Logistik in Neuss Ein Innenstadt-Konzept für den Lieferverkehr

Neuss · Die sogenannten „Micro-Hubs“ in Neuss sollen aus der Planungs- in die Umsetzungsphase gehen. Viel Vorarbeit wurde bereits geleistet. Jetzt macht die CDU bei diesem Thema Druck und glaubt an Ergebnisse in den nächsten drei Jahren.

 Das Paketaufkommen hat – auch wegen des wachsenden Onlinehandels – stark zugenommen.

Das Paketaufkommen hat – auch wegen des wachsenden Onlinehandels – stark zugenommen.

Foto: dpa/Jan Woitas

Der Fahrplan für die nächsten Monate steht. Im Mai soll die über das Förderprogramm der NRW-Landesregierung fortgeführte Studie zu den geplanten „Micro-Hubs“ in Neuss abgeschlossen werden. Es ist ein wichtiger Schritt für die künftige Gestaltung des innerstädtischen Lieferverkehrs. Mit den „Micro-Hubs“ soll die sogenannte „letzte Meile“ in der Logistik entlastet werden. Die Kernidee: Lieferungen werden ab dem Hub – also einem Verteilzentrum für Waren – statt mit Transportern zum Beispiel mit E-Lastenrädern und Street-Scootern zum Kunden gebracht. Die CDU drückt jetzt aufs Tempo, auch mit Blick auf das Förderprogramm „Städtische Logistik“ des Bundesverkehrsministeriums. Laut CDU-Logistikexperte Thomas Klann könne dies helfen, „die lang diskutierten Micro-Hubs in Neuss endlich im Laufe der nächsten drei Jahre zu realisieren“.

Viel Vorarbeit wurde bereits geleistet. Ende 2018 hatte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein eine Machbarkeitsstudie zur Entwicklung der Hubs in Neuss sowie in Mönchengladbach und Krefeld auf den Weg gebracht. Daran schloss die tiefergehende Fortführung der Studie an, auch mögliche Standorte wurden bereits in den Blick genommen. Jan-Philipp Büchler (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, Strukturwandel und Beschäftigung, betont, man wolle das Förderprogramm des Bundes nutzen, um „zügig Fortschritte für Neuss zu realisieren und Micro-Hubs im Bereich des Bahnhofsumfeldes und der Innenstadt umzusetzen“. Auch bei der Entwicklung des neuen Inbus-Viertels auf dem Gelände der ehemaligen Schraubenfabrik Bauer & Schaurte müssten sie mitgedacht werden. „Die theoretischen und technischen Grundlagen sind erarbeitet. Die Fördermittel stehen bereit“, erklärt Büchler. „Jetzt sind von der Stadt die Fragen der Bewirtschaftung zu klären. Dann muss es heißen: loslegen.“

Die Arbeit läuft. Wie Miriam Stiegler vom städtischen Presseamt auf Anfrage unserer Redaktion erklärt, arbeite die von der IHK mit dem Projekt beauftragte Bietergemeinschaft Agiplan, Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik sowie die Rechtsanwaltskanzlei Luther aktuell an einem Betreiber- und Einnahmenkonzept. „Ziel ist es, über eine Umlage an die Wirtschaftlichkeit zu kommen“, so Stiegler. Eine wichtige Rolle spielen dabei Mehrleistungen – Beispiele hierfür sind Umkleidekabinen und ein Lagerraum für Privatkunden – sowie die Unterhaltung des Fuhrparks, die vor Ort durch lokale Betriebe oder auch die Radstation übernommen werden könnte. „Darüber hinaus führen Agiplan/Fraunhofer im Moment Einzelgespräche mit KEP-Dienstleistern“, erklärt Stiegler. Das Kürzel steht für Kurier-, Express- und Paketdienst. „Mit Hilfe der vertraulichen Daten über das tatsächliche Sendungsaufkommen soll die Suche nach dem bestmöglichen Standort für alle Projektpartner durchgeführt werden.“

Für Büchler steht fest: Mit der Gestaltung innovativer Micro-Hubs kann Neuss nicht nur zum Vorreiter in der Region werden, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung eines klima- und aufenthaltsfreundlichen Lieferverkehrs leisten. Mit Blick auf die vielen in Neuss angesiedelten Logistikunternehmen sieht er zudem das Potenzial, neue und umweltschonende Konzepte auszuprobieren.

Der Lieferverkehr hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Angesichts des wachsenden Onlinehandels – auch befeuert durch die Corona-Pandemie und damit verbundene Schließungen des stationären Einzelhandels – gab es einen zusätzlichen Schub.

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