Neuss Mord am Berghäuschensweg: Täter zieht Geständnis zurück

Neuss · Mit einer Überraschung hat am Düsseldorfer Landgericht am Dienstag der Totschlags-Prozess gegen einen 56-Jährigen aus Neuss-Gnadental begonnen.

Neuss: Polizei findet Leiche in Wohnung
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Neuss: Polizei findet Leiche in Wohnung

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Nachdem Michael W. M. im Februar bei der Polizei noch gestanden hatte, eine 64-jährige Bekannte getötet zu haben, wollte er gestern zur Tat keine Angaben machen. Stattdessen schwieg der mehrfach vorbestrafte Neusser eisern. Jetzt will die Staatsanwaltschaft den Angeklagten mit Hilfe von Indizien und Beweisen überführen.

Fakt ist: Marlies W. war Ende Januar dieses Jahres in der Wohnung des Angeklagten in Gnadental getötet worden. Die Polizei hatte die Leiche der Frau knapp zwei Wochen nach der Tat in der Wohnung auf dem Berghäuschensweg gefunden. Wohnungsinhaber Michael M. war zu diesem Zeitpunkt zunächst nicht auffindbar, wurde er einige Tage später gefasst.

Gegenüber der Mordkommission räumte er nach seiner Festnahme ein, Marlies W. nach einem Streit zunächst erwürgt und dann zusätzlich auch noch mit einem Messer auf sie eingestochen zu haben. "Mir sind damals die Sicherungen durchgebrannt", hatte der Mann gegenüber der Polizei erklärt. Zum Prozessauftakt wollte er dagegen zu dem mutmaßlichen Geschehen in der Wohnung keine Angaben machen.

Stattdessen vernahm Richter Rainer Drees mehrere Zeugen. Darunter ein Betreuer, der sich um den sozialschwachen Angeklagten in der Vergangenheit gekümmert hat. "Er hat berichtet, dass es zwischen dem mutmaßlichen Täter und dem späteren Opfer immer mal wieder zu Streitereien gekommen ist", erklärt Gerichtssprecher Michael Scholz. Dies hatten während der Ermittlungen bereits Nachbarn aus dem Mehrfamilienhaus berichtet, in dem Michael W. M. wohnte. Marlies W. soll am Rande zur Obdachlosigkeit und immer mal wieder bei Michael W. M. gelebt haben. Ebenfalls vernommen wurde ein Gutachter. Der Sachverständige hatte die Leiche untersucht und mehr als 20 Messerstiche festgestellt.

Am Montag soll das Verfahren mit weiteren Zeugenaussagen fortgesetzt werden. Insgesamt hat das Düsseldorfer Landgericht für den Prozess fünf Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll laut Plan am 30. Juni verkündet werden. Sollte Michael M. wegen Totschlags verurteilt werden, muss er mit bis zu 15 Jahren Gefängnis rechnen.

(NGZ)
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