Neuss Mutter kämpft für an MS erkranktes Mädchen

Neuss · Silke Groll (41) kümmert sich seit mehr als drei Jahren um Menschen mit Multipler Sklerose. Dieses Mal muss sie aber die Bürger um Mithilfe fragen. Es geht um eine Küche.

 Silke Groll.

Silke Groll.

Foto: ati

Das stimmte Silke Groll richtig traurig. "Das Mädchen leidet an fortgeschrittener Multipler Sklerose, hat keinen familiären Beistand, bezieht jetzt allein ihre Wohnung, aber hat nur ein Bett", zählt die Kaarsterin auf. "Als ich diesen Hilferuf im Facebook gelesen hatte, wusste ich, dass ich sofort handeln muss."

Groll kennt die Situation des Mädchens nur zu gut. Vor vier Jahren ist ihre eigene Tochter an MS erkrankt, das Leben hat sich seither auf den Kopf gestellt. Anderes Essen, viele Medikamente und eben auch ein Umzug ins Erdgeschoss waren notwendig, um der fortschreitenden Krankheit gerecht zu werden. Weil Groll möglichst vielen Menschen helfen wollte, gründete sie alsbald auch ein europaweiteres Forum für Kinder und Jugendliche mit MS. Das Projekt wurde 2014 von der "Gemeinnützigen Hertie-Stiftung" ausgezeichnet, ehe es wegen Geldmangels eingestellt wurde. Über ihren Facebook-Account bleibt sie aber weiterhin Ansprechpartner für alle "MS-ler". So auch für das Neusser Mädchen, das Groll vergangene Woche über Facebook um Hilfe bat.

Ebenfalls über Facebook rief Silke Groll deswegen kurz darauf auf, doch dem Mädchen gemeinsam bei ihrem Einzug zu helfen. "Wir brauchen Töpfe, Lampen, Wasserkocher, zwei Nachtischschränkchen, Staubsauger, Gardinen, Bügeleisen, Wischeimer mit Wischer, Badezimmerschrank mit Licht usw. - im Prinzip alles, was so ein kleiner Hausstand benötigt!", schrieb sie am Samstag. Und plötzlich überrollte sie eine Lawine der Hilfsbereitschaft.

Jetzt erwartet Groll ein Sofa aus München, 100 Euro Geldspende für neue Schränke aus den Niederlanden, eine Bohrmaschine von hier, Besteck von da, Tische und Stühle von dort. "Wir hatten nach 48 Stunden einen kompletten Hausstand zusammen", sagt Silke Groll. Am Freitag kommen viele Freiwillige, um die Wohnung zusammen einzurichten. Einige von ihnen werden in einem angereisten Wohnwagen übernachten, andere kommen sogar bei Groll unter.

Die Hilfsbereitschaft ist riesig. Doch das einzige was fehlt, ist eine Küche. Doch gerade die ist elementar wichtig, weshalb Groll einen letzten Versuch startet. Selbst bei Ikea habe sie angefragt. Doch eine Zusage kam noch nicht. Im Prinzip könnte man natürlich auf eine Küche vorerst verzichten, aber: "Wir haben nur an diesem einen Tag genug Leute, um die Wohnung einzurichten", sagt Silke Groll. "Selbst eine Küche für uns Ehrenamtler heute zu kaufen, sie abzuholen, zurechtzuschneiden und so weiter kostet uns zu viel Zeit." "Wir hoffen auf die Neusser Bürger".

(NGZ)
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