Mentorenprogramm „Balu und Du“ am Neusser Gymnasium Oberstufenschüler schenken Kindern ihre Zeit

Neuss · Grundschulkinder im außerschulischen Bereich fördern: So lautet das Ziel des Mentorenprogramms „Balu und Du“, das in diesem Schuljahr auch erstmalig am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium umgesetzt wird.

 Beim „Balu und Du“-Projekttreffen kamen am Freitag alle Grundschüler und ihre Paten am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium zusammen.

Beim „Balu und Du“-Projekttreffen kamen am Freitag alle Grundschüler und ihre Paten am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium zusammen.

Foto: Andreas Woitschützke

Mogli und Balu sind ein starkes Duo, die zusammen eine tolle Zeit verbringen und viel Spaß miteinander haben. Damit sind jedoch nicht der gemütliche Bär und das Findelkind aus der Erzählung „Das Dschungelbuch“ gemeint. Die Rede ist vom bundesweiten Mentorenprogramm „Balu und Du“, das in diesem Schuljahr auch erstmalig am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Neuss umgesetzt wird.

Die Förderung von sozial benachteiligten Grundschulkindern – den Moglis – steht hierbei im Vordergrund. Ihnen werden Paten – Balus – zur Seite gestellt. Am Neusser Gymnasium sind das Oberstufenschüler, die den Projektkurs belegt haben. Mit ihren Balus treffen sich die Kinder einmal wöchentlich für gemeinsame Unternehmungen: Zum Fußball spielen, Eis essen oder gemeinsamen Lesen, im Park oder zu Hause – ihre gemeinsame Zeit können sie ganz individuell gestalten.

„Wir haben zum Beispiel zuletzt Kürbisse geschnitzt und Plätzchen gebacken“, berichtet Charlotte Rasch, eine der neun Balus. Sie habe schon immer gern mit Kindern gearbeitet und genieße die Zeit mit ihrem Mogli. Genau wie Elli Tsentidis. Auch sie hat sich für den Projektkurs angemeldet, um sich den pädagogischen Aufgaben zu stellen und Verantwortung zu übernehmen: „Ich finde es schön, die Entwicklung der Kinder zu begleiten“, sagt die 17-Jährige.

Sie tauscht sich mit ihrem Patenkind über die unterschiedlichsten Dinge aus: Lieblingstiere, Interessen, Hobbys, aber auch über die Vergangenheit. „Mein Mogli und ihre Familie kommen aus Afghanistan. Als ich erfahren habe, dass mich eine Dolmetscherin begleiten wird, um mit den Eltern zu sprechen, hat mich das zunächst verunsichert“, gesteht die Schülerin. Doch das Gefühl, willkommen zu sein und wertgeschätzt zu werden, habe die Sorgen schnell vergessen lassen.

Mit solchen Problemen werden die Schüler nicht allein gelassen, erklärt die stellvertretende Schulleiterin und Projektlehrerin Sarah Gicklhorn. Im Rahmen des Projektkurses wird den Schülern Fachwissen vermittelt, werden Treffen vorbereitet. Außerdem werde jedes Treffen mit einem Tagebucheintrag dokumentiert, auf den die Lehrer in einem Online-Portal zugreifen können. „Die Schüler haben in diesem Programm die Möglichkeit, Praxis und Theorie miteinander zu verbinden und können eigenständig erfahren, wie pädagogische Arbeit funktioniert“, erklärt Koordinatorin Tanja Köper. Abschließend sollen die Schüler ein Projekt mit ihren Moglis organisieren und dieses in einer wissenschaftlichen Arbeit darlegen.

Doch nicht nur die Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums profitieren von dem Projekt: „Die Kinder berichten nur Positives von den Treffen mit ihren Balus“, erzählt Andreas Barnieske, Schulleiter der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule. Als das Gymnasium das Projekt vorstellte, war der Schulgemeinschaft schnell klar: „Da machen wir mit.“ Die Kinder seien so begeistert, dass mittlerweile auch weitere Grundschüler nach einem Paten fragen. „Es ist schön zu sehen, dass es junge, engagierte Menschen gibt, die jüngeren Kindern, die Unterstützung gebrauchen können, ihre private Zeit regelmäßig schenken“, lobt Barnieske.

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