Lesearzt Michael Dörr Hörbuch mit Geschichten aus 50 Musikerleben

Als Leiter des Gesundheitsamtes muss man wohl immer das Thema Krankheit im Kopf haben. Zumindest ist das bei Michael Dörr so, der als „Lesearzt“ bekannt ist – weil er gerne zu Lesungen einlädt, vor allem aber auch seit langer Zeit selber Geschichten schreibt.

 Der „Lesearzt“ Michael Dörr hat sein erstes Hörbuch eingespielt. Er erzählt Geschichten und Anekdoten, und Musiker Heiner Lürig steuert eigene Kompositionen bei.

Der „Lesearzt“ Michael Dörr hat sein erstes Hörbuch eingespielt. Er erzählt Geschichten und Anekdoten, und Musiker Heiner Lürig steuert eigene Kompositionen bei.

Foto: Helga Bittner

„Irgendwie sicherlich immer themenbezogen“, kommentiert er schmunzelnd seine Geschichten etwa zu Seuchen, der menschlichen Psyche oder auch Erkrankungen von Musikern. „Aber letzteres war manchmal schon schwierig“, sagt er. Wer will schon gern, wenn er selbst im Rampenlicht steht, dass er auch mit seinen Schwächen bekannt wird.

Also hat sich Dörr (der sich im Übrigen bestens in der Rockmusik auskennt) vor allem mit den „humorvollen Aspekten“ der Musikerbiografien beschäftigt. Herausgekommen ist dabei – zum ersten Mal – ein Hörbuch mit von ihm gesprochenen Texten aus dem Leben eines Jimi Hendrix oder Graham Nash. „Zugabe“ heißt es, kostet 15 Euro, ist in Neuss unter anderem im Bücherhaus am Münster zu kaufen oder über verschiedene Kanäle im Internet zu bestellen.

Vor rund einem Jahr hatte er die Idee zu dem Hörbuch. Zu Geschichten aus dem Leben von bekannten Rockmusikern gehört auch die Musik, sagte er sich damals und stellte seine Idee dem Musiker Heiner Lürig vor, der im sauerländischen Fritzlar ein Studio betreibt und als kreativer Kopf des Sängers Heinz Rudolf Kunze gilt. Für ihn hat er etwa „Dein ist mein ganzes Herz“ oder „Mit Lieb und Seel“ komponiert.

Lürig habe spontan zugesagt, erzählt Dörr. Allerdings hat er nicht einfach die Musik eines Hendrix oder Nash eingespielt, sondern sich davon zu eigenen Kompositionen inspirieren lassen. Und so reichert er die Geschichten und Anekdoten etwa über die Spider Murphy Gang und ihrem Hit „Skandal im Sperrbezirk“ (die darin genannte Telefonnummer gab es wirklich: „Ein Supergau für die Band, sagt Dörr) oder den führerscheinlosen Ozzy Osborne, der schon mal auf ein Pferd stieg, um zu seinem Pub zu kommen, mit eigenen instrumentalen Stücken an.

Wenn Dörr von den Dingen erzählt, die er für das Hörbuch ausgesucht hat, dann spielt ein etwas entrücktes Lächeln um seinen Mund. Wirklich neu ist davon nichts, gibt er zu, denn vieles hat er bereits in seinen Lesungen erzählt, aber alles mal zusammen auf einem Hörbuch zusammenzufassen, ist ihm Anliegen und Freude zugleich. „Finanziell ist es ein Desaster“ sagt er und lacht, „aber es ist mein Hobby und schon deswegen für mich wichtig.“

500 CDs hat er mit den Geschichten aus etwa 50 Musikerbiografien auflegen lassen. Und er hofft, dass sie mal zum Lachen, mal zum Nachdenken bewegen. Denn zu dem, was er erzählt, gehört auch eine Geschichte wie die von Graham Nash und seiner gestorbenen Mutter. Sie hatte dem Sohn auf ihrem Sterbebett gestanden, dass sie gern selbst mal auf einer großen Bühne gesungen hätte. Als Graham Nash dann eines Tages auf der Bühne der Royal Albert Hall stand, erzählte er eben von diesem Wunsch, zog ein Röhrchen mit ein wenig Asche der Mutter aus der Tasche – und verteilte den Inhalt auf der Bühne. Womit sich ihr Wunsch erfüllt habe, erklärte er dabei dem gerührten Publikum.

Im Rahmen des „Vorlesemarathons“ präsentiert Dörr am Samstag, 17. November, um 20 Uhr, heitere und musikalische Literaturstellen bei der Stellwerk-Initiative in Grevenbroich, Bahnstraße 71.

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