Neuss Musicalwochen mit neuem Konzept

Neuss · Im nächsten Jahr geht es auf der Bühne des Globe bei den Neusser Musicalwochen noch mal klassisch zu: Dann soll "Oliver" aufgeführt werden. Aber danach stehen für Reinhard Knoll und Hans Ennen inhaltliche Veränderungen an.

 Die Oper "Die drei Rätsel" von Detlef Glanert soll kein Einzelfall im Programm der Neusser Musicalwochen sein. Auch künftig planen Reinhard Knoll und Hans Ennen Produktionen wie diese von 2012.

Die Oper "Die drei Rätsel" von Detlef Glanert soll kein Einzelfall im Programm der Neusser Musicalwochen sein. Auch künftig planen Reinhard Knoll und Hans Ennen Produktionen wie diese von 2012.

Foto: Hanne Brandt

Am liebsten würden Reinhard Knoll und Hans Ennen den Namen ändern: "Neusser Musicalwochen" — das trifft doch längst nicht mehr das Programm, das sich der Leiter der Musikschule und der Chef der Alten Post Jahr für Jahr ausdenken, um im September/Oktober das Globe zu bespielen. Sagen sie. Schließlich haben die beiden auch schon Opern auf die Bühne gebracht: "Pollicino" von Hans-Werner Henze und zuletzt "Die drei Rätsel" von Detlef Glanert. Andererseits wissen sie: "Das geht nicht, der Name ist eingeführt — in jeder Hinsicht, beim Publikum, bei den Sponsoren und auch im Internet."

Und ehrlicherweise muss man auch sagen, dass die Mehrzahl der bisherigen Produktionen im Musicalbereich anzusiedeln ist. Dieses Jahr hätte es eigentlich die Aufführung von "Rent" sein sollen, aber gescheitert ist die gesamte Produktion daran, dass sich zu wenig Interessenten für die männlichen Rollen gemeldet haben. Das aber hat Knoll und Ennen Spielraum gegeben, sich grundsätzlich Gedanken über die Ausrichtung der Musicalwochen zu machen. Ergebnis: "Der Name bleibt, aber der Inhalt ändert sich", sagt Hans Ennen. Gleichwohl geht das nicht von heute auf morgen, und so gehen Knoll und Ennen im nächsten Jahr auf Nummer sicher und studieren das Musical "Oliver" nach dem Roman von Charles Dickens ein. Natürlich wieder mit Jugendlichen im Sinne einer Berufsvorbereitung, aber auch mit engagierten Laien.

"Das Stück trifft immer noch den Zeitgeist", sagt Ennen, "denn Kinderarbeit und -armut ist immer noch ein Thema." Vor genau 13 Jahren haben die beiden es schon mal im Globe gezeigt, das Regiekonzept wollen sie wieder aufnehmen, wenngleich es natürlich bearbeitet werde, wie Ennen als Dramaturg versichert. Musikalischer Leiter wird Ralf Beckers sein, der damals diese Funktion noch gemeinsam mit Reinhard Knoll wahrgenommen hatte.

Die Wiederaufnahme von "Oliver" trägt indes ein Markenzeichen, das künftig noch mehr die Auswahl bestimmen soll. "Wir wollen stärker in die Auseinandersetzung mit literarischen Vorlagen", sagt Hans Ennen. Ein Punkt, der auch die Aufführung von Opern einbezieht. Oder grundsätzlich von zeitgenössischer Musik, wie Knoll sagt, der bis zu seiner Pensionierung Ende 2016 dabei bleiben will.

Mit "Oliver" im nächsten Jahr verschaffen sich Knoll und Ennen die Luft, um weiter an ihrem neuen Konzept zu feilen. Sie wollen künftig mit neuen Theaterformen experimentieren. Das soll 2015 passieren, "wenn wir einen Rahmen, ein Drehbuch vorgeben, in den sich das ganze kreative Potenzial in Neuss einbringen kann", sagt Knoll. "Das wird ein großes Projekt und braucht einen längeren Vorlauf", ergänzt Ennen und betont zudem, dass es dabei auch um transkulturelle Aspekte gehen solle.

2016 denken die beiden an "etwas gutes Zeitgenössisches in Richtung Oper", wie Knoll sagt. Da etwas zu finden, was das Publikum begeistert wie schon "Pollicino" oder "Die drei Rätsel" sei kein Problem, meint er: "Viele Opernhäuser sind dazu übergegangen, Aufträge für Kinder- und Jugendopern an Komponisten zu erteilen." Wichtig ist beiden bei jeder Produktion ein Merkmal: "Es muss auf der Bühne eine Geschichte erzählt werden!"

(NGZ)
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