Neuss Mehr Hygiene gegen Keime

Neuss · Um Patienten vor Erregern zu schützen, die gegen Antiobiotika resistent sind, nehmen die städtischen Krankenhäuser bei Risikogruppen Screenings vor. Ein genereller Aufnahmetest findet bisher nicht statt.

 In Kliniken kommt es auf Hygiene an: Das Lukaskrankenhaus in Neuss beteiligt sich unter anderem an der "Aktion saubere Hände".

In Kliniken kommt es auf Hygiene an: Das Lukaskrankenhaus in Neuss beteiligt sich unter anderem an der "Aktion saubere Hände".

Foto: dpa

Antibiotika helfen gegen bakterielle Infekte – normalerweise. Doch seit Anfang der 90er Jahre gibt immer mehr Erreger, die gegen Penizillin und andere Antibiotika resistent sind und durch Hautkontakt, übertragen werden können. "Hauptgrund dafür ist die nachlässigere Anwendung von Antibiotika. Etwa 60 Prozent werden falsch verschrieben oder falsch eingenommen", erklärt Anja Goecke, Hygienefachkraft im Johanna-Etienne-Krankenhaus.

Um die Verbreitung von Infektionen durch multiresistente Keime, so genannte MRSA, einzudämmen, fordert das Robert-Koch-Institut (RKI) einen Nasen- und Rachenabstrich bei Risikopatienten – dazu zählen chronisch Kranke, Patienten mit offenen Wunden und solche, die bereits viele Operationen oder Therapien mit Antibiotika hinter sich haben. Auch die beiden Stadtkliniken, das Lukaskrankenhaus und das Johanna-Etienne-Krankenhaus, ergreifen bei Risikopatienten Vorsichtsmaßnahmen – inklusive Screening. Ein genereller Test aller Patienten, wie ihn einige Düsseldorfer Kliniken nach dem "niederländischen Modell" durchführen, findet in Neuss nicht statt. "Wir testen zum Beispiel alle Patienten, die aus anderen Kliniken oder Altenpflegeeinrichtungen kommen", sagt Goecke. "Bis zum negativen Befund wird der Patient isoliert. Ein generelles Screening scheitert bei uns momentan an der Bettenkapazität."

Etwa 20 Euro kostet der Schnelltest, die Kosten einer MRSA-Infektion können im fünfstelligen Bereich liegen, schätzt Ralf Schumacher, Oberarzt für Anästhesie und Mitglied der Hygiene-Kommission im Lukaskrankenhaus. Schumacher befürwortet ein allgemeines Aufnahme-Screening wie in den Niederlanden, wo aufgrund des Tests aller Patienten die MRSA-Rate deutlich abnimmt. "Wir bauen unsere Screenings aus und schulen unser Personal in der Ambulanz, noch öfter an die gefährlichen Erreger zu denken", sagt er. "Bei hochgradigem Verdacht nehmen wir einen Schnelltest in unserem Labor vor und isolieren den Patienten. Zudem wird von jedem, der vor einer großen Operation steht, ein Abstrich genommen."

Die Rate an MRSA ist deutschlandweit seit einigen Jahren relativ stabil. Ein zunehmendes Problem sind multiresistente Gram-negative Erreger (ESBL). Dem begegnen die Kliniken mit höheren Hygienestandards. "Die zehn wichtigsten Faktoren in der Übertragung von Erregern sind die Finger", erklärt Schumacher. Das Lukaskrankenhaus beteiligt sich an der "Aktion saubere Hände" zur Verbesserung der Händedesinfektion in Gesundheitseinrichtungen. Auf den Stationen beobachten die Hygienefachkräfte aktuell den Verbrauch von Desinfektionsmittel und das Hygieneverhalten des Personals.

(NGZ)
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