Neuss Musikvereine präsentieren berührenden "Messias"

Neuss · "Der Messias" von Georg Friedrich Händel ist sein bekanntestes und meistaufgeführtes Oratorium. Die Geschichte von Jesu Kindheit, Leben und Leiden passt in jede Jahreszeit, besonders aber zum kommenden Advent. Der Städtische Musikverein Neuss 1844 hat in Zusammenarbeit mit dem Musikverein Grevenbroich 1927 das dreiteilige Oratorium schon mehrfach aufgeführt. Erstmals aber war die Singgemeinschaft in der Christ-König-Kirche auf der Neusser Furth. Den jahrelangen Konzertort - die Aula des Commundo-Tagungshotels - hatten die Chöre verlassen, "weil der Messias in eine Kirche gehört", meinte der neue Leiter Christian Parsiegel.

Das war bei der Uraufführung 1742 in Dublin noch ganz anders. Das "Grand Musical Entertainment" - so die Ankündigung - wurde in weltlichen Sälen und Theatern aufgeführt. Aber auch die Christ-König-Kirche mit ihrem großzügigen Altarraum bot den rund 70 Sängern sowie der Niederrheinischen Philharmonie ausreichend Platz.

Das feierliche "Grave" der einleitenden Sinfonia nahm Christian Parsiegel ungewöhnlich schnell und verzichtete auf den markanten Gegensatz zum beschwingten "Allegro". Das folgende, von mildem Streichersatz begleitete Rezitativ "Tröstet mein Volk" war glücklicherweise dem überragenden Solisten anvertraut.

Der koreanische Tenor Byungsun Kang konnte auch in seinen Arien überzeugen. Leider erreichten die weiteren Solisten Tatjana Kronau (Sopran), Susanne Stotmeister (Alt) und Giorgi Darbaidze (Bass) bei weitem nicht dieses Format. Eine höchst achtbare Leistung aber erbrachte die Chorgemeinschaft. Bereits der Eingangschor "Denn die Herrlichkeit Gottes wird offenbaret" erreichte auch bei den relativ wenigen Männerstimmen schöne Klangtiefe.

In extremen Höhen blieb der Sopran einige Male dünn, dafür ersang sich der Alt ein ums andere Mal gute Noten. Besonders der Eingangschor zum zweiten Leidensteil gelang den Choristen gut, natürlich auch das "Halleluja" und die grandiose "Amen"-Schlussfuge.

Das Orchester begleitete sehr zuverlässig. Auf reinen Streicher- und Cembaloklang (Karl-Georg Brumm) gestellt, kommen nur in den besonders glanzvollen Chören Bachtrompeten und Pauken zum Einsatz: makellos das virtuose Trompetensolo zur Bassarie "Sie schallt, die Posaune".

Nach der Sopranarie "die uns den Frieden verkünden" unterbrach Dirigent Christian Parsiegel den Vortrag und bat das zahlreiche Publikum um eine Gedenkminute für die Opfer der Pariser Attentate. Es war ein schöner Zufall, dass dazu für fünf Minuten die Glocken der Kirche läuteten.

(Nima)
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