Neuss „Menschen wollen Stadtwerke“

Neuss · Investitionen auf Rekordniveau und trotzdem Gewinn gemacht: Die Stadtwerke Neuss schlossen das Geschäftsjahr überplanmäßig gut ab. Runde: Geplatzte Fusion war kein Rückschritt für die Unternehmensentwicklung.

 Nie war Busfahren wertvoller als heute: Stadtwerkechef Heinz Runde freut sich über schwarze Zahlen bei den Neusser Verkehrsbetrieben: „Einmalig.“

Nie war Busfahren wertvoller als heute: Stadtwerkechef Heinz Runde freut sich über schwarze Zahlen bei den Neusser Verkehrsbetrieben: „Einmalig.“

Foto: NGZ

Neuss Die hohen Benzinpreise treiben den Stadtwerken Neuss (swn) die Kunden in die Arme.

26,5 Millionen Fahrgäste lösten im Vorjahr ein swn-Ticket und hoben nicht nur den Umsatz am Fahrkartenschalter um 700 000 auf insgesamt 16,9 Millionen Euro, sondern hatten auch Anteil daran, dass die Verkehrsbetriebe schwarze Zahlen schrieben und ein Ergebnis nach Steuern in Höhe von 1,5 Millionen Euro einfuhren.

"Einmalig", nannte das Stadtwerkechef Heinz Runde, der auch dank dieses Einzelergebnisses eine Gesamtbilanz des Konzerns Stadtwerke vorstellen konnte, in der - trotz Rekordinvestitionen im Vorjahr in der Größenordnung von 18,3 Millionen Euro - ein Gesamtbetriebsergebnis vor Steuer in Höhe von 8,4 Millionen Euro ausgewiesen ist. Nettoüberschuss: 1,5 Millionen Euro. Runde: "Das beste Ergebnis überhaupt!"

Warum dann die Fusionsdebatte im Vorjahr? Der Bereich Verkehr, der auch nicht Teil der Fusionsverhandlungen war, wird von der Europäischen Union der Daseinsvorsorge zugerechnet und bleibt zunächst bis 2019 ein Markt, der von europaweiten Ausschreibungen nicht durcheinandergewirbelt wird.

Beim Thema Energie liege der Fall anders. Dort lägen Risiken, betonte Runde. Dass die Fusion mit den Stadtwerken Krefeld zuletzt platzte, stelle, so Runde, "keinen Rückschritt für die Entwicklung der swn dar." Vielmehr schaffe der jüngste Ratsbeschluss neue Möglichkeiten, das Unternehmen weiterzuentwickeln. Zentral aus Sicht des Stadtwerke-Geschäftsführers: das Stromgeschäft.

Die Verpachtung des Stromnetzes an den Energiekonzern RWE allein war gut in der Vergangenheit, könne aber nicht der Weg in die Zukunft sein. Stattdessen müssten die Stadtwerke stärker und operativ in die Erzeugung und Beschaffung von Strom einsteigen.

Dazu sollen Kooperationen ausgelotet werden, bei denen RWE ein möglicher Partner sein könne. Das Interesse dazu sei auch von dem Konzern schon artikuliert worden. Das Thema "Grüner Strom" ist bei der Suche nach neuen Unternehmensstrategien auch im Blick.

"Wir können uns dem nicht verschließen", sagte Runde. Gemeinsam mit 40 anderen Stadtwerken werde deshalb darüber nachgedacht, wie Energie aus Wasserkraft, Geothermie, Biomasse oder Windkraft erzeugt und vermarktet werden kann. Die Pläne, auf einem dafür schon reservierten Grundstück im Hafen ein Biogaskraftwerk zu errichten, haben die Stadtwerke allerdings verworfen.

Einmal, weil die Preise für die nachwachsenden Rohstoffe enorm angezogen haben, wie Stephan Lommetz erklärte, der kaufmännische Leiter. Hinzu kommen ethische Bedenken: Man könne nicht Lebensmittel verbrennen, um daraus Energie zu gewinnen, sagte Runde. "Also, ich mache das nicht!"

Die Auswirkungen der Liberalisierung des Gasmarktes im Vorjahr haben die Stadtwerke nach Lommetz Darstellung allerdings im Griff. Ein Unternehmen sei als Sonderkunde verloren gegangen (Lommetz: "Der erste in neun Jahren."), von den Tarifkunden wechselten drei Prozent zur Konkurrenz.

So der Stand von Donnerstag. Lommetz: "Die Wechselbereitschaft nimmt aber deutlich ab." Erst recht, nachdem die Stadtwerke mit einem Online-Angebot offensiv wurden. Runde: "Die Menschen wollen Stadtwerke."

(NGZ)
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