Neuss Museumsumzug geht im September los

Neuss · Bis Ende August sollen die Sanierungsmaßnahmen im Deilmann-Bau des Clemens-Sels-Museum beendet sein. An der Außenhülle wird noch ein Treppenturm angebaut, aber die Kunst kann wieder ins Haus einziehen.

 Martin Habel, Gisela Grote-Müssgens und Karin Schiefke im fast fertigen Gartensaal des Clemens-Sels-Museum.

Martin Habel, Gisela Grote-Müssgens und Karin Schiefke im fast fertigen Gartensaal des Clemens-Sels-Museum.

Foto: Andreas Woitschützke

Wie mächtig das Treppenhaus wirkt! Wie grau die Wände sind! Wie dominierend die Kassettendecke wirkt! Der in den 1960er Jahren realisierte und von Harald Deilmann entworfene Anbau des Clemens-Sels-Museum ist - so gänzlich bar jeder Kunst, jeder Ablenkung (selbst der Natursteinfußboden ist unter farbloser Spanplatte und Pappe verschwunden) - wieder pure Architektur. Die auch, wenn man den Gedanken, dass sie ein Haus für Kunstpräsentationen sein soll, ausklammert, in diesem Zustand einen starken Eindruck macht.

Dieses Erlebnis ist allerdings derzeit nur wenigen vergönnt. Das Haus ist noch geschlossen und bleibt es auch bis etwa Ende Januar. Allerdings sind die meisten Handwerkerarbeiten, die die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen nötig machten, fast abgeschlossen. "Bis Ende August ist alles fertig", sagt Karin Schiefke, technische Betriebsleiterin beim ausführenden Gebäudemanagement Neuss (GMN). Einen Monat später als geplant, aber das habe, so sagt Schiefke, an Baugenehmigung und Brandschutzkonzept gelegen. Die Umsetzung von letztgenanntem ist mit dem Auszug der Handwerker auch nicht abgeschlossen, die Maßnahmen außen an der Gebäudehülle etwa mit dem neuen Notausgang-Turm gehen dann erst los.

Wirklich sichtbar sind die Sanierungsmaßnahmen im Gebäude für den Besucher nur in wenigen Fällen. Im Keller des Hauses etwa, denn dort wurde die Holzverschalung von den Wänden gerissen, eine große Blechvitrine entsorgt. Zwei römische Grabsteine wurden versetzt, sind derzeit aber noch mit Holz eingehaust.

Wer sich an die dunkel lackierten Lampen in der Kassettendecke erinnert, wird jetzt solche mit einem metallischen Gehäuse entdecken. Ihr Innenleben ist indes komplett neu: Das System besteht nun aus einer LED-Beleuchtung und hat eine neue, jetzt elektronische Steuerung bekommen. Denn och hat sich Martin Habel, der Technische Leiter des Museums, die abmontierten Lampen, Kabel und Schienen gesichert. "Es gibt nämlich keine Ersatzteile mehr,"sagt er, aber er könnte mal welche brauchen. Denn im Pädagogik-Raum ist es bei der alten Beleuchtung geblieben - eine Forderung des Denkmalschutzes, wie Schiefke und ihre GMN-Kollegin Gisela Grote-Müssgens betonen.

Der Denkmalschutz hat auch bei der Auswahl der neuen Brandschutztüren und der Lampen mitgeredet: "Wir mussten den Stil wahren", sagt Schiefke, etwa bei den Schiebetüren im Gartensaal. Auch das Farbspektrum des Hauses gehört zum Bestandschutz und musste eingehalten werden. Die grauen Betonwände bleiben grau, und auch der neue Teppichboden wird sich kaum vom alten unterscheiden.

Aber es gibt vier neue Notausgänge, und die Fenster werden mit neuen Folien gegen UV-Strahlung und Wärme bezogen. Das hat durchaus auch eine optische Wirkung, denn dadurch wirkt das Tageslicht nicht so künstlich wie bisher - mehr, als ob es Milchglas durchdringt. Das macht auch die Tuchsegel unter den Decken überflüssig, mit denen das Museumsteam in der Vergangenheit die Kunst vor allzu viel natürlichem Licht geschützt haben. "Schon wegen des Brandschutzes dürften wir sie nicht mehr anbringen", sagt Habel, "die Rauchmelder wären dann verdeckt."

Das größte Problem des Museums, die in den Betonboden eingelassene und immer wieder in Feldern ausgefallene Heizung, glaubt das GMN in den Griff bekommen zu haben. "Wir haben zum Glück eine Firma gefunden, die sich mit dem System auskennt", sagt Schiefke, "jetzt funktionieren alle Felder wieder." Zudem hat das Nachtspeichersystem eine neue Steuerung bekommen, aber nach wie vor muss nachts aufgeheizt werden, damit es tagsüber warm genug ist. Diese Praxis hat zum Unmut des Museumsteams auch dazu geführt, dass der von ihm gewünschte Bodenbelag aus Vinyl nicht zum Zuge kam, weil er, so Schiefke, hohe Temperaturen nicht vertrage. Und so bestand das GMN auf dem alten Teppichbodentyp. Dass das auch eine Frage der Kosten gewesen sein könnte, wird indes verneint.

(NGZ)
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