gelbes Heft in die Hand mit dem Titel "Hilfe für das autistische Kind", schreibt Elke Eifel über das erste Mal, das die Familie mit der Entwicklungsstörung konfrontiert wurde.

Im Jahr 2005, als Jan-Philipp, der von seinen Eltern und seiner fünf Jahre jüngeren Schwester Frauke nur "Janni" genannt wird, 14 Jahre alt war, reifte in Elke Eifel der Entschluss, die vielen Erlebnisse in ihrem Leben mit einem autistischen Kind und Jugendlichen nicht nur niederzuschreiben, sondern auch zu veröffentlichen. "Alle Eltern, die ein autistisches Kind haben, fangen ganz von vorne an, müssen sich neu orientieren. Das Buch soll ihnen Mut machen und Hilfestellung bieten", erklärt die 58-jährige gelernte Speditionskauffrau.

Den Titel des sehr persönlichen und doch für jeden, der mehr über das Leben eines Autisten herausfinden möchte, fesselnden Buches, hat ihr Sohn ausgesucht. "Ich deute es so, dass Jan-Phillip niemals aus seiner Welt ins Helle, wie er immer sagt, hinaustreten kann", beschreibt die engagierte Mutter die Gefühle ihres Sohnes. Auch beim Schreiben hat der Protagonist mitgewirkt und ist als Co-Autor auf dem Titel verzeichnet. "Möglich wurde das durch die gestützte Kommunikation, die Jan-Philipp beherrscht, seit er etwa 14 Jahre alt ist", erklärt die Autorin. Damals sprach Jan-Philipp wenig. "Es war unmöglich zu verstehen, was in ihm vorging", sagt Elke Eifel rückblickend. Also probierte seine Mutter die Methode, bei der ein Helfer Jan-Philipps Unterarm stützt und er so mit dem Zeigefinger einzelne Buchstabentasten berühren und am Computer Botschaften verfassen kann - und ihm so einen neuen Zugang zur Welt ermöglichte.

Jan-Philipp, der heute wieder mehr spricht und weniger gestützt schreibt, wohnt bei seinen Eltern in Weckhoven und arbeitet seit 2008 bei den Gemeinnützigen Werkstätten Neuss. "In seiner Freizeit braucht er Programm und Impulse, die ihn aus seiner Welt holen - Kirmes, Schützenfest, Ausflüge - das ist manchmal anstrengend", sagt seine Mutter. Ihr nächstes Ziel: "Eine Wohngemeinschaft finden, in der sich Jan-Philipp wohlfühlt."

(NGZ)
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