Wohnen in Neuss Wohnen mit Friedhofsruhe
Neuss · Auf der Fläche der Friedhofsgärtnerei Küsters-Schlangen entsteht Wohnraum für zehn Familien. Die Baugenehmigung liegt dem Meerbuscher Investor b.on Baupartner schon vor, der Start der Vermarktung steht unmittelbar bevor.
Bei der Bewertung einer Immobilie zählen für Makler vor allem drei Kriterien: Lage, Lage und nochmals Lage. Und welche Lage könnte ruhiger sein als die zwischen Hauptfriedhof und jüdischem Friedhof? Genau dort errichtet die Meerbuscher Firma b.on Baupartner als Projektentwickler zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt zehn Eigentumswohnungen. Schlüsselfertig und zum Festpreis. Garantiert.
Die Adresse müsste vielen Neussern noch geläufig sein: Glehner Weg 81. Dort war 99 Jahre lang die Friedhofsgärtnerei Küsters-Schlangen ansässig. „Eine Institution“, wie Sinan Ahrazoglu von der Firma b.on Baupartner voller Anerkennung sagt. Schon 2017 führten die Meerbuscher mit Inhaber Gregor Schlangen erste Gespräche über eine Neunutzung der Gärtnerei. Damals hoffte Schlangen noch, einen Nachfolger für sein Unternehmen finden zu können. Letztlich scheiterten alle Versuche, und gesundheitliche Gründe zwangen Schlangen Ende Juni, seinen Laden zu schließen. Ersatzlos.
Einige Gräber betreut Schlangen im Kundenauftrag weiter, und auch die von Norbert Browa geführte Grabpflege Küsters-Schlangen GmbH macht weiter und hat ihren Firmensitz bis heute auf dem Gelände am Glehner Weg. Spätestens wenn der Abbruch der Wohn- und Wirtschaftsgebäude beginnt, wird Browa aber seinen Betriebshof verlagern müssen. „Vermutlich Richtung Holzheim“, sagt Browa.
Viel Zeit aber bleibt ihm nicht, wie nicht zuletzt ein Bautransparent am Gärtnereizaun deutlich macht. Sobald in einem ersten Schritt alle Hausanschlüsse zur Altliegenschaft gekappt sind, wird mit der Entkernung begonnen. Der Abbruch soll unmittelbar folgen, denn Baubeginn wird nach Auskunft von Carsten Lobbes, dem Projektverantwortlichen bei b.on, Mitte kommenden Jahres sein. Bezugsfertig werden die Wohnungen 2023.
Statt zweier Mehrfamilienhäuser hätte auch eines mit deutlich mehr Fläche errichtet werden können, sagt Ahrazoglu mit Blick auf die Festsetzungen des Bebauungsplanes. Aber ein solcher Klotz hätte maßstäblich nicht ins Umfeld gepasst. Überhaupt bemühen sich die Meerbuscher, zurückhaltend zu agieren. Dazu gehörte auch, sich vorab mit der jüdischen Gemeinde als Nachbar abzustimmen. Zurückhaltung sei aber auch Teil der Unternehmensphilosophie, ergänzt Ahrazoglu: „Wir kommen aus dem Architekten- und Einfamilienhausbau. Wir wollen Orte schaffen, an denen sich Menschen wohlfühlen.“
Maximal mögliche Verdichtung passt nicht dazu. So wird auch nur entlang der Straße gebaut, der rückwärtige Teil des Gärtnereigrundstückes bleibt unbebaut, ein Teil wird als Spielplatz genutzt. Das schon dort stehende Zweifamilienhaus, älter als der bestehende Bebauungsplan, bleibt von alledem unberührt. Man stehe in Kaufverhandlungen, sagt Lobbes, doch ist eher Sanierung das Ziel.
Als Projekt der baulichen Innenverdichtung wurde das Vorhaben der Firma b.on vom Bauamt unterstützt. Die Baugenehmigung liegt bereits vor, Kaufinteressenten können sich schon vormerken lassen. Die eigentliche Vermarktung wird im November starten, sagt Ahrazoglu, doch ist der Kaufpreis noch nicht abschließend ermittelt. Enorme Preissteigerungen auf dem Baustoffmarkt machten jede Preisbildung, die der Bauträger ja auch garantieren will, schwer.
Zielgruppe für die neuen Wohnungen sind vor allem Familien, sagt Lobbes. Deshalb wird mit 99 bis 164 Quadratmetern Wohnfläche je Einheit bewusst groß geplant.