Neuss Mehr Lohn für Neusser Tagesmütter

Neuss · Jobs in der Tagespflege sollen attraktiver werden: Die Stadt erhöht den Stundensatz und übernimmt Ausbildungskosten.

 Tagesmütter wie Alina Ceglia (l.) und Nicole Paashaus, hier mit ihren Tagespflege-Kindern Antonia und Merle (v. li.), sollen für ihre Arbeit künftig besser entlohnt werden, schlägt die Stadtverwaltung vor.

Tagesmütter wie Alina Ceglia (l.) und Nicole Paashaus, hier mit ihren Tagespflege-Kindern Antonia und Merle (v. li.), sollen für ihre Arbeit künftig besser entlohnt werden, schlägt die Stadtverwaltung vor.

Foto: woi

Wenn der Jugendhilfeausschuss heute Abend zusammentritt, wird nicht nur über höhere Kita-Beiträge gestritten. Auch Veränderungen bei der Kindertagespflege stehen auf dem Sitzungsprogramm, denn die Stadtverwaltung hat sich zum Ziel gesetzt, den Beruf der Tagesmutter und des Tagesvaters attraktiver zu machen. Der Stundensatz für qualifizierte Tagespflegepersonen mit abgeschlossener Fortbildung soll von 4,50 auf fünf Euro pro Kind und Stunde steigen. Zudem will die Stadt künftig die Kosten für die Zertifizierungskurse voll übernehmen.

Für Tagesmütter wie Nicole Paashaus und Alina Ceglia ist das eine gute Nachricht: "Für uns ist das eine schöne Wertschätzung unserer Arbeit", sagt Ceglia, die derzeit mit ihrer Kollegin fünf Kinder betreut. Ab Sommer stocken die beiden Frauen aus dem Stadionviertel weiter auf: Dann werden zehn Kinder regelmäßig zu ihnen nach Hause kommen. Denn die Nachfrage ist groß: "Gerade für Kinder unter drei Jahren suchen die Eltern dringend Plätze", erzählt Paashaus. Auch das ist ein Grund für die Stadt, verstärkt für den Beruf der Tagesmutter zu werben, um diesen Bedarf zu decken.

"Derzeit gibt es in Neuss 177 Tagespflegepersonen", sagt Jugendamtsleiter Markus Hübner. 340 Plätze bieten diese Tageseltern derzeit an, eine Zahl, die ausgebaut werden soll. Einerseits, um für den Stichtag 1. August gerüstet zu sein, wenn der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Unterdreijährige kommt – weil dann auch auf Plätze in der Tagespflege verwiesen werden kann. Aber auch, wie Sozialdezernent Stefan Hahn betont, "um den bereits jetzt sichtbaren Bedarf der Eltern nach Betreuung der Kinder abzudecken". Dass dieser Bedarf immer früher angemeldet wird, wissen auch Nicole Paashaus und Alina Ceglia. Beide sind seit mehreren Jahren Tagesmütter, und ihre Erfahrung zeigt: Die Eltern melden sich immer früher bei ihnen. Es sei keine Seltenheit, dass ein Kind schon mit acht oder neun Monaten in die Tagespflege gehe. Auch die Erwartungshaltung der Eltern habe sich gewandelt: "Sie fragen genau nach, wie qualifiziert wir sind", sagt Paashaus, die mit ihrer Kollegin für ihr gemeinsames Tagespflegeangebot ein Konzept erarbeitet hat, das sich nach der Pikler-Pädagogik richtet – beide bieten mittlerweile zu diesem Thema selbst Fortbildungen im Familienforum Edith Stein an.

Zu dem Tagespflege-Paket, das die Stadt für den Jugendhilfeausschuss geschnürt hat, gehört auch, dass die Elternbeiträge sinken sollen, während sie im U3-Bereich der Kitas eher steigen. Am stärksten entlastet werden sollen Familien mit geringem Einkommen. Um 50 Prozent auf 41 Euro sinkt etwa der Monatsbeitrag einer Familie mit einem Brutto-Einkommen von 23 000 bis 26 000 Euro. Aber auch bei mittleren Verdiensten verspricht die Stadt Entlastung, etwa im Einkommensbereich bis 35 000 Euro, wo der Beitrag um 46 Euro auf 124 Euro sinken soll. "Wir wollen die Tagespflege stärker fördern", sagt Hahn. "Und zwar sowohl um Eltern zu entlasten als auch Tageseltern zu fördern."

(NGZ/jco)
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