Neuss Mit Worten bewegen
Neuss · Neuss Ein eng gefasster Zeitplan beherrschte seinen Tag. Und trotzdem: Mit großer Ruhe und Gelassenheit reagierte Bischof Dr. Wolfgang Huber auf jeden, der ihn ansprach.
Neuss Ein eng gefasster Zeitplan beherrschte seinen Tag. Und trotzdem: Mit großer Ruhe und Gelassenheit reagierte Bischof Dr. Wolfgang Huber auf jeden, der ihn ansprach.
Legte sich keinen Zwang an, als er im Clemens-Sels-Museum die Ausstellung "Dem Himmel sei Dank - 200 Jahre evangelisches Leben in Neuss" abschritt und bestand auch darauf, zu Fuß vom Obertor zum Quirinusmünster zu gehen, wo sich bereits eine kaum noch zu überschauende Zuhörerschaft versammelt hatte, um des Bischofs Predigt bei der traditionellen ökumenischen Michaelsvesper zu erleben.
Doch die Zeit geriet dabei keineswegs aus den Fugen. Monsignore Schelauske konnte pünktlich die Gläubigen begrüßen und auch der anschließende Empfang im Zeughaus, wo sich Bischof Huber in das Goldene Buch der Stadt eintrug, begann ohne Verzögerungen. Der Bischof jedoch hat die Zeit für sich genutzt, die für andere im Flug verging.
Hat sich von dem Gesehenen und Gehörten anregen lassen und umgehend als neue Gedanken in seine Predigt im Münster eingebunden. So klangen seine Worte über die Freude, in "dieser eindrucksvollen Kirche" predigen zu dürfen, genauso von Herzen kommend wie zuvor jene von Schelauske, der Hubers Besuch als Ehre bezeichnete und darin die Ermutigung sah, die "Brüder im Glauben zu stärken".
Für Huber, der Neuss schon vor einigen Jahren besucht hatte, war es das erste Mal, dass er St. Quirin betrat - und für St. Quirin war es vermutlich das erste Mal, dass ein evangelischer Bischof in seinen Mauern predigte.
"Mit Freude spüre ich den besonderen ökumenischen Geist, der in dieser Stadt herrscht", leitete der Bischof seine Predigt ein, die er dem Heiligen im Allgemeinen und dem Theologen Dietrich Bonhoeffer im Besonderen widmete. Wie zuvor schon Schelauske, der zwar von "manch theologischen Hürden" und "der Begrenztheit des Denkens" sprach, aber auch betonte, "Ökumene ist keine Sache der Dokumente, sondern der Freundschaft", redete auch Huber der Gemeinsamkeit beider Konfessionen das Wort.
Er suchte und belegte die Ansicht, dass beide Kirchen Heilige brauche - im Sinne von Menschen, deren Lebensweg von einem "besonderen Glaubenszeugnis" geprägt sei. Schelauske, der das letzte Mal aus Hausherr die Gläubigen zur Michaelsvesper begrüßt hatte, dürfte für sie gesprochen haben, als er Hubers Predigt als "zutiefst zu Herzen gehende Worte" charakterisierte.