Neuss Missbrauchs-Vorwurf: Ex-Trainer wehrt sich

Neuss · In seiner neuesten Ausgabe nimmt das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" unter der Überschrift "Den Finger so krumm" den Fall des sexuellen Missbrauchsverdachts gegen einen ehemaligen Turntrainer der TG Neuss auf.

Die Berichterstattung der NGZ über diesen Fall und die schleppende Behandlung durch die Staatsanwaltschaft hatten für ein überregionales Echo gesorgt.

Der "Spiegel" schreibt: "Der Fall zeigt, wie schwer sich die Justiz bei der Aufklärung derart gravierender Vorwürfe im Sport tut". Er sprach mit der gleichen 19-Jährigen wie die NGZ, die erst zehn Jahre nach dem mehrfachen sexuellen Missbrauch Strafanzeige stellte.

Inzwischen liegen Anzeigen von zehn ehemaligen Turnerinnen vor, die den Trainer teilweise massiv belasten. Einige Mädchen gaben, so der "Spiegel", zu Protokoll, der Trainer habe sie im Intimbereich angefasst. Eine Zeugin sagte: "Das war keine Hilfestellung, nein. Wir haben da so einen Anzug an, so ähnlich wie beim Ballett, nur ohne Rüschending. Da ist der da so mit der Hand reingegangen."

Eine andere Zeugin schilderte laut dem Magazin, wie der Beschuldigte "den Finger so krumm gemacht" habe, als er sie intim berührt habe. Auf Bitte einer Polizistin stellte das Mädchen die Hand des Trainers nach. Das Foto kam zu den Akten.

Erst nach Intervention der Neusser Rechtsanwältin Helga Koenemann, die acht der zehn Opfer vertritt, wurde das bereits zu den Akten gelegte Verfahren wieder aufgerollt. Als "empörend" betrachtet die Juristin in dem Artikel die "These von zentraler Bedeutung in dem Gutachten der zuständigen Psychologin. Dort heißt es, das Verhältnis zwischen Turner und Trainer zeichne sich dadurch aus, dass "per se Körperberührungen vorgenommen" würden, welche außerhalb des Turnens als "grenzüberschreitend angesehen werden müssen".

Der "Spiegel" lässt auch den Ex-Trainer (56) zu Wort kommen: "Ich verstehe nicht, was diese jungen Frauen antreibt. Diese Anschuldigungen sind falsch." Womöglich, so sagt er, sei es die Enttäuschung, an den sportlichen Zielen gescheitert zu sein. Andreas F. (Name geändert) sagte dem Magazin, er habe nur "versucht, einen guten Job zu machen". Zugreifen sei ein Reflex gewesen. Laut "Spiegel" wurde der Beschuldigte im April 2008 bis zum Abschluss der Ermittlungen von seinem Amt als Gymnasiallehrer suspendiert. Das Land zahlt vorläufig weiter seine Bezüge.

(NGZ)
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