Neuss Museum muss sechs Monate schließen

Neuss · Für die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten im Clemens-Sels-Museum muss der Betrieb eingestellt werden. Die Arbeiten könnten voraussichtlich im Oktober beginnen. Im März 2014 wäre die Wiedereröffnung.

 Wenn die Arbeiter ins Clemens-Sels-Museum einziehen, muss die Kunst komplett ausziehen.

Wenn die Arbeiter ins Clemens-Sels-Museum einziehen, muss die Kunst komplett ausziehen.

Foto: Woi

Jahrelang konnte man den Eindruck haben, dass die dringend notwendige Sanierung des Clemens-Sels-Museums auf die lange Bank geschoben wird. Immer wieder haben sich Politik und Verwaltung darüber in die Haare bekommen – jetzt scheint alles ganz schnell zu gehen. In seiner heutigen Sitzung wird dem Kulturausschuss von der Verwaltung der neue Sachstand zur Sanierung vorgestellt. Demnach könnte das Museum ab dem 15. Oktober bis mindestens März 2014 geschlossen werden, um die Arbeiten etwa an der Beleuchtungsanlage, an der Außenverdunkelung, am Brandschutz oder an der Heizung zu ermöglichen. 600 000 Euro stehen dafür noch in diesem Jahr im Etat des Gebäudemanagements Neuss (GMN) zur Verfügung, weitere 600 000 Euro sollen nächstes Jahr eingestellt werden.

Für ein Museum, das im Jahresrhythmus planen muss, um Leihgeber zu überzeugen, Sponsoren zu gewinnen und Ausstellungen zu konzipieren, hat diese mit einem Vorlauf von knapp fünf Monaten avisierte Schließung weitreichende Folgen. Bereits abgesprochene Ausstellung müssen abgesagt, bewilligte Sponsorengelder wieder zurückgewiesen werden. Die nächste Ausstellung – am 9. Juni wird "Als das Altbier noch jung war" eröffnet und sie läuft bis zum 15. September – dürfte die vorerst letzte am Obertor sein.

Die weiteren geplanten über die Arbeit der Künstlerin Rita Rohlfing sowie die Ausstellung einer renommierten Privatsammlung unter dem Titel "Von Liebermann bis Barlach" können dann nicht stattfinden, wie die Museumsdirektorin Uta Husmeier-Schirlitz bestätigt. Und was gar nicht absehbar ist: Wie wird sich eine Schließung ausgerechnet in den kalten Monaten, wo der Besuch eines Museums eher auf der persönlichen Tagesordnung steht als im Sommer, grundsätzlich auf die Position des Hauses auswirken? Derzeit erlebt das Clemens-Sels-Museum ein Hoch in der öffentlichen Wahrnehmung. Das Jubiläumsjahr hat ihm viel positive Resonanz in den regionalen Medien beschert und auch dadurch sehr viele Besucher ins Haus gespült (siehe die Zahlen im Infokasten).

So nötig die Sanierungsmaßnahmen auch sind – der Zeitpunkt träfe das Haus am Obertor in einer Situation, in der es an massiven Personalproblemen leidet. (Was im übrigen auch Thema in Form eines mündlichen Berichts der Verwaltung im nicht-öffentlichen Teil der Ausschusssitzung sein wird.) Seit vielen Monaten muss das Museum den Ausfall des schwer erkrankten stellvertretenden Leiters Thomas Ludewig kompensieren. Nur dessen Funktion als Volkskundler und Kurator des Feld-Hauses auf der Raketenstation konnte mit einem zeitlichen Engagement von Britta Spieß (Leiterin des Schützenmuseums) aufgefangen werden. Aber auch an anderen Stellen im Team gibt es Erkrankungen, die nicht unbedingt eine Mehrbelastung der Mitarbeiter ratsam erscheinen lassen.

Und die wird unweigerlich auf sie zukommen, wenn das Haus geschlossen wird. Denn "baufrei" muss es für die Arbeiten sein. Das heißt: Sämtliche Kunst muss eingepackt und ausgeräumt und bei Eröffnung des Museums genauso fach- und sachgerecht wieder aufgebaut werden. Und um möglichst an das bestehende Renommée des Neusser Museums anzuknüpfen, darf zur Eröffnung auch nicht klein angefangen werden: Die Dauerausstellung muss schnell wieder aufgebaut werden, eine neue Einzelausstellung attraktiv sein. Für die Vorbereitung ist jedoch eine möglichst genaue Terminierung der Wiedereröffnung erforderlich. Und es wäre nicht das erste Mal, dass Bauarbeiten länger andauern als veranschlagt – und bei den massiven Problemen mit dem Betongebäude am Obertor auch nicht überraschend.

(NGZ/rl)
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