Neuss Mehr Rasengräber in den Stadtteilen

Neuss · Weil die Nachfrage so groß ist, sollen in Grimlinghausen und Reuschenberg noch mehr Rasengemeinschaftsgräber entstehen wie am Hauptfriedhof. Bestatter regen Gespräche darüber an, wie der Friedhof 2030 aussehen kann.

Neuss: Mehr Rasengräber in den Stadtteilen
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Auf den Neusser Friedhöfen soll es künftig noch mehr Rasengräber geben. Die Stadtverwaltung möchte auf dem Friedhof Grimlinghausen (neu) eine Fläche herrichten und als Rasengemeinschaftsgräber für Urnen- und Sargbestattungen anbieten. Das teilt die Verwaltung in einer Mitteilung an den Umweltausschuss mit, der heute am Nachmittag tagt. Erste Nachfragen lägen bereits vor, mit der Umsetzung soll im April begonnen werden. Außerdem sei eine weitere Fläche für Rasengräber auch auf dem Südfriedhof in Reuschenberg geplant. Auf dem neueren Teil des dortigen Friedhofs sei bereits eine Fläche für Rasengemeinschaftsgräber ausgewählt, man könne dies zeitnah umsetzen.

Bei den Rasengemeinschaftsgräbern handelt es sich um Grabflächen, die "halbanonym" sind. Nach der Beisetzung wird auf dem Grab Rasen eingesät, um die Pflege kümmert sich dann die Friedhofsverwaltung. Angehörige sind davon entlastet, dafür gibt es nicht die klar definierte Ruhestätte des Verstorbenen mit einem Kreuz oder einem Gedenkstein. Auf dem Hauptfriedhof, wo es bereits große Flächen für solche Rasengräber gibt, erinnern die Namen an den Stelen an die Beigesetzten. In Grimlinghausen soll es beschriftete Pflastersteine geben.

Die Nachfrage nach Beisetzungen in Rasengräbern ist in Neuss ungebrochen hoch. Allein am Hauptfriedhof wurden nach Auskunft der Städtischen Friedhöfe seit dem Jahr 2002 etwa 700 Särge und 1100 Urnen in Rasengemeinschaftsgräbern beigesetzt. "Die Verwaltung greift sich ändernde Bedürfnisse auf und erweitert ihr Angebot an Bestattungsformen bedarfsgerecht und zeitgemäß", heißt es dazu in der Mitteilung der Verwaltung. "Veränderungen in der Bestattungskultur bergen Chancen, stärker auf die Wünsche der Nutzer einzugehen."

Auf dem kirchlichen Friedhof in Weißenberg gibt es ebenfalls seit 2006 Rasengemeinschaftsgräber. Die Rasengräber in der Stadt haben dafür gesorgt, dass im gleichen Zug die vollkommen anonymen Bestattungen drastisch zurückgegangen sind. Diesen Trend beobachten die Neusser Bestatter. "Familien wünschen sich nämlich schon einen gezielten Anlaufpunkt", sagt Wilfried Odenthal, Landesinnungsmeister der Bestatter in NRW aus Neuss. "Es gibt einen regen Bedarf an Rasengräbern. Wir müssen aber aufpassen, dass wir das nicht als das moderne Grab ansehen und uns unsere Bestattungskultur kaputt machen."

Der Trend zur Feuerbestattung ist zudem in der Stadt ungebrochen groß. Im vergangenen Dezember lag der Anteil bei etwa 56 Prozent. Urnen brauchen weniger Platz, und das schafft Flächen auf den Friedhöfen. "Es sind so viele Flächen frei, dass man über alternative Nutzungen nachdenken kann", sagt Odenthal. "Die Stadt sollte zusammen mit Bestattern, Gärtnern und Steinmetzen überlegen, wie der Friedhof 2030 aussehen kann." Denn andere Trends haben Neuss noch gar nicht erreicht: Streuwege, auf denen die Asche Verstorbener verstreut wird. Kolumbarien, in denen Urnen aufbewahrt werden. Und Memoriengärten, bei denen Gärtner eine parkähnliche Anlagen gestalten, in der Tote bestattet werden. "Damit werden wir uns auseinandersetzen müssen", sagt Odenthal.

(NGZ)
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